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„In dem Fall ändern wir unseren Plan ein wenig – und gehen direkt in eine andere Dimension!“

Sie fanden eine, in der sich auf dem Gebiet in Richtung Heimatwelt der Tong'GU'ka-ra nicht viel zu befinden schien und so reisten sie unbehelligt dorthin.

„All diese Universen... und keine Zeit, sie zu erforschen.“

„Wir haben unser eigenes Universum kaum erforscht“, relativierte der Captain den Gedanken seiner Wissenschaftsoffizierin Lieutenant Commander Elba. „Wenn es wirklich unendlich ist und wir haben weder Einblick in unsere Galaxie noch wirklich in andere gehabt, die nur einen Bruchteil von unendlich darstellen, dann...“

Er zuckte die Schultern.

„Kennt man ein Universum, kennt man alle“, scherzte Monroe, denn in der Tat hatten sich die, die sie bislang besucht hatten, kaum voneinander unterschieden.

„Und wer weiß, vielleicht treffen wir ja irgendwo Völker, gegen die die Tong harmlos wirken.“

Auch das eine Gefahr... die aber letztlich auch für alle anderen Galaxien galt. Das 'exotische' Universum, das so völlig anders war als sie es kannten, war bislang ebenso ausgeblieben wie das, das nur ein identisches Abbild des ihren samt Personal darstellte, das aber auch keiner von ihnen wirklich für wahrscheinlich hielt.

Rund um die Heimat der Tong'GU'ka-ra hüpften sie zurück in ihre eigene Dimension und verteilten ein paar Spähsonden, die das andere Volk ausspionieren sollten. Dann klapperten sie, um die Zeit zu nutzen, in der sie eh nichts anderes unternehmen konnten, ein paar der umliegenden Universen ab.

„Äh, sollten wir nicht...“

„Sollten wir nicht was, Raita?“ herrschte Captain Bauer den Fähnrich gereizt an.

„Die Infosonde rausschicken, bevor wir, äh, da hinfliegen?“

„Die Infosonde?“

„Ja, äh, was so passiert ist, dass die Poledouris zerstört wurde und wo wir jetzt hinfliegen, äh, damit sich zu Hause keiner Sorgen macht.“

„Sie glauben also, dass sich da jemand um Sie Sorgen macht?“

„Um Sie, äh, nicht?“

Sie rümpfte nur kurz die Nase. Es gab Dinge, die manche Leute einfach nicht verstanden und auch niemals verstehen würden.

„Haben Sie nichts besseres zu tun als... sowas?“ herrschte sie ihn an.

Tatsächlich hatte Raita eine Antwort auf diese Frage, aber er hütete sich davor, sie laut auszusprechen.

Bauer nahm die Gelegenheit wahr, ihre Reise zu einem Planeten, zu dem sie ganz bestimmt nicht wollte, ein wenig zu verzögern.

„Na, dann machen Sie mal.“

„Äh, was, Captain?“

„Die Infosache.“

„Sonde, Sir?“

„Genau. Schicken Sie die los... oder müssen wir dafür nicht näher an der Erde sein? Sollten wir nicht nochmal ein Stück zurückfliegen, damit sie auch mit Sicherheit ankommt?“

Sie hatten den angeschlagenen Planeten verlassen und waren weiter ins Territorium der Tong'GU'ka-ra vorgedrungen, als Raita die Sache mit dem Logbuch wieder eingefallen war.

„Äh, nee, das geht auch von hier.“

„Ganz sicher? Ich meine, niemand hetzt uns...“

Wieder fühlte Bauer, wie alle sie anstierten.

Was hatte sie nur für eine blöde Crew?

Warum hatte man ihr ausgerechnet diese Leute zugeteilt?

Waren die guten schon alle weg gewesen?

Es war einfach gemein.

Nur, weil sie...

War es, weil sie eine Frau war?

Oder weil sie das Kommando bekommen hatte, weil sie eine Frau war.

Was in dem Fall hieß, dass sie gewissen Offizieren dafür gewisse Gefälligkeiten erwiesen hatte.

Ja, sie war halt nicht gut in Mathematik.

Oder Diplomatie.

Oder... sonst irgendwas von dem, was hier von einem verlangt wurde.

Aber sie sah verdammt gut aus in einer Uniform und die Raumflotte durfte dankbar sein, wenn es jemand von ihrem Aussehen war, der den Erstkontakt zu einer außerirdischen Rasse oder Volk oder Art oder Spezies oder wie auch immer man das nennen wollte, herstellte.

Sie, als Aushängeschild der Menschheit.

Dankbar müssten die dafür sein, für einen so guten, so attraktiven, so schönen ersten Eindruck.

Für das andere waren die Untergebenen zuständig, also warum sollte sie sich mit all sowas belasten, wenn ihre eigentliche Aufgabe darin bestand, zu glänzen und anderen Völkern die Schönheit und Anmut der Menschheit zu präsentieren und den besten Eindruck auf sie zu machen, den man überhaupt machen konnte, auch wenn sie dann zwangsläufig enttäuscht sein würden, wenn sie den Rest der Menschen zu sehen bekamen.

Man konnte Kurse auch bestehen, wenn man sie nicht bestanden hatte.

Das hatte sie bewiesen.

Und war das nicht auch etwas wert?

Dass sie es zum Captain gebracht hatte, ohne sich auch nur im Geringsten mit diesem Kleinkram und Mist auseinandersetzen zu müssen, den man anderen abverlangte.

War das denn nicht auch eine Leistung?

Eine, die gewürdigt werden sollte.

Sportler setzten auch ihren Körper ein, um ihre Ziele zu erreichen, also warum sollte es weniger wert sein, wenn sie es ebenfalls tat?

Und sie hatte es getan.

Bis ganz nach oben.

Sie hatte es sich und denen bewiesen.

Sie konnte alles erreichen, was sie wollte.

Und das hatte sie.

Dieser kleine Mann an dieser unförmigen Konsole sah sie mal wieder merkwürdig an.

Wahrscheinlich wollte der auch nur ins Bett mit ihr.

Wie alle anderen.

Aber das konnte er sich abschminken.

Hier an Bord gab es niemanden, der sie weiterbringen konnte.

Also wozu die Mühe machen?

„Einspruch.“

„Jetzt erst?“

„Äh, naja...“

„Geht Ihr Einspruch in Richtung Sexismus?“

„Er geht in die Richtung, dass Captain Bauer hier wie eine Person dargestellt wird, die unfähig ist und die sich nur nach oben geschlafen hat.“

„Ja, das ist genau der richtige Eindruck.“

„Aber...“

„Sie hat all das in einem ausgiebigen Interview zu Protokoll gegeben. Kurz bevor sich das Schiff auf den Weg gemacht hat. 'Sich hochschlafen als Geschäftsmodell – nichts für hässliche Frauen' war der Titel, den sie übrigens selbst vorgeschlagen hat.“

„Ich, äh, ziehe meinen Einspruch zurück.“

„Haben Sie irgendwas gesagt, Fähnrich?“

„Äh, dreimal. Sir.“

„Und was ist so wichtig, dass Sie es dreimal wiederholen müssen?“

„Äh, streng genommen, wiederholt hab ich es nur-“

Ihr genervter Blick ließ ihn diesen Teil seines Einwands übergehen.

„Wollen Sie nicht, äh, einen Eintrag machen?“

„Weil Sie mich mit Ihren großen Hundeaugen so gierig ansehen? So einen Eintrag? Ins Klassenbuch?“

„Äh, ich, äh, meinte eigentlich eher, einen ins Logbuch.“

„Weil?“

„Für die Infosonde?!“

Sie sah ihn mit leeren Augen an.

Dann wandte sie sich dem Hauptbildschirm zu.

Setzte ein strahlendes Lächeln auf.

Brachte sich in Position.

Brust raus.

Beide.

Ein Anblick!

Wie ein Doppelsternsystem.

Was auch immer das war?

Mit Sicherheit nichts, das so sexy war wie sie.

Oh, wie gerne hätte sie endlich mal eine außerirdische Rasse Schrägstrich Volk Schrägstrich und so weiter kennengelernt, um die mit ihrer Ausstrahlung und Schönheit zu überwältigen, doch das war bislang ausgeblieben...

Wo war sie?

Ach ja.

Augenklimpern.

Verführerische Stimme.

„Hallo, liebes Raumkommando, hier ist euer Captain Francesca Bauer.“

Das sollte ihre Aufmerksamkeit erregen.

Und nicht nur die!

Ihr Lächeln würde sie sich ärgern lassen, dass sie so weit von ihnen entfernt war.

Und ihre Brüste...

Nun, das noch weit mehr!

Sie...

Da...

Hm?

Was wollte sie nochmal sagen?

Ach ja.

„Wir haben den Planeten ohne Probleme erreicht und die Poledoris wurde vernichtet.“

„Äh.“

„Schnauze, Raita!“

Wieder zum Bildschirm.

„Es gab eine Schlacht und wir sind siegreich daraus hervorgegangen.“

Und wie das stimmte.

„Jetzt reisen wir zu einem anderen Planeten der Tongu Kara, um ihn zu befreien!“

Erst jetzt wurde ihr klar, was das für ihre Karriere bedeuten würde.

Dass sie die Situation völlig falsch eingeschätzt hatte.

Da war ein armes Volk, das sich von seinen fiesen Eroberern befreien wollte.

Und dann kam sie.

Strahlend und schön.

Voller Anmut.

Voller Mut!

Und sie führte die Revolution an.

Führte das Volk aus der Tyrannei heraus.

In die Freiheit.

Die schöne Frau von einer fernen Welt.

Die schönste Frau, die sie jemals gesehen hatten.

Und die sie jemals sehen würden.

Sie würde die Göttin dieses Volkes werden.

Man würde sie verehren, sie lieben, ihr alles zu Füßen legen.

Ihr Lächeln wurde noch ein paar Spuren strahlender.

Vielleicht... vielleicht würde sie sich dort sogar niederlassen.

Ihre neuen Untertanen mit ihrer Anwesenheit beglücken, während man ihr jeden Wunsch von den Augen ablas...

Es sei denn, natürlich, die blöden Besatzer hatten die Welt auch als Trümmerhaufen zurückgelassen, dann konnten die sich ihre Anbeterei sonstwohin schieben.

Oder die 'Befreiten' sahen alle aus wie Kröten oder sowas, auf so einen Anblick konnte sie verzichten.

Raita sah sie an.

Alle sahen sie an.

Bauer spielte es cool.

„Ich melde mich, wenn wir die Welt zurückerobert haben. Bauer Ende.“

Raita musste tief einatmen.

Dann sah er zur Kommunikationsoffizierin.

Die schüttelte nur den Kopf und zuckte die Schultern.

„Äh-“

„Ja, Raita?“ kam es genervt zurück.

„Wir, äh, ich würde, äh, anregen, dass wir, äh, vielleicht noch ein bisschen an, äh, Informationen wie Kurse und ein paar kleinere Daten und sowas beifügen, äh, so. Ja?“

„Wenns denn sein muss.“

Raita sah wieder zur Kommunikation und der Lieutenant nickte bestätigend.

„Gut, äh, danke.“

„Gern geschehen. Ich mache das ja nicht nur für mich.“

„Oh, äh...“ Den Satz 'Da könnte man einen anderen Eindruck bekommen' verkniff er sich.

„Gut, dann schicken Sie das Ding mal raus.“

„Ja, äh, ich muss nur noch den Kurs der Sonde berechnen.“

„Wieso das? Direkter Kurs nach Hause, so schnell wie möglich! Also was kann daran so schwierig sein?“

„Dass, äh, wir die Sonde nicht auf, äh, direktem Weg schicken.“

Was war denn das für eine blöde Idee? Wer hatte sich denn wieder so einen Mist ausgedacht?

„Sondern?“

„Naja, äh, über verschiedene Umwege mit, äh, Kurswechseln und-“

Schwachsinn!“

Da würde es ja ewig dauern, bis die Erde erfuhr, dass sie eine neue Heldin hatte, die auf dem Weg war, ein geknechtetes Volk zu befreien.

„Auf direktem Weg, Fähnrich. So schnell wie möglich!“

„Aber-“

So schnell wie möglich!“ wiederholte sie. „Die Erde muss wissen, was hier los ist.“

Sie musste von ihren bevorstehenden Heldentaten erfahren, vielleicht sogar direkt ein Schiff mit Journalisten hinter ihr her schicken, die ihren Triumph miterleben konnten.

„Äh...“

Sie hatten das bei Ausbilder Ciftei anders gelernt, dachte Raita. Das war-

„Ich habe noch keine Bestätigung von Ihnen gehört, dass meine Nachricht unterwegs ist.“

„Äh, äh.“ Raita sah sich hilflos um, doch niemand schien ihm helfen zu können.

„Das sind nicht die beiden Worte, die ich von Ihnen hören will, Fähnrich.“

„Aye... aye?“ fragte er.

„Schon besser.“

Raita schluckte und schickte die Sonde los.

„Sonde ist unterwegs, Captain.“

„War das denn so schwierig?“

Der Fähnrich schwieg.

„Eben.“

Captain Francesca Bauer stolzierte über ihre Brücke.

Sie fühlte sich gut.

Sie fühlte sich erfolgreich.

Sie fühlte sich mächtig...

Und vielleicht ein bisschen hungrig.

Ja, ihr standen große Taten bevor, da musste sie sich vorher ein wenig kräftigen.

Und ein entspannendes Bad war sicher auch nicht verkehrt.

„Wann erreichen wir unser Ziel?“

Ihr Ziel.

Und ihr Ziel war es, ein Volk zu befreien, nichts geringeres als das.

„In 6 Tagen und 8 Stunden.“

Dann... hatte sie definitiv die Zeit für ein Bad!

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