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Einleitung

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Dem Römischen Reich werden zahlreiche schillernde, exzentrische und regelrecht wahnsinnige Kaiser zugeschrieben. Unter diesen nimmt Elagabal (auch bekannt als Heliogabal) eine herausragende Stellung ein. Es wimmelt von Anekdoten über diesen bemerkenswerten Herrscher – sie erzählen unter anderem davon, dass er einen exotischen Gott verehrte und ihm Menschenopfer darbrachte, aber auch von seinem unersättlichen sexuellen Appetit und wissen sogar so Bemerkenswertes zu berichten wie, dass er einen Frauensenat einrichtete und einen Selbstmordturm bauen ließ. Wenn auch nur ein Bruchteil dieser Geschichten wahr ist, muss Elagabal eine der interessantesten und ungewöhnlichsten Persönlichkeiten gewesen sein, die jemals auf dem römischen Kaiserthron saßen.

Der Kaiser, offiziell Marcus Aurelius Antoninus, bekam seinen Spitznamen nach Elagabal, dem Sonnengott der syrischen Stadt Emesa.1 Vor seinem Aufstieg zur Macht war Elagabal Hohepriester des gleichnamigen Gottes und führte in dieser Eigenschaft rituelle Tänze für den Gott auf. Er erregte die Aufmerksamkeit von Soldaten einer römischen Legion, die bei Emesa stationiert war und ihn am 16. Mai 218 n. Chr. zum Kaiser ausrief – unter dem Vorwand, er sei der uneheliche Sohn des verstorbenen Kaisers Caracalla. Elagabal, damals gerade einmal 14 Jahre alt, ging siegreich aus dem folgenden Bürgerkrieg hervor und erreichte die Anerkennung als Kaiser durch den römischen Senat. Er reiste nach Rom und brachte den Gott Elagabal sozusagen mit – in Form eines kegelförmigen schwarzen Steins.

Elagabals Herrschaftszeit war knapp bemessen, doch mangelte sie kaum an interessanten Ereignissen. In einer beispiellosen Aktion setzte er den Gott Elagabal an die Spitze des römischen Pantheons und verdrängte damit Jupiter vom obersten Rang unter den Göttern. Er betitelte sich als Elagabals ‚erhabenster Priester‘ und verbreitete sein Priestertum auf Münzen, Inschriften und Papyri. Außerdem heiratete er eine vestalische Jungfrau, eine der ehrwürdigsten Priesterinnen Roms, während der Gott Elagabal mit Urania vermählt wurde, einer Gottheit aus der afrikanischen Stadt Karthago. Im März 222 n. Chr., nicht einmal vier Jahre nach seiner Thronbesteigung, wurde der Kaiser von aufständischen Prätorianern, Soldaten der kaiserlichen Wache, getötet. Sein Leichnam wurde durch die Straßen geschleift und in den Tiber geworfen, sein Andenken vom Senat verflucht und der schwarze Stein zurück in seinen Tempel in Emesa überführt. Damit endete die Herrschaft der Priesterkaisers ebenso abrupt und gewaltsam wie sie begonnen hatte.

Wenngleich er heute nicht mehr so bekannt ist wie Caligula oder Nero, so ist Elagabals Ruf für Luxus, Zügellosigkeit und Wahnsinn genauso extrem, wenn nicht sogar extremer. Drei der bedeutendsten antiken Autoren, die seine Herrschaft beschrieben – Cassius Dio, Herodian und der unbekannte Autor der Vita Heliogabali –, stellen ihn als einen der berüchtigten ‚schlechten Kaiser‘ Roms dar. An ihren feindseligen Berichten orientierten sich die späteren Historiker. Im 18. Jahrhundert hatte der Gelehrte Edward Gibbon, Verfasser des einflussreichen Werkes Verfall und Untergang des Römischen Reiches, nichts als Verachtung übrig für den verrufenen Herrscher und bemerkte:

Es könnte nun der Eindruck entstehen, dass Elagabals Laster und Torheiten durch spätere Gunst abgeschwächt oder durch Parteienhass noch übertrieben wurden. Beschränken wir uns also nur auf die öffentlichen Szenen, die sich vor dem römischen Publikum abspielten und die von zuverlässigen zeitgenössischen Historikern bestätigt wurden, so übersteigt ihre unbeschreibliche Niedertracht alles, was aus anderen Zeiten oder Ländern überliefert ist.2

Trotz dieser verdammenden Worte (oder vielleicht gerade deshalb?) steht Elagabal im Mittelpunkt eines vielfältigen und interessanten, wenn auch kleinen Korpus von literarischen und künstlerischen Werken. Bereits seit der Renaissance, besonders jedoch in den letzten 200 Jahren, haben sich viele Romanschriftsteller, Dramatiker und Maler von diesem Kaiser inspirieren lassen. Die Liste umfasst eher obskure Autoren wie den niederländischen Dramatiker Gysbert Tysens aus dem 18. Jahrhundert, aber auch berühmtere Namen wie Francesco Cavalli, Lawrence Alma-Tadema, Stefan George und Antonin Artaud. In Romanen, Gedichten, Theaterstücken, Gemälden und in neuerer Zeit auch Filmen, Komikbüchern und Popsongs dieser Autoren und Künstler tritt Elagabal in vielerlei Gestalt in Erscheinung: ob böser Tyrann oder aufbegehrender Rebellen, ob mystischer Zwitter oder schwuler Teenager, ob dekadenter Sensualist oder antiker Popstar.

Elagabal

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