Читать книгу Maunz & Minka - Martina Meier - Страница 15
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Die Mutprobe
Jan, die kleine Hausmaus, steckte vorsichtig seine schwarze Nase aus seinem Mäuseloch und hielt sie schnuppernd in die Luft. Nichts Verdächtiges. Langsam schob er sich aus dem Loch unten in der linken Ecke im Wohnzimmer.
„Viel Glück, mein Großer!“, piepste seine Mutter von hinten, sie war genauso aufgeregt wie er, ob ihm die Prüfung gelingen würde. Diese Prüfung, die jeder Mäusejunge mit zehn Jahren überstehen musste, sollte ihn zu einem vollwertigen Mitglied in seiner Mäusefamilie machen. Er spitze die Ohren und spähte die riesige Seite des Samtsofas hinauf, dort oben war seine Mutprobe: der dicke Kater Paul. Paul lag derweil wohlig schlafend und hin und wieder mit den Pfoten zuckend auf seinem Lieblingsplatz. Während Jan sich langsam das Sofa hinaufhangelte, träumte der Kater selig von einer riesigen Schüssel Katzenfutter und danach einer Streicheleinlage von Mia, seiner Lieblingsmitbewohnerin ... Er schnurrte im Schlaf, als er daran dachte.
Während Paul nichts ahnend auf dem Sofa lag, hatte Jan das Problem, dass er nur noch an einer einzigen Pfote am Bezug hing.
Er zwang sich tief durchzuatmen, nahm einmal Schwung und schaffte es schließlich doch mit einer großer Kraftanstrengung auf der Sofalehne anzukommen. Er erlaubte sich eine kurze Pause, dann sprang er mit einem mutigen Hüpfer in die Tiefe, federte ein paar Mal in die Luft und trippelte schließlich auf allen vieren zu dem massigen Körper des Katers.
Jan stellte sich auf die Hinterbeine und konnte mit viel Mühe schließlich den Rand des Kissens fassen, vorsichtig zog er sich daran hoch und stand dann leicht schwankend vor einer der Pfoten von Paul.
Nur noch ein paar Meter trennten ihn von seinem Ziel: einem Büschel seiner orangefarbenen Haare.
Er hob die Pfote, doch plötzlich durchlief ein Beben den gesamten Kater und ein Mauzen drang aus dessen schrecklichem Maul. Jan erstarrte, sprang nach hinten und kugelte sich unter dem Kissen zusammen. Das war sein Ende. Der Kater hatte ihn bemerkt, mit Sicherheit. Er durchlitt die vermutlich schrecklichsten Sekunden seines Lebens und stand Todesängste aus, bis er schließlich bemerkte, dass Paul wieder ganz still dalag. Jan dachte angestrengt nach: Hieß das, dass der Kater noch schlief oder dass er ihn nur in eine Falle locken wollte? Er warf einen zögerlichen Blick in Richtung Mauseloch und erkannte seine gesamte Familie, die ihn aufgeregt beobachte. Jan richtete sich auf, er brauchte nur ein bisschen Mut, darum ging es doch schließlich bei dieser Aufgabe!
Noch einmal holte er Luft, dann lugte er aus seinem Versteck und kletterte ganz vorsichtig auf Samtpfoten wieder zurück auf das Kissen.
Der Kater lag noch immer dort, gleichmäßig atmend. Mit klopfendem Herzen streckte er wieder die Pfote aus und zog probeweise an drei Härchen. Huch, auf einmal hielt er sie schon in seinen Händen und der Kater rührte sich noch immer nicht.
Glücklich und siegessicher nahm er sie Haare unter die Arme und hangelte sich wieder zurück auf das Sofa. Plötzlich war es ganz still hinter ihm und langsam ragte ein riesiger schwarzer Schatten über ihm auf. Jan wurde es ganz kalt, seine Haare standen zu Berge.
Paul, der seinen Kopf gehoben hatte, sah sich aufmerksam um. War da nicht ein Ziepen an seinem Bein gewesen? Jan stand dort, wie erstarrt mitten in der Bewegung, seinem Ziel so nahe.
Paul währenddessen entschied, dass er nur geträumt hatte, und legte sich zurück aufs Kissen, er konnte gut noch ein Stündchen schlafen. So kam es, dass die kleine Maus Jan es schließlich doch schaffte, die Mutprobe zu erfüllen.
Lia Graben (14) aus Paderborn / Deutschland