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Gestern habe ich meinem Vater das Leben genommen.

Noch jetzt, in diesem Moment, da ich das Vergangene niederschreibe und damit versuche, für den Leser eine Erklärung und für mich eine Rechtfertigung zu finden, sehe ich seine weit geöffneten und blau glitzernden Augen, die mich anblicken, anstarren, nicht erstaunt oder fragend, nicht verständnislos oder gar ängstlich, sondern auch in seinen letzten Atemzügen herrisch und gebieterisch. Immer wieder taucht das Bild vor meinen Augen auf: Vater, die Hosenträger bereits über die Schultern gestreift und den Kleiderbügel, an dem sein Frackoberteil hängt, in der Hand. Vater, der den Kopf in meine Richtung dreht, sichtlich verärgert über die unerwartete Störung und gerade den Mund öffnen will, wohl um mir Einhalt zu gebieten. Dann aber senkt er seinen Blick, betrachtet erstaunt die Mündung meiner Waffe und die Worte bleiben ihm im Hals stecken.

Was ist ihm da wohl durch den Kopf gegangen? Hat er die Situation einschätzen können, herausgerissen aus seiner Welt, aus der Musik, aus den Harmonien, die vor der Pause verklungen und von tosendem Applaus abgelöst worden waren, und aus den Klängen, welche er in wenigen Augenblicken aus dem Nichts hervorzaubern würde, und die ihm zweifellos jetzt schon in seinem Kopf umhergeschwirrt sind?

Konnte er sich wohl noch an unsere letzte Begegnung erinnern, ein Zusammentreffen, bei welchem ich wutentbrannt die Türe seiner Suite in Wien ins Schloss warf, nachdem ich vergeblich versucht hatte, ihn aus der Reserve zu locken? War ihm klar, dass ich hier in seine Dirigentengarderobe, in sein Heiligtum, gekommen war, um zu vollenden, was ich jahrelang tief in meinem Innern durch mein Leben geschleppt und keine andere Möglichkeit mehr gesehen hatte, als diese Tat hier zu begehen?

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