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Der Kopf im Sand

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Was für ein beschissener Tag! Genau genommen ist es mittlerweile eine Folge von beschissenen Tagen ohne Land in Sicht. Der Blick aus dem Dachfenster zeigt einen traumhaften Sommertag, der zum Baden oder Eis essen einladen sollte. Mir jedoch gehen unterhaltsame Freizeitaktivitäten gerade im wahrsten Sinne des Wortes am Arsch vorbei. Tagsüber treibe ich gar nichts, außer Trübsal blasen und in meinen Träumen verliebe ich mich in einen nicht existenten Typ ohne reelle DNA und laufe Modenschauen vor Halbstarken, die mich mit ihren Blicken ausziehen wollen. Wo ist da noch die Relation? Ich habe keinen Bock, morgens liebestoll aufzuwachen und alles durch die rosarote Brille zu sehen. Ich möchte von Trauer und Krankheit träumen und mich elend fühlen. Das ist es, was die jetzige Situation erfordert.

Immer wieder schweife ich ab und denke an Tam, Caris, die Navrotilova, die blöde Schnepfe Taranee und die unwirklichen Begebenheiten der letzten Nächte. Die wahnwitzigen Gedanken vertreiben das Gefühl der Angst, der Trauer und der Hilflosigkeit, ohne dass ich es abstellen könnte. Ich habe das Gefühl, mein nächtliches Glück und die dortige Gemeinschaft nicht zu verdienen. Hätte ich die Wahl, würde ich keine Sekunde überlegen und die Akademie gegen gesunde Freunde aus Fleisch und Blut eintauschen. Alles ist einfach nur scheiße!

Die Postfrau klingelt.

Mama ruft zum Mittagessen.

Papa bringt mir eine Eisschokolade.

Rhea kommt nach Hause.

Rhea klopft an meine Tür.

Rhea legt sich zu mir ins Bett.

»Na, kleine Schwester, was unternehmen wir zwei Hübschen morgen? Ich habe frei.« Wow, das kommt jetzt aber überraschend. Der letzte Urlaubstag muss Monate her sein. »He, was hältst du von Minigolf spielen?« Sie dreht sich auf die Seite, stützt die Hände unter das Kinn und grinst mich breit an. »Komm schon, es nützt nichts, wenn du hier vergammelst und den Kopf in den Sand steckst. Das hilft Tarik überhaupt nicht weiter.« Ich weiß, dass sie recht hat. Und fühle mich trotzdem elendig. Rhea lässt das allerdings kalt. Voller Elan springt sie auf.

»Roya, ich schnalle dich morgen früh um zehn auf meinen Gepäckträger und dann düsen wir los. Ich werde mir dein ausdrucksloses Gesicht nicht mehr länger ansehen. Also schlaf jetzt und spar deine Kräfte. Verlieren gehört, so weit ich weiß, nicht zu deinen Stärken.« Mit diesen Worten geht sie rückwärts aus dem Zimmer und lässt mich, das kleine Häufchen Elend, allein zurück.

BePolar

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