Читать книгу Big Ideas. Das Psychologie-Buch - Маркус Уикс - Страница 7
ОглавлениеSCHLAFEN SIE!
ABT FARIA (1756–1819)
IM KONTEXT
ANSATZ
Hypnose
FRÜHER
1027 Der persische Philosoph und Arzt Avicenna (Ibn Sina) schreibt in seinem Buch der Heilung über die Trance.
1779 Der deutsche Arzt Franz Anton Mesmer publiziert seine Abhandlung über die Entdeckung des thierischen Magnetismus.
SPÄTER
1843 Der schottische Chirurg James Braid prägt in seinem Buch Neurypnology den Begriff »Neurohypnotismus«.
1880er-Jahre Der französische Psychologe Émile Coué entdeckt den Placeboeffekt und seine Bedeutung.
1880er-Jahre Sigmund Freud beschäftigt sich mit der Hypnose und setzt die hypnotische Suggestion als therapeutisches Mittel ein.
Das Erzeugen von Trancezuständen zu therapeutischen Zwecken ist kein Phänomen der Moderne. Schon für die alten Ägypter und Griechen war es völlig normal, sich in »Schlaftempel« zu begeben, wo sie von Priestern in einen schlafähnlichen Zustand versetzt und mithilfe von Suggestion behandelt wurden. 1027 beschrieb der persische Philosoph und Arzt Avicenna die Wirkung der Trance. Lange wurde sie vernachlässigt, bis der deutsche Arzt Franz Anton Mesmer sie im 18. Jahrhundert erstmals wieder zu Therapiezwecken einsetzte. Mesmer behandelte seine Patienten, indem er mit Magneten und Energieübertragung auf den »animalischen Magnetismus« im menschlichen Körper einzuwirken versuchte. Manche Patienten bekamen nach dieser »Mesmerisierung« einen Krampf. Anschließend fühlten sie sich angeblich besser.
Ein paar Jahre später studierte der in Indien geborene portugiesische Abt Faria Mesmers Werk und kam zu dem Schluss, dass der Gedanke, Magnete seien für den Heilungsprozess entscheidend, vollkommen absurd sei. Tatsächlich verfüge jedes Individuum selbst über die Fähigkeit, in Trance oder »luziden Schlaf« zu fallen. Entscheidend sei allein die Macht der Suggestion, besondere Kräfte seien nicht notwendig.
Luzider Schlaf
Faria wollte seinen Patienten helfen, in den dafür richtigen Geisteszustand hineinzufinden. In De la cause du sommeil lucide ou Étude de la nature de l’homme beschrieb er seine Methode: »Nachdem ich geeignete Patienten ausgewählt habe, bitte ich sie, sich in einem Sessel zu entspannen, die Augen zu schließen und an Schlafen zu denken. Wenn sie ruhig auf weitere Anweisungen warten, sage ich sanft oder bestimmt: ›Schlafen Sie!‹, und sie fallen in luziden Schlaf.«
Franz Anton Mesmer versetzte seine Patientinnen in Trance, indem er ihnen Magnete auflegte. Das sollte den Körper wieder in ein harmonisches Gleichgewicht bringen.
Auf der Grundlage des Konzepts von Faria prägte der schottische Chirurg James Braid 1843 den Begriff »Hypnose« (von griech. hypnos = Schlaf). Nach seinem Tod flaute das Interesse an der Hypnose ab, bis der französische Neurologe Jean-Martin Charcot sie systematisch zur Behandlung von Hysterikerinnen einsetzt. So wurden auch Josef Breuer und Sigmund Freud auf sie aufmerksam. Sie fragten nach den Antriebskräften, die im Zustand der Hypnose wirksam wurden, und entdeckten schließlich die Macht des Unbewussten.
»Nichts kommt vom Magnetiseur, alles kommt vom Subjekt und findet in seiner Vorstellung statt.«
Abt Faria
Abt Faria
José Custódio de Faria wurde in der portugiesischen Kolonie Goa geboren. Als sich seine Eltern trennten, er war gerade 15, reisten er und sein Vater nach Portugal – in der Tasche Empfehlungsschreiben für den portugiesischen Hof. Beide schlugen die Priesterlaufbahn ein. Als der junge Faria dort in der Privatkapelle der Königin predigte, geriet er in Panik. Doch sein Vater flüsterte ihm zu: »Das sind alles Strohköpfe, drisch das Stroh!« Daraufhin sprach Faria flüssig weiter. Später fragte er sich, wieso dieser einfache Satz ihn so schnell hatte beruhigen können. Später zog er nach Frankreich, nahm an der Revolution teil und landete im Gefängnis, wo er die Technik der Autosuggestion verfeinerte. Später wurde er Professor für Philosophie, doch seine öffentlichen Demonstrationen zum »luziden Schlaf« untergruben seinen Ruf. 1819 starb er an einem Schlaganfall, er wurde anonym auf dem Montmartre in Paris begraben.
Hauptwerk
1819 De la cause du sommeil lucide ou Étude de la nature de l’homme.