Читать книгу Circles of Fate (2). Schicksalssturm - Marion Meister - Страница 4

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Wie hatte er nur in diese beschissene Situation geraten können!

Gier?, tönte eine Stimme in seinen Gedanken.

Er verkniff sich ein wütendes Schnauben. Es war keine Gier, endlich in den eigenen vier Wänden leben und ein echtes Bett besitzen zu wollen. Zugegeben, die Bezahlung hatte ihn unvorsichtig werden lassen, aber er hielt es nicht noch ein weiteres Jahr bei Wook aus! Er musste endlich Herr über sein Leben werden.

Aus der Nische neben den Körben beobachtete Rukar die beiden Weberinnen, die den Totenraum betreten hatten und emsig Totenfäden an die Leinen hängten. Der Korb, der zwischen ihnen am Boden stand, war bereits so gut wie geleert.

Schweiß rann ihm aus jeder Pore. Tegans Mantel an sich gedrückt, atmete er flach und verfluchte sich und alle Unsterblichen.

Stück für Stück ruckten die toten Fadenstücke an den Leinen langsam, aber unerbittlich zum Ende des Tunnels vor. Dem hellroten Flackern am Ende und der quälenden Hitze nach zu urteilen, wartete dort ein Feuer auf die Fäden.

Tegans dämlicher Wollpullover gab Rukar den Rest. Er zerfloss vor Hitze. Von Sekunde zu Sekunde wurde es schwerer für ihn, ruhig zu bleiben. Die Zeit lief ihm davon. Irgendwo auf diesen Leinen war der Faden, den er stehlen sollte. Was, wenn er bereits vom Feuer verzehrt worden war?

Seine Beine begannen zu kribbeln, weil er sich so klein wie möglich zusammenkauerte. Er unterdrückte den Zwang, seine Gliedmaßen zu strecken. Noch war nicht bekannt, dass ein Fremder in den Turm eingedrungen war. Er musste an das Mädchen denken, das ihn auf dem Weg hierher ertappt hatte. Ob diese Lita noch immer im Baum festhing? Vermutlich, denn er hatte keine Sirene vernommen oder eine andere Art von Alarm.

Kurz überlegte er, einen Blick in die Zukunft zu werfen, um zu sehen, ob er die beiden Weberinnen ausschalten konnte. Aber er hatte keine Idee, wie er sie fesseln, den Faden finden und unbemerkt aus dieser Falle entkommen sollte, in die er sich manövriert hatte. Es war vernünftiger, seine Energie für einen Kampf zu sparen.

Hatte dieser blöde Korb überhaupt einen Boden? Wie viele Fäden zogen die beiden denn noch daraus hervor?

Es reicht. Ich werf ’ne Swipekugel auf die beiden!, schoss es ihm durch den Kopf. Er schloss die Augen. Nein. Normalerweise bestückte er seinen Gürtel mit allem Nötigen. Auch in seiner Jacke war immer ein Notfallset. Doch er trug weder seine Jacke noch seinen Gürtel … Schließlich hatte er sich verkleidet, um in den Turm zu gelangen.

Ein Schweißtropfen rann von seiner Nasenspitze. Am liebsten hätte er die Wut auf sich selbst laut herausgebrüllt. Weberinnen verbrachten ihr Leben hauptsächlich im Turm, deswegen hatte er diesen Auftrag für einen Spaziergang gehalten. Sie blieben unter sich, stritten nicht, mischten sich nicht in Konflikte ein. Sie hatten ja nicht mal einen Wachposten, weil sie sich so sicher fühlten! Kinderspiel, hatte er gedacht.

Gier und Arroganz, widersprach seine innere Stimme.

Das Lachen einer der Weberinnen riss ihn aus seinen Überlegungen. »Wann hast du Feierabend? Wollen wir zu den Menschen gehen? Einen Film ansehen?«

Nummer zwei hob den Korb an und schüttelte ihn aus.

Ein letzter Faden schwebte zu Boden.

Die Größere bückte sich und fing ihn auf.

Rukar erstarrte. Sie hatte sich ihm zugewandt. Sie musste nur – doch die Frau drehte sich zur Leine, um den Faden aufzuhängen. »Zu den Menschen? Ich war schon lange nicht mehr dort.«

»Na, dann wird es Zeit. Ich hole dich nach dem Essen ab.« Nummer zwei hatte den Korb unter den Arm geklemmt und die Tür geöffnet. Sie stand direkt vor Rukar. Ein paar Zentimeter näher und sie wäre ihm auf die Zehen gestiegen.

Bei allen Kaffeesorten der Welt!, fluchte Rukar in Gedanken. Geht endlich!

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis Rukar die Tür ins Schloss fallen hörte und die Stimmen sich entfernten. Dabei hatte er ausnahmsweise nicht an der Zeit gedreht.

Stöhnend richtete er sich auf und bewegte Arme und Beine. Sie kribbelten und Pullover und Hose klebten an ihm. Am liebsten hätte er sich sofort in den hölzernen Badezuber geswipt, der in Wooks zugerümpeltem Hinterhof stand. Doch er hatte keine Zeit mehr zu verlieren, die Fäden rückten stetig auf das Feuer zu und er hatte noch immer keine Ahnung, wie er den richtigen erkennen sollte.

Eilig schob er sich tiefer in den Tunnel hinein, an den Leinen entlang, in Richtung des lodernden Feuers.

Circles of Fate (2). Schicksalssturm

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