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2.3 Neuplatonische apophatische Theologie bei Plotin (205–270) und Proklos (410–485) 2.3.1 Plotin (205–270)

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Plotins Schriften, die sein Schüler Porphyrius in 6 Büchern mit jeweils 9 Ennea­den (Abhandlungen) heraus gab, werden von McGINN als «herausragende Meister­werke der mystischen wie der philosophischen Literatur» bezeichnet[35].

Augenscheinlich konnte Plotin sogar auf eigene mystische Erfahrungen zurück­greifen und war im Stande die Psychologie solcher Erfahrungen überzeugend dar­zu­stellen.

Ohne hier detailliert auf seine Vorstellung verschiedener transzendentaler Stufen, Hypostasen (Eines, Geist, Seele) näher eingehen zu wollen, ist es aber doch wichtig für das Thema der vorliegenden Arbeit, seine Idee einer Bewegung des «Ausströmens» der einfachen Hypostasen aus den höheren Emanationen, proo­dos, und der Rückkehr, epistrophe, zu erwähnen: Es ist eine Art über­zeit­liches oder ausserzeitliches «Atmen», in welchem sich die Seele ihrer selbst bewusst werden kann. In einer steten processio und conversio bewegt sich die Seele zwischen Momenten der «Schau» und der Rückkehr zu sich selber[36].

Dieser stetige (Erkenntnis-)Prozess kann auch als Reise, Aufstieg, leidenschaftli­che Sehnsucht oder in weiteren Metaphern dargestellt werden, welche natürlich eine gewisse Hierarchisierung oder Stufung dieses Prozesses implizieren.

Wie bei Platon ist die Ineinssetzung der obersten Hypostase des wahren Einen mit dem absolut Schönen auch bei Plotin zu finden, wobei die eigene Anglei­chung eine Voraussetzung dieses fort schreitenden Prozesses ist: «Es werde also zuerst einer ganz gottähnlich und ganz schön, wer Gott und das Schöne schauen will.»[37]

Ebenso ist es auch bei Plotin wieder der Eros, die Liebe, welche als treibende Kraft dieses Prozesses wirkt.

Wie es Platon in seiner Schrift «Parmenides» schon vorgemacht hatte und es ab da auch zum stilistischen Kriterium apophatischen Schreibens schlechthin wer­den wird, umkreist auch Plotin die unmögliche Darstellung des «Einen» in dia­lek­ti­scher Ausdrucksweise. «Dabei experimentiert er mit einer neuen Sprache auf der Grund­lage unüblicher und häufig rätselhafter Wendungen und Aus­drücke, die durch­gehend mit der Partikel hoion («quasi» oder «sozusagen») qualifiziert werden.»[38]

Die von ihm konstatierten drei transzendentalen Hypostasen verortet Plotin sowohl im Menschen als auch ausserhalb, «erwartend», [39] das «Eine» ist in Al­lem, was existiert.

Die kontemplierende, philosophierende Seele ist in der Lage, die Schau, die Er­kenntnis dieses «Einen», welches bei Plotin nicht personal zu denken ist, zu erreichen.[40]

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