Читать книгу Gisela und der Frauenarzt - Marie Louise Fischer - Страница 11

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Am Abend klingelte Gernot Mannhardt, ein Boy aus der Nachbarschaft, bei Schmitts und wollte Gisela in die Diskothek abholen. Unter normalen Umständen wäre sie liebend gern mitgegangen, aber heute konnte sie sich nicht aufraffen. Sie wußte, daß sie nicht mit den anderen unbeschwert lachen und tanzen konnte.

»Tut mir leid, ich habe keine Zeit«, behauptete sie.

»Was hast du denn jetzt noch zu tun?«

»Eine ganze Menge. Ich kann wirklich nicht. Ein andermal gern.«

Sie zwang sich zu einem Lächeln, bevor sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug. Was Ulrike in der Sprechstunde des Frauenarztes erzählt hatte, machte ihr immer noch zu schaffen.

Sie kannte Hans Sattelmeier, den LKW-Fahrer, und hatte ihn bisher immer für einen etwas groben, aber netten Menschen gehalten. Er schien sehr verliebt in seine Frau zu sein. Dennoch hatte er, wenn man Ulrike glauben wollte, und Gisela sah keinen Grund, das nicht zu tun, ein junges Mädchen vergewaltigt.

Seine Frau hatte damals ein Kind erwartet. Gisela wußte, daß der Arzt, wenn es während der Schwangerschaft zu Blutungen kommt, der Patientin jeden Geschlechtsverkehr verbot. So mochte es auch im Fall Sattelmeier gewesen sein.

Aber war das eine Entschuldigung für den Mann, seine Frau zu betrügen und einer anderen Gewalt anzutun? Würde Frau Sattelmeier das verzeihen können? Konnte man so etwas überhaupt verzeihen?

Nachdenklich ging Gisela in ihr Zimmer zurück. Sie hatte keine Lust, mit ihrer Familie fernzusehen. Zu sehr war sie immer noch innerlich mit der Vergewaltigung beschäftigt, von der Ulrike ihr erzählt hatte.

Sie konnte auch Fred Liebermann nicht verstehen! Er war doch eigentlich schuld daran gewesen, daß Ulrike diesem Kerl in die Hände gefallen war. Aber anstatt nachher zu ihr zu halten, hatte er sie stehenlassen.

Diese Männer!

Plötzlich hatte Gisela eine Idee.

Sie riß die Tür zum Wohnzimmer auf und rief: »Tschüß, Mutti, ich geh’ noch ein bißchen fort, nein, ich glaube nicht, daß es spät wird!« Dann schlüpfte sie in ihre rote Clubjacke, denn abends war es immer noch reichlich kühl, und verließ das Haus.

Gisela und der Frauenarzt

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