Читать книгу Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 9 - Martina Meier - Страница 13
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Zu Besuch im Weihnachtswunderland
„Och, das ist echt doof, dass noch kein Schnee liegt“, mault Pia, „wie soll denn da der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten die Geschenke zu mir bringen?“ Trotzig stampft sie mit ihrem Fuß auf.
„Meinst du etwa, dass nur du Geschenke kriegst? Ich möchte auch welche haben!“, ruft wütend ihr älterer Bruder aus dem Kinderzimmer.
In der Küche steht unterdessen Jutta und backt einen Stollen. Sie hat das Wortgefecht ihrer Kinder gehört. „Kinder, an eurer Stelle würde ich mir um Weihnachten und eure Geschenke keine Gedanken machen. Es gibt für euch beide sicherlich kein einziges.“
Wie von Blitz getroffen, kommt Maik in die Küche gesaust. „Wie? Was? Keine Geschenke? Du machst Witze, oder?“
Schnell fügt Pia hinzu. „Genau, du verkohlst uns. Willst uns nur ärgern!“
„Warum sollte ich euch verkohlen oder ärgern wollen? Wie kommt ihr denn nur darauf? Nein, es wird wohl so kommen, dass ihr beide Heiligabend auf einen leeren Gabentisch guckt.“
Die viereinhalbjährige Pia und ihr fast zwei Jahre ältere Bruder sehen sich entsetzt an.
„Wieso denn?“, will Maik wissen.
„Na, ganz einfach! Weil ihr noch keinen Wunschzettel geschrieben habt!“, klärt die Mutter ihre Kinder auf, die mit weit aufgerissenen Augen vor ihr stehen. „Könnt ihr mir mal verraten, wie der Weihnachtsmann wissen kann, was ihr euch wünscht? Was soll er denn seinem Christkind sagen, was es für euch besorgen muss? Und wenn es kein Geschenk besorgt, dann brauchen die fleißigen Engelchen für euch auch nichts einpacken. Also wird der Schlitten mit Rudolf dem Rentier, dem Weihnachtsmann samt der vielen Geschenken an unserem Haus vorbeifahren und nicht anhalten.“
Pia ist aufgeregt und zuppelt nervös an ihrem Pulli. „Menno, ich kann ja gar nicht schreiben!“
„Stimmt, das kannst du noch nicht, Pia. Aber du könntest dem Weihnachtsmann ein Bild malen. Oder des Abends, wenn du dein Nachtgebet spricht, ihm sagen, was du dir zu Weihnachten wünschst.“
„Mama, und was soll ich machen?“, möchte Maik wissen.
„Ganz einfach. Du sagst mir, was du dir wünschst. Ich schreibe es vor und du schreibst es ab. Das machst du doch sonst auch. Aber gar keinen Wunschzettel für den Weihnachtsmann fertig zu machen, das ist nicht schön.“
Inzwischen haben sich Maik und Pia auf ihre Stühle gesetzt. In der Küche kann man eine Stecknadel fallen hören, so ruhig ist es. Die Kinder überlegen und sagen kein einziges Wort mehr. Jutta hat den Stollen fertig und will ihn gerade aufs Backblech legen, als Maik freudestrahlend ruft: „Komm mit, Pia, ich habe eine Idee!“
Beide springen von ihren Stühlen hoch und verschwinden in Maiks Kinderzimmer. Jutta hört nur noch, dass die Tür laut zuknallt und dann herrscht Stille. Es ist so mucksmäuschenleise im Zimmer, dass es schon fast unheimlich ist. So kennt sie ihre Kinder gar nicht. Meistens geht es nie lange gut, wenn sie zusammenhocken. Oft geht nach kurzer Zeit das Gezanke los. Aber jetzt – nichts ist zu hören!
Jutta wirft einen Blick in den Backofen. Sie freut sich, der Stollen nimmt so langsam Form an. Nachdem sie in der Küche alles auf- und weggeräumt hat, was zum Backen benötigt war, und der Geschirrspüler läuft, lässt sie sich auf den Küchenstuhl sinken. In Gedanken ist sie bei dem Gespräch, welches sie vorhin mit ihren Kindern geführt hat.
Den Kopf in die Hände gestützt, stellt sie sich die Frage: „War ich etwa doch zu streng?“ Je länger sie darüber nachdenkt, je mehr kommt sie zu dem Entschluss, dass ihre Kinder noch klein sind und dass sie unbedingt mit ihnen sprechen muss. Jutta springt auf und will gerade die Küche verlassen, da geht die Haustür auf und ihr Mann kommt rein.
„Tag, Schatz, alles klar? Ich bin echt geschafft, war heute verdammt anstrengend bei der Arbeit. Du warst auch fleißig, ich rieche Kuchen.“ Schon ist er in der Küche verschwunden. Er guckt in den Backofen und will wissen: „Lecker, Stollen! Mit Marzipan?“
Jutta muss lachen. „Na klar! Ich weiß doch, dass die Kinder und du gern Marzipan mögt. Apropos Kinder …“ Sie schluckt. „Ich muss dir was sagen. Bestimmt ist mir ein Fehler unterlaufen und ich habe mit meinen Äußerungen Pia und Maik unglücklich gemacht.“
„Was ist denn vorgefallen? Setz dich, erzähle, was passiert ist.“
Nun sprudelt aus Jutta heraus, was sie ihren Kindern gesagt hat und dass beide seitdem in Maiks Kinderzimmer verschwunden sind.
„Du hörst es ja selbst! Ach nee, das ist es ja gerade, man hört keinen einzigen Mucks. Ich mache mir wirklich Vorwürfe!“
Klaus steht auf, geht zu seiner Frau, nimmt sie in den Arm und versucht sie zu trösten. „Mensch, Jutta, mach dir nicht solche Gedanken. Komm, wir gehen jetzt zu den beiden und reden mit den Lütten. Ganz in Ruhe. Auf geht’s!“ Er zieht sie vom Küchenstuhl hoch, dann gehen beide zu Maiks Kinderzimmer. Sie lauschen an der Tür. Es ist nur ein leises Flüstern zu hören. Kein Zanken, kein Toben …
Lautlos drückt Klaus die Türklinke runter. Im Kinderzimmer ist es fast dunkel. Der Fensterrollladen ist runtergezogen. So weit, dass nur die oberen Schlitze etwas Licht ins Zimmer dringen lassen. Sprachlos und irritiert sehen sich Jutta und Klaus an. Doch was sie dann hören und in der Dämmerung schemenhaft sehen können, treibt ihnen Tränen in die Augen und Jutta bekommt vor Rührung eine Gänsehaut.
Eng aneinandergekuschelt sitzen Maik und Pia auf der Bettkante und Maik hat seinen Arm um die Schultern seiner kleinen Schwester gelegt. „Maiki, was meinst du, wenn ich jetzt ganz fest meine Augen zumache, bete und mir wünsche, dass der Weihnachtsmann zu uns kommt, ob der das hört? Ich kann doch nicht schreiben und malen kann ich nicht gut. Und Mama hat gesagt, man kann auch beten! Soll ich das mal machen?“
„Können wir ja versuchen. Wir machen unsere Augen zu und dann wünschen wir uns ins Weihnachtswunderland. Vielleicht treffen wir da den Weihnachtsmann und das Christkind. Und wenn wir die sehen, dann sagen wir ihnen einfach, was wir uns zu Weihnachten wünschen. Pass auf, Pia, bei drei geht’s los, dann machen wir die Augen zu. Du wünschst dir zuerst was, wenn du den Weihnachtsmann siehst. Okay?“, will Maik wissen.
„Hmm, okay, aber ich habe Angst, Maiki.“
„Brauchste nicht, bin doch bei dir. Also: eins, zwei, zweieinhalb, zweidreiviertel, drei! Augen zu!“
Ruhe.
Weder Maik noch Pia sagen ein Wort. Jutta klopft das Herz bis zum Hals. Sie kann kaum glauben, was dort passiert, denn auf einmal hört sie Pia sagen: „Ja, ich bin Pia Krüger, Weihnachtsmann. Ich habe vergessen, einen Wunschzettel abzugeben. Mama hat gesagt, dann kriege ich kein Geschenk von dir. Aber ich möchte doch so gerne was haben. Eine neue Puppe wünsche ich mir. Eine Barbie mit einem Pferdchen und einem Stall. Und wenn du noch Geld hast, möchte ich auch was zu naschen. Lieber Weihnachtsmann, bitte bring mir doch Geschenke, ich wünsche mir so sehr welche von dir! Ich will auch lieb sein, versprochen. Soll ich dir mal was sagen, Weihnachtsmann? Schön sieht es hier im Weihnachtswunderland aus, richtig gut!“
Die Eltern von Maik und Pia stehen wie angewurzelt da und können nicht fassen, was im Kinderzimmer vor sich geht. Pia kullern Tränen übers Gesicht und sie merkt, dass ihr Mann ebenfalls schlucken muss.
„Biste fertig, Pia?“
„Ja, bin ich!“
„Hallo Weihnachtsmann, ich heiße Maik Krüger und bin der große Bruder von Pia Krüger. Ich habe auch vergessen, einen Wunschzettel zu schreiben. Aber richtig schreiben kann ich sowieso nicht. Was sagst du? Malen? Also, wenn ich was male, sieht das doof aus. Mutti ist sauer, weil ich keinen Wunschzettel gemacht habe. Du auch? Wenn du nicht böse bist, wäre es richtig toll. Weihnachtsmann, ich wünsche mir von dir einen richtigen Weck-Wecker! Weißt du, so einen, der mich weckt, damit ich immer pünktlich aufstehe. Komme doch bald in die Schule. Und dann wünsche ich mir einen großen Legokasten, und wenn’s geht noch einen Schulranzen. Einen blauen – mit Ab- und Anmachklebesticker. So einer wäre echt geil. Kommst du nun zu uns, lieber Weihnachtsmann? Bitte, bitte! Oh, Christkind, du siehst aber schön aus. Huch, wo seid ihr denn? Ich kann euch ja gar nicht mehr sehen …“
„Maiki, ist der Weihnachtsmann weg? Hast du das Christkind gesehen?“
Jutta und Klaus halten es nicht mehr aus. Sie öffnen die Tür. Nun scheint das helle Tageslicht vom Flur aus ins Kinderzimmer. Klaus geht zum Fenster und zieht den Rollladen hoch, während sich Jutta zu ihren Kindern aufs Bett setzt.
Die Kinder gucken ihre Mutter mit großen Augen an, bevor es aus Maik heraussprudelt: „Mutti, Papa, wir waren im Weihnachtswunderland! Da war der Weihnachtsmann. Und ich habe das Christkind gesehen. Wir haben dem Weihnachtsmann erzählt, was wir uns zu Weihnachten wünschen. Der war ganz lieb und böse ist er auch nicht.“
„Stimmt“, ruft Pia, „der war ganz doll nett! Und er hat gesagt, dass er Heiligabend Geschenke zu uns bringt. Siehste, Vati, unser Gebet hat geholfen.“
Überglücklich schließen Jutta und Klaus ihre Kinder in die Arme. Es bedarf keiner Erklärungen mehr. Ein Besuch im Reich der Träume – im Weihnachtswunderland – hat Pia und Maik wieder glücklich gemacht.
Barbara Acksteiner, Jahrgang 1946, wohnt in Bad Harzburg und schreibt für ihr Leben gerne Kurzgeschichten und verfasst Gedichte. Ein weiteres Hobby ist das Fotografieren. Auch hier ist sie sehr kreativ. Einige ihrer Texte wurden in verschiedenen Anthologien veröffentlicht. Ferner beteiligt sie sich gerne an den privat durchgeführten Ausschreibungen der InEsAnthologien.