Читать книгу Circles of Fate (2). Schicksalssturm - Marion Meister - Страница 8

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Tegans Kopf schmerzte. Mühsam blinzelte sie und ihr Blick fokussierte einen Spiegel über ihr. Der zeigte eine Tegan, die, mit Leggins und T-Shirt bekleidet, auf einem gemachten Bett lag.

Sie schloss die Augen wieder.

Weshalb hängt ein Spiegel über meinem Bett?, fragte sie sich. Und wieso ist mein Bett plötzlich Kingsize?

Sie drehte sich zur Seite, was eine heftige Schmerzwelle durch ihren Kopf jagte, und wagte einen zweiten Blick. Rote Vorhänge vor einem Fenster sperrten die Sonne aus. Eine schäbige Lampe auf dem Fußboden, abgedeckt mit einem roten Tuch, tauchte den Raum in schummriges Licht.

Nicht mein Zimmer, stellte sie fest. Aber wie war sie hierhergekommen?

Als sie sich aufsetzte, drückte der Schmerz, einem Tsunami gleich, an ihre Schläfen. Stöhnend schloss sie erneut die Augen. Hatte sie einen Kater?

Sie trank doch gar keinen Alkohol!

Sie war in einem fremden Zimmer, mit Spiegel an der Decke und roten Lampen! Sie sprang auf, musste sich jedoch sofort an der Lehne des Sessels festhalten, um nicht umzukippen. Alles drehte sich. Bemüht, ruhig zu bleiben und gleichmäßig zu atmen, verharrte sie, bis der Boden unter ihren Füßen wieder stabil war.

Erinnerungsfetzen tauchten vor ihrem inneren Auge auf: der Typ mit den verwuschelten Haaren und dieser freakigen Marinejacke. Er hatte sie angebaggert und ihr ein Flugticket geschenkt. Ihr wurde übel.

Dieses Halbblut! Der Pub! Er hatte ihr einen Kaffee ausgegeben.

»Der Scheißkerl hat mich ausgeknockt!« Zitternd setzte Tegan sich auf den Sessel, über dem ihre Klamotten hingen. Verunsichert musterte sie ihren Körper. Sie trug ihr T-Shirt und die Leggins.

Sie fühlte sich … normal. Abgesehen von dem Dröhnen in ihrem Kopf. Und sie erinnerte sich … an nichts. Sie hatte noch das Bild der Kaffeetasse vor Augen. Und sein Lächeln. Seine Komplimente. Er hatte sich als Rukar vorgestellt.

Sie erinnerte sich, dass sie ihn bei Westminster zunächst ausgetrickst hatte, aber vor der U-Bahn-Station hatte er sie dann doch abgefangen.

Sie zog die Tasche zu sich, die ordentlich neben ihren Stiefeln am Bett stand. Hatte er ihr die Schuhe ausgezogen? Und den Pullover?

Noch immer zitternd, durchwühlte sie ihre Tasche. Das Flugticket nach Michigan war dort, wo sie es hingesteckt hatte. Er hatte es ihr im Tausch gegen ein gemeinsames Kaffeetrinken geschenkt. Sie betrachtete es nachdenklich. Natürlich hatte sie es nicht annehmen wollen. Aber … wenn sie für Jackson die Weberinnen verließ, brauchte sie es. Weberinnen besaßen kein Geld. Wie hätte sie jemals ein Ticket kaufen sollen?

Woher hatte dieser Rukar von Jackson und Michigan gewusst? Tegan wusste noch, dass sie versucht hatte, den Kerl auszuhorchen. Doch sie beschlich das Gefühl, dass es eher andersherum gewesen war. Allerdings konnte sie sich kaum an seine Fragen erinnern. Sie hatten nicht lange dort gesessen. Nur für einen Kaffee, da war sie sich sicher.

So sicher, wie sie wusste, dass er ein Halbblut war. Allerdings hatte sie seinen Faden nicht sehen können. Wenn die Linie des Unsterblichen stark genug war, war es jedoch möglich, dass er die Unsterblichkeit geerbt hatte. Und damit hatte er keinen Faden, an den ja nicht nur das Schicksal, sondern auch das Leben gebunden war.

Quatsch! Wütend über sich selbst schleuderte sie ihre Tasche aufs Bett. Der Kerl war auf keinen Fall unsterblich!

»Sein Schicksal ist mit deinem verbunden, du blöde Gans!« Kein Wunder, dass sie seinen Faden nicht sehen konnte! Er hatte sie betäubt und in eine Absteige verschleppt!

»Fuck you, Schicksal!«, brüllte sie zur Zimmerdecke hoch. Sie versuchte, ihr panisch hämmerndes Herz zu beruhigen. Abgesehen von den Kopfschmerzen fühlte sie sich normal. Es war ihr vorherbestimmt gewesen, diesem Idioten auf den Leim zu gehen. Dagegen hätte sie nichts tun können. Irgendwann wäre sie so oder so hier aufgewacht.

Wut kochte in ihr hoch.

Sie hasste das Schicksal. Es ließ niemandem eine Wahl.

Ihr Blick wanderte durch das Zimmer. Nichts lag herum. Keine Gläser oder andere Spuren, dass hier irgendeine Party stattgefunden hatte. Selbst das Bett war unberührt … Na ja, man sah, dass jemand darin geschlafen hatte, doch die Überdecke lag noch darauf.

»Wieso hat er mir K.-o.-Tropfen gegeben?« Sie war sich sicher, dass er ihr nichts getan hatte. Ihr Körper war heil und unversehrt. Selbst die Kopfschmerzen ließen langsam nach.

Noch immer etwas wackelig, stand sie vom Sessel auf. Ihr Mantel und Pulli hingen über der Lehne. Als sie den Pullover hochnahm, verzog sie das Gesicht. Er fühlte sich feucht an. Und er stank. Nach Schweiß und Qualm. »Das ist ja widerlich!« Sie hielt ihn naserümpfend von sich und warf ihn schließlich zur Tasche aufs Bett. »Was hat der Kerl damit angestellt?«

Tegan nahm den Mantel und schnupperte vorsichtig daran. Er roch ebenfalls nach Feuer. Doch er war nicht ganz so durchgeschwitzt. Allerdings klaffte ein heftiger Riss am Saum.

»Du Mistkerl hast mich betäubt, um meine Sachen zu tragen und damit auf ’nen Rave zu gehen?« Das war doch bescheuert.

Nachdenklich stopfte Tegan den Pulli in ihre Tasche und schlüpfte, leicht angeekelt, in den Mantel.

Bevor sie das Zimmer verließ, kontrollierte sie die Manteltaschen. Die Brille, die Schere … Tegan erstarrte. Wo war der Spiegel? Hektisch tastete sie die Tasche ab. Den Spiegel trug sie immer in der rechten Tasche – doch … er war in der linken. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, aber … dieses Halbblut hatte nicht nur ihre Sachen angezogen. Er hatte ebenfalls den Spiegel – ja, was? Benutzt wohl kaum. Nur eine Weberin konnte damit den Turm betreten.

Sauer knallte sie Tür zu und polterte die steile Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Wenn sie ihn zu fassen bekam! Rukar wird sich wünschen, mich niemals getroffen zu haben!

Eine Frau im Morgenmantel spähte aus einem Zimmer und warf ihr einen missbilligenden Blick zu.

Eigentlich wollte Tegan nur raus aus dieser Absteige, doch vielleicht wusste die Frau etwas.

»Der – mein – ähm – Freund.«

Ein hämisches Grinsen entblößte die braunen Zähne der Frau. »Heißt das neuerdings so?«

Röte schoss Tegan ins Gesicht. Auch dafür würde sie Rukar bezahlen lassen! »Wissen Sie, wo er hin ist?«

»Oh, Schätzchen. Kein Abschiedsbrief?« Ihr Lachen klang, als hätte sie eine Lungenentzündung.

»Lassen Sie das!«, schnauzte Tegan sie an. »Wo finde ich den Scheißkerl?«

»Versuchs im Kami-Viertel.« Mit dem Fuß verpasste die Frau der Tür einen Tritt, sodass sie Tegan vor der Nase zuschlug.

Circles of Fate (2). Schicksalssturm

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