Читать книгу Jenny Marx - Marlene Ambrosi - Страница 5

Оглавление

TEIL I – KINDHEIT UND JUGEND

Die Familie von Westphalen

Die Familie von Westphalen war kein bedeutendes Adelsgeschlecht; niemand ahnte, dass ihr Name ausgerechnet durch eine geborene Frau von Westphalen weltberühmt werden würde. Diese Frau, Johanna Bertha Julie Jenny von Westphalen, kam, wie dem Taufregister der Marienkirche in Salzwedel zu entnehmen ist, am 12. Februar 1814, einem Freitag, zur Welt. Drei Tage später wurde sie im elterlichen Haus protestantisch getauft. Durch ihre Zugehörigkeit zum Adel, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts Gesellschaft und Staat dominierte, war sie privilegiert, auch wenn die Familie von Westphalen nicht reich war und auf der untersten Stufe in der Hierarchie des Adels stand.

Jennys Großvater, Christian Philipp Westphal, war aufgrund seiner Verdienste als Sekretär und Berater des Herzogs von Braunschweig im Mai 1764 von Kaiser Franz I. in den Reichsritterstand erhoben worden. Der „Edle von Westphalen“ heiratete Jane (Jean) Withart of Pittarow aus Edinburgh, deren Vorfahren der alten Adelsfamilie Chambpel/Argyll oder Argyle, so Jennys Schreibweise, angehörten. Die Aussteuer der schottischen Braut bestand aus kostbarem Tafelgeschirr, wertvollem Silberbesteck und Tischwäsche, verziert mit dem Monogramm der Herzöge von Argyll.

Das vierte Kind des Paares, Johann Ludwig, Jennys Vater, wurde 1770 in Bornum am Elm im Landkreis Helmstedt geboren. Er absolvierte in Braunschweig das Collegio Carolino und anschließend in Göttingen ein Jurastudium. 1794 kehrte er als Assessor in die Fürstliche Kammer nach Braunschweig zurück und heiratete vier Jahre später Elisabeth Luise Wilhelmine Albertine von Veltheim, genannt Lisette. Um sich ausschließlich seinem neu erworbenen Gut Rondeshagen zu widmen, quittierte er den Staatsdienst, ersuchte aber wenige Jahre später um Wiederaufnahme und wurde 1805 Kammerrat in Blankenburg. Zwei Jahre später trafen ihn zwei schwere Schicksalsschläge. Seine Frau starb im August 1807 mit erst 29 Jahren und ließ ihn mit Ferdinand Otto Wilhelm Henning (23.04.1799 – 02.07.1876), Anna Elisabeth (Lisette), später verheiratete Krosigk (05.10.1800 – 01.08.1863), Carl (22.07.1803 – 08.03.1840) und Franziska (07.05.1807 – 16.04.1896) zurück. Der zweite Schicksalsschlag war die Liquidierung des Fürstentums Braunschweig–Wolfenbüttel durch Napoleon I. Um seine Existenz zu sichern, ließ sich Westphalen 1808 im neu errichteten Königreich Westfalen von der französischen Besatzungsmacht zum Generalsekretär des Präfekten in Halberstadt und 1809 zum Unterpräfekten im Distrikt Salzwedel verpflichten. Hier hatte er in einem stattlichen Haus seinen Amts- und Wohnsitz. Seine Mutter führte ihm und den beiden Söhnen den Haushalt, während die Töchter von Verwandten seiner verstorbenen Frau aufgezogen wurden: Lisette von ihrer Patin Frau von Asseburg und Franziska von Luise von Röder. Nach dem Tode seiner Mutter im Juli 1811 heiratete Ludwig von Westphalen am 30. April 1812 die 31-jährige bürgerliche Amalie Julia Caroline Heubel aus Salzwedel, Tochter des Fürstlich-Schwarzburg-Rudolstädtischen Hof-Stallmeisters. Caroline versuchte dem 13-jährigen Ferdinand und dem 9-jährigen Carl eine gute Mutter zu sein. „Ich habe vier geliebte Kinder von der verstorbenen Frau meines Mannes; die Söhne waren von früher Jugend unter meiner Leitung, und daher meinem Herzen doppelt werth“ 1, versicherte sie 1837 ihrem Vetter Friedrich Perthes. Der junge Carl akzeptierte die zweite Frau an der Seite des Vaters, während der pubertierende Ferdinand seine Vorbehalte hatte.


Geburtshaus von Jenny von Westphalen in Salzwedel

Es waren unruhige Zeiten zu Beginn des 19. Jahrhunderts, auch in Salzwedel. Nach der Niederlage Napoleons in Russland 1812 soll Unterpräfekt Westphalen zusammen mit anderen Bewohnern Salzwedels eine Abteilung russischer Kosaken, Verbündete der Preußen und Österreicher, als Befreier begrüßt und dadurch seine patriotische Haltung ausgedrückt haben. Dafür sei er hart bestraft worden. Als das französische Militär die Stadt zurückeroberte, sei er verhaftet worden und für kurze Zeit in Festungshaft nach Gifhorn gekommen.2

Die Völkerschlacht bei Jena und Auerstädt im Oktober 1813 beendete die wechselnden Besatzungen und Ludwig von Westphalen wurde Landrat in Salzwedel, nunmehr in preußischen Diensten. Diese Verpflichtung kam ihm sehr gelegen, da seine zweite Frau ihr erstes Kind erwartete. Als die Gutsbesitzer in der Altmark 1815 nach altem preußischem Recht wieder ihren Landrat selbst wählen durften, entschieden sie sich nicht für Westphalen, da sie ihm angeblich seine Tätigkeit in französischen Diensten nachtrugen und ihn als zu liberal empfanden. Die preußische Verwaltung suchte nach anderweitiger Verwendung für den Juristen.

Preußen hatte auf dem Wiener Kongress 1815 die Rheinlande und das ehemalige Kurfürstentum Trier zugesprochen bekommen und brauchte geschulte und nicht zu konservative Beamte für die neue preußische Rheinprovinz. Ludwig von Westphalen schien geeignet und wurde Erster Rat in der königlich-preußischen Provinzialregierung in Bezirk und Stadt Trier. Im Frühsommer 1816 trat Westphalen seine Arbeit in der Grenzstadt an.

1 Gemkow, Edgar von Westphalen, S.405

2 Dornemann, Jenny Marx, S.19

Jenny Marx

Подняться наверх