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Die Stunde Frankreichs

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Quintomonarchismus

1650 malte Rembrandt „Die Vision Daniels“, ein Bild, das als Symbol dieses für Christen und Juden im Zeichen des „Quintomonarchismus“ (der Erwartung des fünften und letzten Weltreichs auf Erden) messianisch schwangeren Jahrhunderts gelten könnte. In dieser Zeit bemühte sich der portugiesische Jesuit António Vieira in seinem Werk História do Futuro – Esperança de Portugal – Quinto Império do mundo (Künftige Geschichte – Hoffnung Portugals – Fünftes Weltreich) um eine Lusitanisierung der Visionen Daniels. Vieira möchte „ohne jeden Zweifel“ beweisen, dass ein neues, fünftes Reich Christi hier auf Erden verheißen und Portugal dabei die zeitliche Führungsrolle der Universalmonarchie vorbehalten sei. Die Sefarden Amsterdams wandten sich mit dem Rabbiner Menasseh Ben Israel ebenfalls dem Danielbuch zu und erwarteten die baldige Ankunft des Messias mit der fünften und letzten Universalmonarchie, deren Führung natürlich immer schon Israel verheißen sei. Auch in England fühlten sich die Puritaner des „The Fifth Monarchy Movement“ zur Führung auserwählt. Dies galt auch für die Schweden und die österreichischen Habsburger, aber die besten Karten zum Aufstieg als neuem Hegemon in Europa hatte Frankreich.

Translatio imperii nach Frankreich

Einem politischen Theologen wie Campanella war diese Entwicklung nicht entgangen; daher wechselte er 1634 die Fronten. Als Hoftheologe Ludwigs XIII. (1610–1643) und politischer Propagandist Richelieus begründete er nun in einer unvollständig gebliebenen Schrift, die man in einer modernen Ausgabe Monarchia di Francia genannt hat, die Translatio imperii durch Gottes Fügung nach Frankreich. Campanella betont auch hier das hierokratische Prinzip seiner politischen Theorie, wonach der Papst das Haupt der Universalmonarchie sei und die Könige in seinem Auftrag das zeitliche Schwert führen. Die Frage ist allerdings, welcher christliche König die ganze Welt zu einer Herde unter Führung eines Hirten vereinen solle. Campanella schickt nun seine frühere These voraus: Allem Anschein nach sei dies die Aufgabe des spanischen Königs. Dann aber behauptet er kühn: „Das Wesen einer solchen Monarchie gehört eher zu Frankreich als zu Spanien.“ Die Spanier seien dazu nur die Wegbereiter.

Es folgt eine Apologie Frankreichs. Denn der Titel „Katholischer König“, den der König von Spanien führe, sei nicht hochrangiger als der Titel „Allerchristlichster König“, der dem König Frankreichs zustehe. Wenn die Spanier ihrer Bestimmung nicht gerecht würden, so werde Gott Menschen anderer Länder, etwa aus Frankreich, auswählen und in Spanien ansiedeln usw.

Das Werk endet mit Ratschlägen zur Renovatio imperii durch die Franzosen. Dazu sei es zuallererst nötig, den Hispanismus zu bekämpfen und die Propagandaschlacht gegen die Spanier mittels der Feder und der Gelehrtenargumente zu gewinnen. Dabei müsse man predigen, Gott wolle nicht, dass die Spanier in der Alten Welt blieben, wo sie nur Böses tun könnten; vielmehr wolle er, dass sie in die Neue Welt auswanderten, wo er für sie nur Gutes vorgesehen habe. Campanella träumte also von einer doppelten Universalmonarchie, d.h. von einer „bipolaren Weltordnung“: den Franzosen die Alte Welt, den Spaniern die Neue.

1635 trat Frankreich in den Dreißigjährigen Krieg ein, aber nicht gegen den Kaiser, sondern gegen Spanien. Daher geht der Kampf auch nach dem Westfälischen Friedensvertrag mit dem Kaiser 1648 weiter. Zunächst konnten die Spanier 1636 siegen und bis vor Paris vorrücken, aber nach der vernichtenden Niederlage 1643 bei Rocroi wandte sich das Blatt endgültig zugunsten Frankreichs. Nach dem Sieg von Lens 1648 folgten 1658 der Sieg von Dünkirchen und 1659 der Pyrenäenfriede zwischen einem würdigen Verlierer und einem sich gemäßigt verhaltenden Sieger: Danach musste Philipp IV. seine Tochter María Teresa mit Ludwig XIV. verheiraten und dem Franzosen einige Festungen in Flandern sowie die kleinen transpyrenäischen Territorien der alten Krone Aragóns, die keine große Bedeutung mehr hatten, überlassen. Die spanische Hegemonie in Europa wurde durch eine französische abgelöst. Aber Spanien mit seinem Weltreich blieb eine Großmacht.

Das Spanische Jahrhundert

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