Читать книгу Maunz & Minka - Martina Meier - Страница 13
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Katzen sterben alleine
Als die Schatten länger wurden und die Nacht über das Meer gezogen kam, saß Federico noch immer auf der steinernen Mauer. Sein Blick schweifte über das kleine Fischerdorf unter ihm, er beobachtete, wie die Dunkelheit über alles eine wispernde Stille legte, voller Schatten und tiefer Schwärze.
Aber der Kater sah auch, wie die Nacht lebte. Er hörte die Wellen und spürte den salzigen Wind in seinem Fell. Seine Ohren zuckten, als unter ihm ein leises Rascheln zu hören war.
Und doch war diese Nacht anders als alle anderen. Es war seine letzte.
Schon am Morgen hatte er es in den warmen Sonnenstrahlen gespürt, die durch sein sandfarbenes Fell flossen, seine müden Knochen hatten ihm ihr Ende gestanden, die Schatten schienen es ihm zuzuflüstern. Der letzte Tag.
Still hatte er sich von allem verabschiedet, was er geliebt hatte, von den kleinen Fischerbooten im Hafen, den anderen Katzen und auch von den hohen Platanen, in deren Schatten er so viele Tage verbracht hatte. Er hatte alle Orte besucht, die ihm wichtig gewesen waren, die engen Gassen und dunklen Ecken, den Marktplatz und die steinerne Bank am Meer.
Plötzlich erhob sich der Kater und sprang von der Mauer. Als er noch jung gewesen war, hatte er nur Angst empfunden, wenn er an diesen Tag dachte. Doch mit der Zeit hatte er gelernt, das Ende der Dinge zu verstehen, und nun spürte er tiefe Ruhe. Mit einem Lächeln in seinem alten Herzen kehrte er dem Dorf seinen Rücken zu und schritt zwischen die knorrigen Steineichen, bis die Schatten ihn verschluckten.
Liene Hennig (14) aus Bad Segeberg / Deutschland.