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Kaiser von Rom

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In welchem Maße herrschte Elagabal tatsächlich selbst? Immerhin war der Kaiser erst 14 Jahre alt, als er den Thron bestieg, und besaß keinerlei politische Erfahrung. Es überrascht kaum, dass die Darstellungen seines Machtaufstiegs allesamt sehr stark darauf hindeuten, dass er hauptsächlich ein Werkzeug des Ehrgeizes anderer war. Doch wer waren diese anderen? Die nächstliegende Antwort, die sowohl antike als auch moderne Historikern gegeben, scheint die Sippe aus Emesa zu sein, angeführt von Julia Maesa. Nachdem die Ermordung Caracallas zeitweilig das Schicksal dieser vermögenden und einflussreichen Familie gewendet hatte, gelang es ihr, über Elagabals dynastischen Anspruch erneut ins Zentrum der Macht aufzusteigen.

Julia Maesa wie auch Julia Soaemias nehmen eine herausragende Stellung in den literarischen Darstellungen der Regierungszeit Elagabals ein, und es wird ihnen sehr großer Einfluss zugeschrieben. Gemäß der Historia Augusta durfte Julia Soaemias Senatssitzungen besuchen und übernahm sogar die Leitung eines senaculum oder ‚Frauensenats‘, der über Angelegenheiten der Mode und der Etikette entschied. Die Geschichte ist wahrscheinlich ein typisches Produkt der übersteigerten Fantasie des Verfassers, doch mag darin durchaus ein Körnchen Wahrheit liegen. In mehreren dem Elagabal gewidmeten Inschriften werden Julia Maesa und Julia Soaemias ebenfalls erwähnt. Julia Maesa wird mit den Titeln Augusta, mater castrorum et senatus (‚Mutter der Heerlager und des Senats‘) und avia Augusti (‚Großmutter des Kaisers‘) geehrt, während Julia Soaemias als Augusta, mater Augusti (‚Mutter des Kaisers‘) bezeichnet wird und in einem Fall sogar als mater castrorum et senatus et totius domus divinae (‚Mutter der Heerlager und des Senats und des gesamten göttlichen Hauses‘).19 Beide werden häufig auf kaiserlichen Münzen mit dem Ehrennamen AVGVSTA abgebildet, was den Eindruck verstärkt, dass diese zwei Frauen, während der junge und unerfahrene Elagabal auf dem römischen Thron saß, in Wahrheit die Macht inne hatten.

Allerdings muss man noch einige weitere Faktoren in Betracht ziehen: Erstens waren Julia Maesa und Julia Soaemias nicht die einzigen Frauen, die vom Kaiser auf diese Weise geehrt wurden. Seine aufeinanderfolgenden Ehefrauen Julia Paula, Aquilia Severa und Annia Faustina erschienen ebenso auf Münzen und trugen den Titel AVGVSTA. Zweitens hatte bereits Septimius Severus die Aufmerksamkeit auf seine Frau Julia Domna gelenkt, indem er ihr einen herausgehobenen Platz auf seinen Münzen einräumte und die Titel AVGVSTA, MATER CASTRORVM und MATER DEVM verlieh. Dadurch betonte er den Gedanken, dass das Prinzipat nicht nur mit ihm persönlich verknüpft war, sondern mit seiner ganzen Familie. Sein Haus war eine domus divina, ein ‚göttliches Haus‘, dazu bestimmt, das Reich zu beherrschen. Elagabal und seine Berater hatten wahrscheinlich dieselbe Absicht, als sie Münzen mit den Gattinnen und Familienmitgliedern des Kaisers in Umlauf brachten. Besonders der Titel mater castrorum erscheint nicht auf Elagabals Münzen, während mater deum (‚Mutter der Götter‘) nur auf zwei Typen von Münzen der Julia Soaemias auftaucht.20 Die anderen Frauen tragen nur den Titel Augusta. Daraus folgt nicht zwingend, dass Julia Maesa und Julia Soaemias während Elagabals Herrschaft keine Macht hatten, doch kann man nur erraten, wie weit ihr Einfluss tatsächlich reichte. Es scheint jedenfalls etwas voreilig zu folgern, dass „der Großteil der zivilisierten Welt von Frauen regiert wurde“, wie Michael Grant dies tut.21

Zwei Personen, die im Zeitraum 218–222 erheblichen Einfluss ausübten, waren P. Valerius Comazon und …atus. Wie bereits erörtert, war Comazon vermutlich der Befehlshaber der Legio II Parthica. Elagabal beförderte ihn zum Prätorianerpräfekten und teilte im Jahre 220 das Konsulat mit ihm. Da Inschriften Comazon als iterum (zum zweiten Mal) consul erwähnen, muss er bereits früher Konsuls gewesen sein, wahrscheinlich, als die kaiserliche Gefolgschaft sich noch in Syrien befand.22 Dio merkt an, dass Comazon dreimal Stadtpräfekt war, zuletzt unter Severus Alexander: „Denn wie eine Maske gewöhnlich in die Theater während der bühnenleeren Pausen zwischen den Auftritten der Komödienspieler hereingebracht wurde, so wurde Comazon an die unbesetzte Stelle der Männer gesetzt, welche damals als Stadtpräfekten tätig gewesen waren.“23 Obwohl die Bemerkung andeutet, dass Comazon nicht mehr als eine Marionette war, die von seinen Vorgesetzten benutzt wurde, wann immer sie es für zweckmäßig hielten, legt die beeindruckende Zahl bedeutender Posten, die dieser Mann zwischen 218 und 222 innehatte, etwas anderes nahe. Gleiches gilt für den schwer fassbaren …atus, der in den literarischen Quellen anscheinend nicht namentlich genannt wird, der jedoch die Titel comes und amicus fidissimus des Kaisers verliehen bekam und der Präfekt der Getreideverteilung, pontifex minor und schließlich Prätorianerpräfekt wurde.

Da sowohl Comazon als auch …atus aus einem militärischen Umfeld kamen, könnten ihre mächtigen Positionen auf den Einfluss des Heeres in Elagabals Regierungszeit hindeuten. Nachdem der Kaiser jedoch in Rom eintraf und seine Stellung relativ sicher war, lässt nichts darauf schließen, dass bei der kaiserlichen Verwaltung militärische Angelegenheiten eine große Rolle spielten. Elagabal führte keine Kriege, noch wurde das Heer auf kaiserlichen Münzen nach 219 besonders hervorgehoben. Möglicherweise profitierte eine andere Gruppe mehr von der Wiedereinsetzung der severischen Dynastie. Eine Untersuchung derjenigen Männer, die im Zeitraum 218–22 sicher oder wahrscheinlich den Senatorenstatus innehatten, verdeutlicht, dass es eine große Kontinuität zwischen den früheren und späteren Regierungszeiten gab.24 Viele Senatoren, die unter Septimius Severus und/oder Caracalla Verwaltungsposten bekleidet hatten, taten dies weiterhin unter Elagabal. Ebenso setzten viele Senatoren, die in die Regierung des Reiches unter Elagabal eingebunden waren, ihre Laufbahn während der Herrschaft des Severus Alexander fort.

Aller Wahrscheinlichkeit nach unterhielten einige dieser Männer enge Verbindungen zum Haus der Severer. Als gutes Beispiel mag M. Aufidius Fronto dienen, der unter Septimius Severus 199 Konsul gewesen war und von Elagabal zum Prokonsul der Provinz Asia ernannt wurde; oder C. Vettius Gratus Sabinianus, der das Konsulat 221 innehatte und ein Angehöriger einer Familie war, die wahrscheinlich gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. Patrizierstatus erlangt hatte.25 Der pro-severische Teil des Senats billigte vermutlich Elagabals Aufstieg zur Macht und war vielleicht sogar daran beteiligt, den Aufstand gegen Macrinus zu initiieren. Gewiss ist es nicht undenkbar und vielleicht sogar wahrscheinlich, dass einige dieser unterstützenden Senatoren in den Regierungszeiten Elagabals und seines gleichermaßen jungen und unerfahrenen Nachfolgers Severus Alexander einen zentralen politischen Einfluss darstellten.

Letztlich lässt es sich unmöglich mit Sicherheit sagen, welche Personen oder Personengruppen während der Herrschaft Elagabals am meisten Macht ausübten. Die Mitglieder der emesenischen Familie waren gewiss nicht die Einzigen, die von der Wiedereinsetzung der Severerdynastie profitierten. Es könnte im Interesse vieler politischer Protagonisten gewesen sein, einen ‚Erben Caracallas‘ auf dem römischen Thron zu halten. Dazu zählten womöglich Senatoren, die eng mit der Severerfamilie verbunden waren, Ritter, die bedeutende Positionen unter Caracalla gehabt hatten, sowie Juristen, die im persönlichen Kronrat des Kaisers Einfluss hatten.

Abgesehen von religiösen Belangen scheint die Regierungszeit Elagabals nicht besonders bemerkenswert oder innovativ gewesen zu sein. Nach dem Sieg gegen Macrinus wurden keine weiteren Kriege geführt, noch fanden irgendwelche wichtigen politischen oder wirtschaftlichen Reformen statt. Nichtsdestoweniger kritisierten die antiken Autoren vehement die Art und Weise, auf die Elagabal angeblich das Reich regierte. Der häufigste Vorwurf, den alle maßgeblichen Quellen äußern, ist, dass Elagabal unwürdigen und unqualifizierten Günstlingen bedeutende Verwaltungsposten zuschacherte. Herodian schreibt dazu: „Bis zu so extremem Aberwitz verirrte [der Kaiser] sich, dass er alles, was sich auf der Bühne und in den öffentlichen Theatern fand, in die höchsten kaiserlichen Ämter beförderte.“26 Die Historia Augusta dokumentiert, wie Kandidaten auf Grundlage der Größe ihrer Geschlechtsteile für ehrenamtliche Funktionen ausgewählt wurden. Ehrungen, Auszeichnungen und Machtpositionen wurden an Wagenlenker, Tänzer und Maultiertreiber verkauft oder vergeben, die mit einem Mal Statthalter, Konsuln und Generäle waren. Dio beschreibt diese Vorgänge weniger ausführlich und fasst das Thema nur knapp zusammen, indem er anmerkt, Elagabal hätte jene begünstigt, die ihn bei seinem Aufstand unterstützt oder mit ihm Ehebruch begangen hätten.

Die meisten der in den literarischen Quellen als skandalöse Ernennungen des Kaisers erwähnten Namen lassen sich nicht auf Inschriften oder Papyri zurückführen. Die einzige mögliche Ausnahme ist Aurelius Zoticus, der laut Dio der Sohn eines Kochs war und Elagabals Liebhaber wurde. Der Kaiser machte ihn angeblich wegen seines riesigen Penis zum cubicularius (Kammerdiener), verwies ihn jedoch wieder des Palasts, als er keine Erektion zustande brachte. Auch die Historia Augusta erwähnt Zoticus und schreibt ihm großen Einfluss während der Herrschaft des jungen Kaisers zu. Eine Inschrift aus der Regierungszeit des Severus Alexander erwähnt einen Zoticus als nomenclator a censibus.27 Es lässt sich nicht ausschließen, dass es sich dabei um dieselbe Person handelt, die vielleicht zurückkehrte, nachdem der Kaiser, der sie verstoßen hatte, gestorben war. Dessen ungeachtet soll Zoticus lediglich cubicularius geworden sein: ein potenziell einflussreicher Posten ja, doch bei weitem kein General oder Konsul.

Es finden sich keine Belege für die Existenz von Hierokles, dem gut aussehenden Wagenlenker, in den Elagabal sich angeblich verliebte. Dies bedeutet zwar nicht zwingend, dass es ihn nicht gab, doch erscheint es zumindest ziemlich fragwürdig, dass Hierokles mehr Macht gehabt haben soll als der Kaiser, so wie Dio behauptet, oder Elagabal gar beabsichtigte, ihn zum Caesar zu machen. Auch die zahlreichen Schauspieler und Tänzer, die vermeintlich zwischen 218 und 222 das Reich beherrschten, hinterließen keinerlei erkennbaren Spuren. Die einzigen ‚unwürdigen‘ Statthalter, die bekannt sind, waren zwei Ritter, denen die Leitung von Provinzen übertragen wurde, die traditionell von Senatoren regiert wurden: Ulpius Victor in Dacia Porolissensis und M. Aedinius Julianus in Gallia Aquitania und Lugdunensis.28 Allerdings hatte die Praxis, Ritter zu Senatoren zu ernennen, bereits unter Septimius Severus begonnen. Vermutlich übernahm man diese Strategie, um das Risiko von Aufständen in den Provinzen zu verringern; es war keineswegs eine Neuerung des syrischen Clans.

Andererseits liegt Dio richtig, wenn er bemerkt, Elagabal habe jene begünstigt, die ihn bei seinem Aufstand unterstützt hätten. Das offensichtlichste Beispiel ist zweifellos Comazon, der sich mit dem Prätendenten aus Emesa zusammentat und möglicherweise eine zentrale Rolle bei dem Sieg über Macrinus spielte. Persönlichkeiten wie Claudius Aelius Pollio und …atus profitierten ebenfalls von ihren Diensten für den neuen Herrscher, obwohl …atus wahrscheinlich in der Schlacht vom 8. Juni 218 für Macrinus kämpfte und seine Loyalität erst später bewies. Dio erwähnt außerdem einen gewissen Aurelius Eubulus, einen gebürtigen Emesener, der zum Leiter des Fiscus, der kaiserlichen Privatkasse, gemacht wurde und wegen seiner verdorbenen Lebensweise und seiner zahlreichen Beschlagnahmen fremden Eigentums allgemein verhasst war. Vielleicht war Eubulus einer der emesenischen Senatoren, die an dem Plan zur Inthronisation Elagabals beteiligt waren.

Nicht alle hatten Erfolg. Laut Vita Heliogabali bzw. Aurelius Victor verbannte Elagabal die berühmten Rechtsgelehrten Paulus und Ulpian aus Rom.29 Für das Unglück dieser Männer wird kein klarer Grund angeführt. Tony Honoré spekuliert, sowohl Paulus als auch Ulpian hätten womöglich wichtige Ämter bekleidet, bevor sie die Gunst Elagabals verloren, Ersterer als Praefectus praetorio und Letzterer als Praefectus annonae.30 Allerdings existieren zur Untermauerung dieser Hypothese keine Belege.

Die Liste der Konsuln aus dem Zeitraum 218–222 ist eine Mischung traditionell akzeptabler Kandidaten und begünstigter homines novi, ‚neuer Männer‘. Mit Ausnahme des Jahres 221 war Elagabal in jedem Jahr seiner Herrschaft Konsul. Sein Amtskollege 218 war M. Oclatinius Adventus, der von Macrinus ernannt worden war und im Amt bleiben durfte. Q. Tineius Sacerdos, der das Konsulat 219 mit dem Kaiser teilte, war ein Italier von vornehmer Abstammung und bereits 192 consul suffectus gewesen.31 Die traditionelle römische Elite betrachtete ihn wahrscheinlich als würdigen Kandidaten für das Amt. Dies hätte wohl kaum zugetroffen im Fall des Emporkömmlings Comazon, dem bereits die ornamenta consularia (der Ehrenstatus eines Konsuls ohne tatsächliche Amtsausübung) gewährt worden waren und der 220 iterum consul wurde. Im Jahre 221 hatten das Konsulat C. Vettius Gratus Sabinianus und M. Flavius Vitellius Seleucus inne; Ersterer war ein Senator aus einer angesehenen Familie; die Abstammung des Letzteren ist nicht bekannt. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Syrer, und womöglich hatte seine Herkunft etwas damit zu tun, dass er zum Konsul ernannt wurde.32 Severus Alexander, der das Konsulat im Jahre 222 mit Elagabal teilte, erhielt das Amt, weil er ein Angehöriger der Kaiserfamilie war und – seit dem Sommer 221 – der adoptierte Sohn und Thronfolger des Kaisers.

Alles in allem scheinen die Geschichten über Elagabals exzessive Vetternwirtschaft kaum mehr als negative Rhetorik gewesen zu sein, die darauf abzielte, einen Kaiser weiter zu diskreditieren, von dem die antiken Autoren ohnehin nicht viel hielten. Dass einige wenige treue Verbündeter mächtige Positionen erlangten, scheint die empörten Kommentare in den literarischen Quellen kaum zu rechtfertigen. Wie bereits erwähnt, weisen sowohl die Struktur des Senats als auch die Ernennung von Regierungsbeamten in den Jahren 218–222 gegenüber den Regierungszeiten Caracallas und Severus Alexanders eine große Kontinuität auf. Vorwürfe der Misswirtschaft in diesem Bereich erhärten sich einfach nicht.

Die Finanzpolitik unter Elagabal war in vielerlei Hinsicht eine Fortsetzung der Finanzpolitik Caracallas. Die Herstellung des Antoninians, der neuen von jenem Kaiser eingeführten Münze, hatte unter Macrinus aufgehört. Elagabal ließ erneut Antoniniane prägen, jedoch erst 219. Er setzte auch den Trend der Münzverfälschung fort. Während der Herrschaft Carcallas hatte man aus einem Pfund Silber 192 Münzen geprägt; unter Elagabal waren es bereits 228. Der Mittelwert des Feingehalts von Silbermünzen fiel von 51 % unter Caracalla auf nur noch 45,5 % unter Elagabal. Goldmünzen blieben stabil bei etwa 99 % Feingehalt, wie bereits zur Zeit des Augustus. Die Zahl der aus einem Pfund Gold geprägten Aurei war zwischen Augustus und Caracalla von 41 auf 50 gestiegen, verändert sich zwischen Caracalla und Elagabal jedoch kaum.33

Insbesondere die Historia Augusta wirft Elagabal die Verschwendung riesiger Mengen an Geld und Gütern vor. Wenn man dem Autor der Vita Heliogabali Glauben schenkt, errichtete der Kaiser zahlreiche Thermen, Häuser, Paläste und Sommerresidenzen in Rom. Allerdings hat man bislang nur wenige Überreste dieses angeblich so ungeheuerlichen Bauprogramms entdeckt. Abgesehen von einem Circus und zwei Tempeln für den Gott Elagabal, die im weiteren Verlauf dieses Kapitels noch zu erörtern sein werden, scheinen Elagabals wichtigste Bautätigkeiten darin bestanden zu haben, dass er rund um die Caracalla-Thermen Säulen aufstellen und Reparaturarbeiten am Kolosseum durchführen ließ, in das 217 der Blitz eingeschlagen hatte.34 In den Provinzen sind Elagabal mehrere Inschriften gewidmet, die von der Errichtung und Renovierung von Gebäuden zeugen. Der Name des Kaisers ist auch auf einigen Meilensteinen zu lesen.35 Das deutet darauf hin, dass die kaiserliche Verwaltung Anstrengungen unternahm, Bauten und Infrastruktur außerhalb Roms instandzuhalten, ungeachtet eines Kommentars in der Vita Heliogabali, Elagabal habe nach seiner Ankunft in Rom die Provinzen völlig vernachlässigt.

Vorwürfe der Geldverschwendung sind möglicherweise eher gerechtfertigt mit Blick auf die congiaria (Geldspenden an das Volk) im Zeitraum 218–222. Münzen weisen darauf hin, dass nicht weniger als vier derartige Geschenke innerhalb der kurzen Herrschaft Elagabals verteilt wurden. Wie Richard Duncan-Jones aufgezeigt hat, stellte das die bis zur Regierungszeit von Maximinus Thrax (235–38) höchste Zahl von Congiarien pro Jahr im Prinzipat dar. Nach groben Schätzungen gab Elagabal etwa 630 Sesterzen pro Person und Jahr für Geschenke aus – 2400 Sesterzen pro Person über seine gesamte Regierungszeit hinweg oder 113 Millionen Sesterzen pro Jahr.36 Herodian erwähnt zudem, der Kaiser habe zahlreiche Feste eingeführt und Circusse sowie Theater erbaut, weil er „meinte, durch zahllose Wagenrennen, Schauspiele und Konzerte das Volk, das sich nächtelang bewirten ließ, zu ergötzen.“ Tatsächlich werden die Überreste eines in den Horti Spei Veteris erbauten Circus Elagabal zugeschrieben, was nahelegt, dass Herodians Darstellung, wenn auch vermutlich übertrieben, doch zumindest ein Körnchen Wahrheit enthält.37

Das Geld, das Elagabal für Geschenke und Unterhaltung zugunsten seiner Untertanen ausgab, mag teilweise die hohen Steuern erklären, die nach dem Autor der Historia Augusta unter dem jungen Machthaber erhoben wurden. Als Severus Alexander den Thron bestieg, waren die Städte im Reich anscheinend finanziell so überlastet, dass er davon absah, die von ihnen fällige traditionelle Krönungssteuer, das aurum coronarium, einzufordern.38 Dennoch gilt es festzuhalten, dass sich der Staat unter den Vorgängern Elagabals schließlich auch hohen Ausgaben gegenübersah (z.B. durch Caracallas Feldzüge), die möglicherweise immer noch und weiterhin den kaiserlichen Haushalt belasteten. Im Gegensatz dazu führte der neue Kaiser keinerlei kostspielige Kriege. Wenn die Steuern tatsächlich so hoch waren, wie die Historia Augusta behauptet, so kann Elagabals Verwaltung immerhin nicht allein dafür verantwortlich gemacht werden.

Elagabal

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