Читать книгу Gisela und der Frauenarzt - Marie Louise Fischer - Страница 8

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In ihrem Beruf als Helferin eines Frauenarztes kam Gisela oft mit ergreifenden menschlichen Schicksalen in Berührung, aber sie ließ es nicht zu, daß sie ihr Privatleben überschatteten.

Im Fall Ulrike Simons war es anders, weil das Mädchen so jung war und weil sie sie seit Jahren kannte. Ausnahmsweise konnte Gisela ihre Sorgen auch nach Feierabend nicht abschütteln und hatte das Gefühl, irgend etwas für Ulrike tun, ja, sie vielleicht warnen zu müssen.

Aber wie sollte sie das? Sie war mit Ulrike nie wirklich befreundet gewesen, hatte sie auch nie besucht. Was würde ihr Vater denken, wenn sie plötzlich bei ihnen aufkreuzte? Er war äußerst mißtrauisch, und wenn er wußte, daß sie als Helferin bei einem Frauenarzt arbeitete, würde er womöglich Verdacht schöpfen.

Gisela entschloß sich, bei Simons anzurufen. Aber als sie die knarrende, ablehnende Stimme von Ulrikes Vater hörte, wußte sie nicht, was sie sagen sollte, und legte den Hörer wieder auf.

Sie hätte eine Menge darum gegeben, wenn sie mit irgend jemandem über Ulrike hätte sprechen können. Gute Zuhörer hätte sie genug gehabt: ihre Mutter, ihren Vater, ihre verheiratete Schwester, ihre Freundinnen. Aber sie wußte, daß sie genauso unbedingt zum Schweigen verpflichtet war wie der Arzt selber und hatte sich bisher stets strikt an dieses Gebot gehalten.

Aber noch nie war es ihr so schwergefallen wie diesmal.

Gisela und der Frauenarzt

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