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PHILOSOPHISCHE WURZELN DIE ENTSTEHUNG DER PSYCHOLOGIE

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1649

René Descartes publiziert Les Passions de l’âme (Die Leidenschaften der Seele) und behauptet, Körper und Seele seien zwei verschiedene Substanzen.

1816

Johann Friedrich Herbart beschreibt in seinem Lehrbuch zur Psychologie eine dynamische Seele mit einem Bewusstsein und einem Unbewussten.

1859

Charles Darwin veröffentlicht On the Origin of Species (Über die Entstehung der Arten) und propagiert, dass all unsere Eigenschaften vererbt werden.

1869

Francis Galton schreibt in Hereditary Genius (Genie und Vererbung), dass die Vererbung wichtiger sei als die Erziehung.

1812

José Custodio de Faria (Abt Faria) erforscht in seinem Buch De la cause du sommeil lucide ou Étude de la nature de l’homme die Hypnose.

1849

Søren Kierkegaards Buch Die Krankheit zum Tode markiert den Beginn der Existenzphilosophie.

1861

Der Neurochirurg Pierre Paul Broca entdeckt, dass die rechte und die linke Gehirnhälfte unterschiedliche Funktionen haben.

1872

Jean-Martin Charcot publiziert seine Leçons sur les maladies du système nerveux (Klinischen Vorträge über Krankheiten des Nervensystems).

1874

Carl Wernicke beweist, dass die Schädigung eines bestimmten Gehirnareals den Verlust bestimmter Fähigkeiten nach sich zieht.

1883

Emil Kraepelin veröffentlicht das Compendium der Psychiatrie.

1887

Granville Stanley Hall bringt die erste Nummer des American Journal of Psychology heraus.

1890

William James, der »Vater der Psychologie«, publiziert das Werk Principles of Psychology (Psychologie).

1879

Wilhelm Wundt gründet in Leipzig das erste Institut für experimentelle Psychologie.

1885

Hermann Ebbinghaus schildert in seinem Buch Über das Gedächtnis seine Versuche mit dem Erlernen sinnloser Silben.

1889

Pierre Janet postuliert, dass Hysterie mit Dissoziation und Persönlichkeitsspaltung einhergeht.

1895

Alfred Binet eröffnet das erste Labor für psychologische Diagnostik.

Viele Fragen der modernen Psychologie beschäftigten lange vor der Entstehung dieser Wissenschaft die Philosophen. Schon im antiken Griechenland versuchten sie Klarheit darüber zu gewinnen, wie die Welt um uns herum beschaffen ist, wie wir denken und uns verhalten. Seither ringen wir mit Dingen wie Bewusstsein und Selbst, Seele, Geist und Körper, Wissen und Wahrnehmung und mit der Frage, wie man eine Gesellschaft am besten aufbaut und ein »gutes Leben« führt.

Die verschiedenen Wissenschaftszweige, die aus der Philosophie hervorgingen, entwickelten ab dem 16. Jahrhundert eine Eigendynamik, die im 18. Jahrhundert in eine »wissenschaftliche Revolution« mündete: Das Zeitalter der Vernunft begann. Viele Fragen zur Welt, in der wir leben, konnten nun beantwortet werden, aber wie die Psyche funktioniert, war nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Wissenschaft und Technik erarbeiteten jedoch Modelle, die als Ausgangspunkt genutzt werden konnten, um die richtigen Fragen zu formulieren und Theorien durch das Sammeln von Daten zu überprüfen.

Trennung von Seele und Körper

Eine der Schlüsselfiguren der wissenschaftlichen Revolution des 17. Jahrhunderts, der Philosoph und Mathematiker René Descartes, traf eine Unterscheidung, die sich als entscheidend für die Entwicklung der Psychologie erweisen sollte. Er behauptete, jeder Mensch habe einen maschinenähnlichen Körper und eine immaterielle, denkende Vernunftseele. Spätere Philosophen, darunter Johann Friedrich Herbart, waren noch radikaler und beschrieben mentale Prozesse als das Wirken der Maschine Gehirn.

Die Frage, inwieweit Psyche und Körper voneinander getrennt sind, wurde zum Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen. Wie viel Körper besitzt der Geist, und wie stark wird er durch die Umwelt geformt? Die Debatte über die Bedeutung der Vererbung im Verhältnis zur Erziehung, die der britische Naturforscher Charles Darwin mit seiner Evolutionstheorie befeuerte und die von Francis Galton aufgegriffen wurde, rückte Untersuchungsgegenstände wie den freien Willen, die Persönlichkeit sowie Fragen der Entwicklung und des Lernens in den Fokus. Sie waren von den Philosophen nicht erschöpfend behandelt worden.

Zwischenzeitlich geriet die geheimnisvolle Natur der Psyche über das Phänomen Hypnose wieder stärker ins Blickfeld. Immer mehr ernst zu nehmende Wissenschaftler erwogen, dass das Geistes- und Seelenleben nicht nur aus unmittelbar zugänglichen bewussten Gedanken bestand. Sie begannen das Wesen des »Unbewussten« und seinen Einfluss auf das Denken und Verhalten zu erforschen.

Die Geburt der Psychologie

Vor diesem Hintergrund entstand die moderne Psychologie. 1879 gründete Wilhelm Wundt an der Universität Leipzig das weltweit erste Forschungslabor für experimentelle Psychologie, an europäischen und US-amerikanischen Universitäten wurden neue psychologische Institute eingerichtet. Wie die Philosophie entwickelte sich die Psychologie in unterschiedliche Richtungen: In Deutschland arbeiteten Psychologen wie Wilhelm Wundt, Hermann Ebbinghaus und Emil Kraepelin streng naturwissenschaftlich und experimentell. In den USA hingegen verfolgten William James und seine Nachfolger an der Harvard University einen eher theoretischen und philosophischen Ansatz.

Zudem entwickelte sich eine einflussreiche Strömung in Paris. Sie basierte auf dem Werk des Neurologen Jean-Martin Charcot, der Hysterikerinnen mit Hypnose behandelt hatte, und zog Psychologen wie Pierre Janet in ihren Bann, dessen Auffassung vom Unterbewussten Freuds psychoanalytische Theorien vorwegnahmen.

In den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wuchs die Bedeutung der Psychologie. Zum ersten Mal wurden naturwissenschaftliche Methoden auf Fragen der Wahrnehmung, des Bewusstseins, der Erinnerung, des Lernens und der Intelligenz angewandt. Beobachtungen und Experimente führten zu vielen neuen Theorien.

Obwohl diese Theorien oft auf introspektiv gewonnenen Einsichten oder höchst subjektiven Patientenberichten basierten, beflügelten sie zur Jahrhundertwende eine neue Generation von Psychologen. Diese hatten sich der Entwicklung einer objektiven Geistes- und Verhaltensforschung verschrieben und wollten ihre neu gewonnenen Erkenntnisse einsetzen, um psychische Störungen zu behandeln.

Big Ideas. Das Psychologie-Buch

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