Читать книгу Bewusstheit LEBEN – Impulse und Praxis für mein authentisches Sein - Marija Mischkulnig - Страница 5
Persönliches im Voraus
ОглавлениеIn meinem Leben wiederholte sich ab einem bestimmten Abschnitt oft ein ähnlicher Traum während des Schlafes. Im Traum „funktionierten meine Augen nicht richtig“ – sie wussten nicht, was jetzt das korrekte Schauen ist, und eine Verwirrung machte sich breit. Ein Bemühen, wieder „richtig zu sehen“, endete in den Lösungsversuchen ohne Lösung.
Die Thematik des Sehens begleitet mich zeitlebens. Ein fühlendes Sehen zählt zu meiner Hochbegabung; das fühlende Sehen hatte sich nicht zu einem scharfsichtigen Sehen entwickeln können, und mein Gehirn blieb über lange Epochen meines Lebens sehr gestresst. Was scheinbar für die Mehrheit der mich umgebenden Menschen ausgeblendet blieb, war für mich ein lebendiges Abenteuer! Der Nachteil war, dass ich eine große Dichte zu verarbeiten hatte. Das war sehr viel Arbeit und Aufwand. Lange begleiteten mich Selbstzweifel und das Bemühen, „in die Menge zu passen“. Die Menge waren u. a. RatgeberInnen, LehrerInnen, ErzieherInnen, die anleiteten – die Nuancen unterschieden sich von meiner persönlichen Wahrnehmung, und ich bemühte mich um bravouröse Anpassungsleistungen. Es gelang mir auch! Es gelang mir, mich phasenweise zu vergessen und auszublenden, mitzuschwingen mit den anderen, es gelang mir, dazuzugehören.
Meine Experimentierfreude verhalf mir zu vielen (intensiven) Erfahrungen – ich durfte gerade auch aufgrund meiner Selbstzweifel sehr vieles kennenlernen. Ich befand mich in Illusionen und meinte, aufgrund der jeweils erlebten Erfahrung auch intensiv glücklich zu sein. Doch etwas blieb stets zurück – und es hatte mit meinem Sehen zu tun.
Auf dem Weg der intensiven Selbstsuche durfte ich nach und nach diesen Reibungspunkt des „Andersseins“ ausmerzen. Ich übte mich auch in den verschiedenen Formen des Sehens, doch konnte ich nicht zu der Einsicht gelangen, der einen Sicht, die meinem persönlichen Herzen und meiner Seele gerecht werden konnte.
Mit der Zeit begann ich, mich wieder mehr auf mein Inneres und mein intimes fühlendes Sehen zu konzentrieren, es wieder ernster zu nehmen, es nicht zu ignorieren und es wieder nutzbar zu machen.
Zur großen Überraschung merkte ich, dass hilfesuchende Menschen, die bereits viele HelferInnen aufgesucht hatten, auf ihrem Weg auch mich aufsuchten und sich bei mir plötzlich gesehen fühlten. Ich fand eine Form des Beschreibens, in der sie sich wieder erkennen konnten oder erleichternd feststellen konnten, dass sie verstanden und „erfasst“ werden können. Doch ich tat da eigentlich noch nichts Besonderes, ich beschrieb einfach nur, was ich sah.
Im bisherigen nicht professionellen Leben war ich im Grunde gewohnt gewesen, in Missverständnisse verwickelt zu werden. Oft endete es darin, dass mich eine Person bat, nicht zu interpretieren, sondern bei den Tatsachen zu bleiben. Es sah so aus, dass ich, wenn ich sah, unter die Oberfläche sah und somit unverständlich wurde. Die „gesellschaftlichen“ Menschen wollten in ihrer Rolle (von mir) verstanden und gesehen werden, sich respektiert fühlen – jedoch was ich sah, was ich als die Oberfläche definierte, schien unter der oberflächlichen Schicht zu liegen, bezog halb- und unbewusste Ebenen der Menschen ein. Wie die Menschen und ihr Sein und ihr Strahlen auf mich wirkten, unterschied sich von der üblich-vertrauten Sicht, einander wahrzunehmen.
So erkannte ich langsam, dass es da zumeist kein Einvernehmen gab. Über dieses genauere Auswerten konnte ich im Weiteren dann tatsächlich vorsichtiger sein, die Person respektvoller aus deren Sicht wahrnehmen und meine Perspektivenvielfalt erweitern. Es war nicht mehr wie in den Träumen – dass es zu keiner Lösung kommen konnte, die Lösung war, in die Vielfalt hineinzuwachsen, ohne mich selbst anzuzweifeln.
Mittlerweile wechsle ich die Seh-Varianten ab, kann die Betrachtungsweisen nebeneinander und miteinander bestehen lassen, ohne in Debatten oder Diskussionen geraten zu müssen, um „das Missverständnis aufzulösen“. Ich bin geübter geworden! Doch mitunter passiert es mir, vor allem im persönlich-intimen Kontext, leider noch, mich zu „verwickeln und Verwirrung zu stiften“ – ich übe mich weiter.
Schön ist es, dass diese meine spezielle Form des Sehens und Fühlens nun doch als sinnvolle Fähigkeit eingeordnet werden konnte. Für viele hilfesuchende Menschen gereicht sie zum Segen!
So kann ich auch im Laufe der folgenden Schilderungen im Buch mein Gesehenes und erfühlt Erfahrenes mit bereits erforschtem und ausgewertetem Wissen anderer erfahrener Experten und Expertinnen kombinieren, mich in vielem wiederfinden … und gleichzeitig meine speziellen Worte als Ausdrucksweise heranziehen.
Möge das Geschilderte hilfreich sein, um viele Suchende bei ihrer physischen und psychischen Gesundheit zu unterstützen.
Möge die Klarheit „des anderen Sehens“ Suchende zu ihrer Lebensfreude lotsen, zu ihrer eigenen Sicht, die im wahrhaftigen persönlichen Sein verankert ist.
Mögen alle, die sich mit den folgenden Ausführungen befassen, „mehr und mehr sehend werden“ und die Kraft des Sehens für das Gute, Genesende und Friedvolle auf dieser Welt nutzen können, es urbar machen und es vielleicht sogar weitergeben – damit es zum wahrhaftigen Teilen kommen kann …
Es gibt viel zu tun!