Читать книгу Morality and fear - Martin Wannhoff - Страница 17
Drittes Intermezzo 1939
Оглавление„Ich gewöhnte mich dran.“
Detective Richardson hatte jetzt dutzende Zettel vor sich liegen und stellte Verbindungen zu den einzelnen Namen her. Jede Straftat notierte er mit einem Wort und dem entsprechenden Datum. Immer wieder fragte er nach. So konnte er die Straftaten nach den Daten den polizeilichen Aktennotizen zuordnen. Wenn er das alles vor Gericht platzen lassen würde, wäre das eine gute Belohnung für all die Jahre der Schmach.
„Sie sagen also aus, dass Nuncio Costello für den Brand im Verwaltungsgebäude und auch für den Brand in der Halle zwei Jahre später verantwortlich ist?“
Stevenson nickte. Sansone war damals im Jahre 1929
ebenfalls der Drahtzieher. Es ging um nicht bezahlte Schutzgelder. Ein deutscher Bombenexperte namens Hermann Koch sowie ein Saveknacker namens Salvatore Calmorra waren involviert. Des Weiteren war Luigi in die Pläne eingeweiht und fuhr den Fluchtwagen. Auch Gildo und dessen Sohn wussten gewisse Details der Operation.
Die Feuerwehr erreichte viel zu spät den Einsatzort. Das ganze Verwaltungsgebäude stand lichterloh in Flammen, man konnte es nur noch kontrolliert abbrennen lassen. Das bedeutete den Ruin des finanziell angeschlagenen Werkes.
Detailliertere Angaben konnte Stevenson nicht machen. In diesen Tagen des Jahres 1931 erlebte Stevenson das erste Mal, dass Sansone tatsächlich ernst machen konnte mit seinen Drohungen. Obwohl er nach außen das Image eines sauberen Geschäftemachers pflegte, bestand für ihn kein Problem darin, andere Menschen bei Versagen oder Fehlverhalten in die Hölle zu schicken. Fairerweise musste man erwähnen, dass er es verboten hatte, die Bandenmitglieder zu töten. Diesen „Kollateralschaden“ nahm er jedoch billigend in Kauf. Jedenfalls gab es unmittelbar nach diesem Vorfall keine Sanktionen gegen Stevenson oder dessen Capo. Richardson rang um Fassung.
Nach 10 Jahren klärte sich ganz nebenbei der Mord an John Oregan auf. Detective Richardson betrachtete sein Gegenüber kopfschüttelnd und hatte endlich das wahre Potenzial dieses Mannes erkannt. Vor ihm auf dem Tisch lag ein riesiges Puzzle. Stevenson Rice würde es vor seinen Augen zusammensetzen. Das war bisher noch keinem Polizisten gelungen. Mittlerweile glaubte er ihm jedes Wort, denn er beschönigte nichts von seinen eigenen Verbrechen.
Es handelte sich um ein ganz hohes Tier bei den Mafiosi.
Einer, der wirklich Macht und Einfluss genossen hatte. Das gewaltige Machtimperium der Sansone-Familie könnte durch diesen einen Zeugen komplett in sich zusammenstürzen. Sansone würde in den Knast, wenn nicht sogar auf den elektrischen Stuhl wandern.
„Wie ging es denn dann weiter?“
„Nun ja, wir suchten unseren Arzt auf. Auf Lincolnhill wohnt Sansones Doc für alle Fälle. Er kassiert bis zum heutigen Tag monatlich ein Vermögen und ist definitiv der bestbezahlte Arzt in der ganzen Stadt. Er hat niemals zu viele Fragen gestellt und war immer zur Stelle, wenn es unangenehm wurde.“
Richardson war erstaunt. Hatte er wirklich eine Arztpraxis in seinem Haus?
„Als Praxis kann man das nicht bezeichnen. Dr. Theodor Evens improvisiert sehr oft. Er hat an mir schon so manche Operation durchgeführt. Der Mann versteht sein Handwerk.“
Richardson war auch Dr. Evens ein Begriff: Amtsanmaßung, Drogenschmuggel, Veruntreuung, Medikamentenmissbrauch… seine Akte war ansehnlich.
Doch auch bei ihm waren alle Ermittlungen im Sande verlaufen. Man hatte ihn weder befragt noch beschattet, geschweige denn sein Haus durchsucht.
„Dann hätte ich noch eine Frage. Der Job verlief nicht ganz nach Sansones Vorstellungen. Wie hat er reagiert?“
„Überraschend gelassen. Wir hatten trotz seiner Anweisung von den Schusswaffen Gebrauch gemacht. Aber ich wäre ohne sie da nicht raus gekommen. Außerdem schenkte er unseren Schilderungen vollstes Vertrauen. Das Feuer, welches so viele Menschenleben gefordert hatte, wurde als „Unfall“ deklariert, ebenso der Sturz des jungen Knaben vom Hochofen herunter.“
Stevenson war verletzt gewesen, er hätte genauso gut tot sein können: ein Streifschuss im Beckenbereich, sowie Hämatome auf dem Rücken und Brandblasen Gesicht.
Außerdem Verbrennungen zweiten Grades auf den Handflächen und ersten und zweiten Grades an Armen und Beinen. Doch es war nicht so schlimm wie es erst aussah.
Richardson blies Zigarettenrauch aus und meinte zynisch: „Na wenn es weiter nichts ist!“
„Ich war nach drei Wochen wieder einsatzbereit und prompt kam die Quittung für den versauten Job. Das gefiel Sansone dann allerdings gar nicht mehr…“