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Wissenschaftliche Forschung

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Diese Studie verfolgt zwei Zielsetzungen. Erstens sollen die Ereignisse und Entwicklungen in der Regierungszeit Elagabals durch Verwendung antiker Quellen sowie moderner wissenschaftlicher Schriften rekonstruiert und gedeutet werden. Zweitens geht es um die Beschreibung und Interpretation der unzähligen Schichten antiker und moderner Bilder, die sich um diesen historischen Kern herum gebildet haben. Selbstverständlich sind diese beiden Ziele eng miteinander verflochten. Man kann kaum das Nachleben eines Forschungsgegenstandes richtig untersuchen, ohne eine gewisse Vorstellung vom historischen Kern zu haben, aus dem es sich letztlich ableitet. Ebenso lässt sich eine historische Figur oder Epoche nicht plausibel rekonstruieren, ohne die späteren Verzerrungen und Deutungen zu beachten. Dieses Paradoxon wohnt aller historischen Forschung auf fundamentale Weise inne und lässt sich nicht vollständig auflösen; doch klare Argumentation und angemessene Verwendung der nicht-literarischen Quellen und Parallelbeispiele können uns ein gutes Stück voranbringen.

Diese Studie ist in fünf Kapitel eingeteilt. Kapitel 1 liefert Hintergrundinformationen über Elagabal, den Kaiser, und Elagabal, den Gott, und erörtert die Geschichte und Kultur von Emesa, den Elagabal-Kult, andere emesenische Götter sowie Elagabals Familie (mütterlicherseits). Es wird auch den Verbleib des Jungen vor 218 n. Chr. streifen und die Frage behandeln, ob er tatsächlich ‚syrisch‘ oder ‚orientalisch‘ war, wie sowohl in den antiken als auch den modernen Darstellungen häufig beschrieben. Dies bereitet den entsprechenden Rahmen für Kapitel 2, in dem Elagabals Aufstieg an die Macht, seine Herrschaft und sein Untergang untersucht werden. Die religiösen Reformen des Kaisers spielen eine herausragende Rolle in diesem Kapitel, doch andere Themen wie seine politischen Ernennungen und Heiraten kommen ebenfalls zur Diskussion. Da es sich hier um eine Studie über Elagabal handelt, wird der Fokus sehr stark auf Rom gerichtet sein, wo der Kaiser die meiste Zeit seiner Herrschaft residierte und direkt mit seinem Umfeld interagierte; den Vorkommnissen in den Provinzen wird dabei weniger Beachtung geschenkt.

Kapitel 3 konzentriert sich auf die Propaganda, die in Elagabals Namen über kaiserliche Münzprägung und Büsten, Inschriften und andere Medien verbreitet wurde. Das Kapitel wird die Reaktionen von Untertanen auf diese Propaganda thematisieren, sowohl in Rom als auch in den Provinzen, während und unmittelbar nach der Herrschaft des Kaisers. Abschließend wird die Rolle Elagabals im weiteren Kontext der Entwicklungen des 3. Jahrhunderts kommentiert.

In Kapitel 4 bewegt sich die Aufmerksamkeit weg von den Handlungen und der Propaganda des Kaisers hin zu seiner Darstellung in der antiken römischen und byzantinischen Literatur. Dieses Kapitel nimmt eine Schlüsselstellung in dieser Studie ein, denn es wird Elagabals Herrschaft und deren Wahrnehmung durch Zeitgenossen mit seinem Nachleben in Kunst und Literatur bis zur heutigen Zeit verknüpfen. Es wird sich derselben literarischen Quellen bedienen wie die vorangegangenen Kapitel, doch wird die Fragestellung nicht lauten, welche Fakten sich aus diesen Schilderungen herausarbeiten lassen, sondern auf welche Weise die Darstellungen diese Fakten verzerrt haben, um den Kaiser als einen schlechten, unwürdigen Herrscher neu zu erfinden.

Das letzte Kapitel befasst sich mit dem Bild des Elagabal ab der Renaissance. Der Schwerpunkt wird auf dem Gebiet der Literatur liegen, d.h. auf Opern, Romanen, Theaterstücken und Gedichten, in denen die Autoren nicht durch akademische Einschränkungen gehemmt waren und die Freiheit genossen, sich ihren Gegenstand auf jede beliebige Art und Weise vorzustellen. Nicht-literarische Werke wie Gemälde, Musikstücke und Filme spielen hier eine untergeordnete Rolle, da sie einen eher unbedeutenden Anteil am Nachleben des Kaisers ausmachen. Um eine zusätzliche Vergleichsbasis zu bieten, sind zwei Aspekte hervorgehoben, die mit Blick auf die Bilder des Priesterkaisers besonders wichtig sind: Der erste ist der Aspekt Gender, der in diesem Fall solche Begriffe wie Effeminiertheit, Androgynie und Homosexualität betrifft. Der zweite ist der sogenannte ‚Orientalismus‘ bzw. die Tendenz von Schriftstellern und Künstlern, Eigenschaften und Verhaltensweisen Elagabals als typisch für ‚orientalische‘ Menschen zu interpretieren.

Im Anschluss werden die Argumentationsstränge der gesamten fünf Kapitel noch einmal zusammengezogen, um zu kommentieren, wie sich im Falle Elagabals eine historische Figur aus der fernen Vergangenheit in ein solch buntes Konglomerat unterschiedlicher Bilder verwandeln konnte.

Elagabal

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