Читать книгу Der Verachtete - Marieke Hinterding - Страница 11

Drei Tage später kam per Post die Kündigung.

Оглавление

Fristlos, hieß es in dem Schreiben! Weil er der Firma unentschuldigt ferngeblieben war!

Udo war fassungslos. Er hatte Zeitarbeitsfirma T. das Attest unverzüglich zugesandt, so wie es im Arbeitsvertrag bei solchen Vorkommnissen festgeschrieben war. Und er war davon ausgegangen, dass die Zeitarbeitsfirma den Betrieb unterrichtete...

Fristlos - das hieße, er bekäme sein Hartz 4 gekürzt! Zum zweiten Mal in Folge...

Udo dachte nach: Noch hatte er die Arge nicht unterrichtet über seine Arbeitsaufnahme. Widerrechtlich, das musste er zugeben, aber er hatte sich einfach zu schwach gefühlt um irgendwelche behördlichen Interaktionen zu starten. „Wenn die mir jetzt Geld überweisen für den einen Arbeitstag, m u s s ich die Arge von dem kurzen Beschäftigungsverhältnis unterrichten, sonst gelte ich möglicherweise als Betrüger. Also werde ich auf das Geld verzichten“.

Jawohl, das war die Lösung! Udo nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte die Nummer der Zeitarbeitsfirma T., die er sich auf einen Zettel notiert hatte und erklärte der verdutzten Büroangestellten des Unternehmens seinen Verzicht auf den Lohn.-

Udo war fleißig in den darauffolgenden Tagen. Fast ununterbrochen hatte er im Internet nach Stellenangeboten gesucht doch es war schwerer als man glauben mochte, auch nur drei für ihn passende Angebote herauszufiltern; eine Sisyphusarbeit, die höchste Konzentration erforderte! Und keine einzige seiner Bemühungen war von Erfolg gekrönt!

Wenn er doch wenigstens einen Nebenjob bekäme! Aber selbst als Zeitungsbote schien man heute Qualifikationen zu brauchen!-

Hin und wieder warf er auch einen Blick auf seinen Kontostand. Mehrere hundert Euro betrug sein Saldo - nach wie vor, doch Gott sei Dank war der Schuldenberg wenigstens konstant geblieben und nicht noch gestiegen. Obwohl die Arge ihm wieder das Geld in voller Höhe überwies, war das keine Selbstverständlichkeit! Udo zündete sich eine Zigarette an und dachte mit Schrecken daran, dass heute Post von seinem Vermieter gekommen war. Mit der Kippe im Mund holte er den Brief aus dem Flur und öffnete ihn.

„Mieterhöhung“, war das erste, was er zu lesen bekam. Sein Herz zog sich zusammen, als er weiter las: Seine Wohnung galt ab nächsten Monat nicht mehr als Sozialwohnung und die Miete würde jetzt dem Stand des örtlichen Mietspiegels für freifinanzierte Wohnungen angepasst.-

Um 45 Euro hatte die Wohnungsgesellschaft ihm die Miete erhöht. „Das war sicher nur das Vorspiel“, sinnierte Udo nun hilflos vor sich hin, „die werden mir jetzt wahrscheinlich jedes Jahr so viel draufschlagen!“

45 Euro , die er aus eigener Tasche von seinem knappen Hartz 4 Geld berappen musste! Die Arge würde mit Sicherheit nicht dafür aufkommen, dachte er und obwohl er bis dahin geglaubt hatte, dass seine Zukunftsaussichten düsterer nicht werden konnten, war er jetzt eines Besseren belehrt. -

Während der ganzen Woche ängstigte Udo sich und malte sich im Gedanken ein Horrorszenario nach dem anderen aus. Was sollte er nur tun, wenn die Arge von dem fehlgeschlagenen Arbeitsversuch erführe? Hätte er es doch besser gemeldet! Nun war es zu spät dazu; es würden ihm unweigerlich Strafen drohen, davon war Udo überzeugt.

Wenn sich nun die Zeitarbeitsfirma selbst seinetwegen an die Agentur gewandt hatte- wegen irgendwelcher Unklarheiten!

Udo hoffte und betete bis zum Freitagmittag, dass er unbehelligt davonkommen möge, da klingelte um Punkt 13 Uhr das Telefon.

„D a s sind sie, die von der Agentur für Arbeit!“, schoss es Udo durch den Kopf und er überlegte lange, ob er den Hörer überhaupt abnehmen sollte. Wieder stolperte sein Herz, als er schließlich doch zum Telefon griff und mit zugeschnürter Kehle seinen Namen in die Muschel krächzte. Dann seufzte er vor Erleichterung auf und ließ sich auf den Stuhl fallen, den er im Flur neben dem Telefon platziert hatte...

Der Verachtete

Подняться наверх