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3.2.2.2 De ecclesiastica hierarchia

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So, wie die himmlischen Hierarchien, McGINN zieht die Bezeichnung «Thear­chia» vor[141], was übersetzt eben «Gottesprinzip» heissen würde, eine in meinen Augen etwas sperrige Übersetzung, wie sie auch Günter HELD in den CH ver­wen­det;[142] Stu­fen der Annäherung abbilden, bildet auch die irdische/kirchliche Hierarchie Stu­fen der Reinigung – Erleuchtung – Vollkommenheit ab.[143]

Der Begriff «Thearchia» hat sich allgemein nicht durchgesetzt, im Gegensatz zu «Hierarchia», der – heutzutage eher negativ besetzt – gegliederte Ordnungen ganz allgemein bezeichnet, wobei diese Gliederung im Sinne von Kompetenz­rän­gen, Entscheidungsbefugnissen und Abhängigkeiten in gewisser Weise immer als qualitativ von «oben» nach «unten» gedacht wird.[144]

Nach dem einführenden Kapitel, in welchem Dionysius Areopagites die Verbin­dung zwischen den himmlischen und den kirchlichen Hierarchien erläutert und ihre aufeinander bezogenen Funktionen erklärt, entfaltet Dionysius Areopagites – in übrigens wesentlich umfangreicherer und geordneterer Weise als in den CH – die drei Triaden der Kirchlichen Hierarchien; jedes diesbezügliche Kapitel im­mer noch einmal unterteilt in eine Beschreibung des Rituals und (ganz im Sinne der oben erwähnten symbolischen Theologie) und seiner tieferen Bedeu­tung.

Wie oben bereits im Bild der operativen und strategischen Funktionen in einer Unternehmensstruktur dargestellt, unterscheiden sich die himmlischen und die kirchlichen Hierarchien in etwa auf die gleiche Art.[145]

Diese praktisch-operative Hinführung braucht symbolische Vergleiche, Sinnlich­keit, eben konkrete Bilderwelten, um die Menschen nach Massgabe ihrer spiri­tuellen Fähigkeiten und Kompetenzen weiter zu führen.[146] Die kirchliche Hierarchie ist der Ort, an dem all diese symbolischen Akte stattfinden.[147] Hierarch ist derjenige, in dessen Verantwortung und spirituell-theologische Kom­pe­tenz sie durchgeführt werden.[148]

Kapitel II beginnt nun mit dem Ritus, der Taufe, dem «Initiationssakrament». Im dargestellten Fall handelt es sich aber um die Erwachsenentaufe und gleich­zeitigen Erwachsenenfirmung, also um den bewussten Eintritt eines Menschen in diese kirchliche Hierarchie zum Zwecke der «Erkenntnis der Wahrheit».[149]

Vier kirchliche Stände sind an diesem Prozess beteiligt: Ein «Eingeweihter» (also Gemeindemitglied) als Pate, der Hierarch, welcher den entsprechenden Ritus leitet, Liturgen, welche die reinigenden Funktionen im Ritus innehaben und Pries­tern, die vermittelnde und administrative Tätigkeiten ausüben.

Das Ritual dieser Taufe durchläuft folgende Stationen:

– Täufling und Pate treten vor den Hierarchen mit ihrem Anliegen, der beruft die Gemeinde ein

– Der Hierarch klärt den Täufling über seine «Bürgerpflichten» im Reich Gottes auf,[150] bekreuzigt ihn und der Priester trägt Täufling und Paten ins Gemeinderegister ein.[151]

– Liturgen entkleiden den Täufling, dieser sagt seiner Vergangenheit ab und Gott, Christus sowie den heiligen Überlieferungen zu.

– Es folgt erst die Salbung des Hauptes durch den Hierarchen dann durch den Priester am ganzen Körper.

– Der Hierarch segnet das Wasser durch Umgänge und Gebete, Täufling und Pate werden noch einmal aus dem Register der Gemeinde vorgestellt.

– Die Priester rufen 3 x rituell den Namen des Täuflings, 3 x tauft ihn der Hierarch.

– Priester und Pate legen dem Getauften ein neues Gewand an.

– Hierauf bekreuzigt ihn der Hierarch abermals mit dem Öl und stellt ihn der Gemeinde als zur Eucharistie Berechtigten vor.

Im Anschluss an die Darstellung dieses Ritus deutet Dionysius Areopagites die einzelnen Schritte in ihrer symbolischen Bedeutung aus, denn[152] ihre geordnete Reihenfolge orientiert sich, so Dionysius Areopagites, an der Scheu und dem Gefühls­zustand des Täuflings, weshalb er ja auch einen Paten als Unterstützung an seiner Seite hat.[153] Modern ausgedrückt bildet der fest gelegte Ablauf des Ritus eine Art Leitplanke, welche den Täufling schützt.

Zum zweiten ist dieser Ritus selber die Hilfestellung im von nun an ständigen Bemühen des Getauften, der praktische Vollzug dessen, was sich im Denken eher «unpraktisch» vollzieht.[154]

Im III. Kapitel schildert Dionysius Areopagites die «Weihe der Weihen»[155], die Eucharistie, welche ja bis heute den zentralen Ritus und das wichtigste Sakra­ment katholischer Spiritualität darstellt.[156]

In diesem Fall listet Dionysius Areopagites den rituellen Ablauf eher kurz und systematisch zusammenfassend auf; das heisst, er setzt nun wohl die Kenntnis der Funktion von Hierarch, Priester und Liturg bei den Lesenden voraus.

Umso ausführlicher wird nun aber seine Ausdeutung des «Wesens» dieses Ritus, entsprechend wohl dessen Bedeutung und Stellung im kirchlichen Kult über­haupt.[157]

Noch aus den mystischen Traditionen der Antike und ihrer Kulturen stammend, teilt sich nun bei diesem Ritus die Gemeinde in solche, die teilnehmen können/ dürfen und solche, die den sakralen Raum zu verlassen haben.[158]

Voraussetzung dieser symbolischen «Einung» im Ritual mit dem Guten ist zuerst einmal die Einigung auf der sozialen Ebene, will heissen die Friedfertigkeit der am Ritus teilnehmenden Gemeindemitglieder.[159] Dieser Frieden schliesst auch die Gestorbenen mit ein, in dem Moment, in welchem die sakralen Geräte auf dem Altar stehen, auch die der Heiligen.

Das Brechen des Brotes in viele kleine Stücke sowie die Aufteilung des Weines steht sinnbildlich für die Ausstrahlung des einen Guten in seine vielfältigen Wer­ke.[160] Und auch für den Eintritt Jesu in menschliche Gestalt und menschli­ches Leben.[161]

Der Ritus, der zum grössten Teil vom Hierarchen selber gesungen und durchge­führt wird, endet mit einem Dankgebet der Gemeinde.

Gleichrangig der Heiligen Kommunion sieht Dionysius Areopagites die Weihe des Öls (Myronweihe), bei der ebenfalls «Unvollkommene – nachdem der wohlduf­tende Umgang des Hierarchen zu jedem Punkt des Heiligtums und die geheiligte Psalmenrezitation und die Verlesung der allergöttlichsten WORTE vorausgegan­gen ist»[162] – ausgeschlossen sind.

Dionysius Areopagites geht auch hier in seiner Erklärung nach dem gleichen Prinzip vor, in dem er kurz den rituellen Ablauf darstellt und dann ausführlich die symbolische Bedeutung der einzelnen Stationen des Ritus erläutert. [163]

Nachdem Dionysius Areopagites die ersten drei Sakramente beschrieben hat, schiebt er nun zwei Kapitel ein, in denen er die Funktionen, Stufen und «Zu­gangs­berechtigungen» aller an Ritualen Beteiligten erläutert, als da wären:[164]

– Aktive: Hierarch, Priester und Liturgen

– Passive: Katechumenen, Laien und Mönche[165]

Was in der Logik der gesamten Kapitelabfolge stimmig ist, folgen doch darauf die Darstellungen der Priesterweihe, Mönchsweihe und der Bestattung.

Zusammen fassend wäre zu sagen, dass insbesondere die ersten drei Sakra­mente der grundlegenden Dreistufung im Erkenntnisprozess folgen und von entspre­chend befähigten Leuten ausgeführt werden:

– die Taufe entspricht der Reinigung

– die Eucharistie der Erleuchtung

– die Ölweihe der Vervollkommnung

In der mittelalterlichen Rezeption des CD, bauen dann der Franziskaner Bona­ventura in der «De triplici via»[166] und später Bernhard von Clairvaux in seiner Predigt über das Hohe Lied diesen Dreischritt[167] weiter aus:

Meditatio, oratio und contemplatio entsprechen bei Bonaventura[168] der Läute­rung, Erleuchtung und Vereinigung/Vervollkommnung, symbolisch in den drei Küs­sen des Zisterziensers Fusskuss, Handkuss und Mundkuss dargestellt, die Selbst­erkenntnis, Dankbarkeit und Vereinigung bedeuten.

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