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IX

Montag, 16. Mai 1881

Zu dieser Stunde bin ich der einzige Gast im Hirschen.

Von meinem Lieblingsplatz aus, der geflissentlich für mich freigehalten wird, kann ich über den ganzen Dorfplatz ­blicken.

Morgen für Morgen sitze ich hier, trinke meinen Kaffee, lese die Zeitung und schaue zwischendurch mehr oder minder gelangweilt dem Treiben vor dem Fenster zu.

Ein Brief erreicht mich. Der Postbote weiß, wo er mich findet und spart sich den Weg zur Schreinerei. Er nickt dem Wirt zu, dann ist er wieder draußen.

Ich drehe den Brief in den Händen. Meine Anschrift ist korrekt. Kein Absender – doch ich erkenne die Handschrift auf dem Umschlag sofort.

Erst nach der Lektüre meiner Zeitung und nach der zweiten Tasse Kaffee bringe ich es über mich, den Umschlag aufzureißen. Ich nehme das gefaltete Blatt heraus und stelle fest, dass meine Hände dabei zittern.

Ich lege den Bogen beiseite und ziehe ein silbernes Etui aus meiner Jackentasche. Licht bricht sich in den feinen Ziselierungen und lässt für einen Moment die eingravierten Initialen T.W. aufblitzen. Ich nehme eine Zigarette aus dem Etui, zünde sie an, was wegen meiner zitternden Finger länger dauert und auch weniger elegant aussieht als sonst, und atme den Rauch tief ein.

Einige Minuten verstreichen.

Als der Qualm der Zigarette in beruhigenden Serpentinen in die Luft steigt, nehme ich den Bogen wieder auf.

Das Papier ist von minderer Qualität, doch die Handschrift ist aufrecht und zeigt einen edlen Schwung, der durchaus Rückschlüsse auf den Charakter des Absenders zulässt.

Ein einziger Satz steht dort, und die dunkelblaue Tinte schimmert, als wäre sie noch feucht.

Nur drei Worte:

Vater ist tot

Nicht mein Vater, nicht unser Vater. Das hat er sich gespart. Nicht mal ein Satzzeichen.

Doch die drei Worte verraten, dass er es ebenso gewusst hat wie ich.

*

O Samael

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