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Praxis-Übung: Wechsel der Sprecherrollen

Die acht Gesprächsregeln sind Euch sicherlich nicht neu. Das Geheimnis liegt in ihrer Umsetzung. Übt sie in der Praxis miteinander ein und schaut, was passiert. Eure Gespräche bekommen einen etwas anderen Charakter. Ihr werdet konzentrierter und effektiver miteinander kommunizieren. Je schwieriger allerdings die Thematik, umso schwerer fällt die Einhaltung der Regeln.

Wie könnt Ihr die Regeln konkret ausprobieren?

Verabredet Euch zu einem kleinen Paaraustausch in entspannter, ungestörter Atmosphäre. Legt jetzt die Sprecher- und Zuhörerrolle fest. Der Sprecher wählt ein Thema aus und schildert seine Gedanken und Gefühle, während der Zuhörer sehr aufmerksam bemüht ist, zu verstehen. Das Gespräch ist dann erfolgreich verlaufen, wenn der Zuhörer verstanden hat, was den Sprecher genau bewegt. Anschließend wechselt Ihr die Rollen. Der Zuhörer wählt entweder das gleiche oder ein anderes Thema aus, worüber er gerne reden will. Hier eine kleine Auswahl an konfliktfreien Themen:

■ „Was ich an unserer Kommunikation schätze.“

■ „Was mir besonders gut gefällt in unserer Partnerschaft.“

■ „Mich beschäftigt im Augenblick folgendes Thema: … “

■ „So stelle ich mir unser Leben in drei oder fünf Jahren vor:“

■ „Für unsere Freizeitgestaltung wünsche ich mir … “

Besonders herausfordernd können auch diese Themen sein:

■ „Ich habe mich das letzte Mal über dich geärgert, weil … “

■ „Ich würde mich in unserer Beziehung ein bisschen zufriedener fühlen, wenn wir … “

■ „Ich habe Schwierigkeiten damit, dass … “

■ „Ich fühle mich unverstanden im Blick auf … “

Frauen und Männer kommunizieren unterschiedlich

Männer und Frauen ticken unterschiedlich in ihrem Kommunikationsverhalten. Die sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten von Frauen sind in der Regel deutlich ausgeprägter als die des Mannes. Sie benutzt pro Tag etwa dreimal so viele Kommunikationszeichen (Worte, Gesten, Töne) wie ihr Partner. Auch wenn es sehr sprachgewandte Männer gibt, geben die Frauen stärker den Ton in partnerschaftlichen Gesprächen an. Nicht selten ist sie diejenige, die das partnerschaftliche Gespräch sucht, während er sich wortkarger gibt und sich schwerer tut, Emotionen in Worte zu fassen.

Harry sagt zu seiner Frau: „Hör mal, das ist interessant, Schatz. Ich habe gerade gelesen, dass einer Studie zufolge Männer durchschnittlich 9000 Wörter am Tag benutzen – Frauen dagegen fast 27 000. Das dürfte ja wohl endgültig beweisen, dass Frauen mehr reden als Männer.“ „Überhaupt nicht“, sagt seine Frau „Das beweist nur, dass wir immer alles dreimal sagen müssen, damit ihr es kapiert!“

In vielen Paarberatungen habe ich häufig wiederkehrende Kommunikationsmuster erlebt, die das Zweiergespräch erschwert haben.

Deine Art, Probleme anzugehen, ist aber nicht meine Art

Männer suchen nach Lösungen – Frauen nähern sich von verschiedenen Seiten einem Problem, wie zum Beispiel Markus und Katja:

Katja: „Meine Chefin war heute echt nervig. Sie hatte wieder andauernd etwas zu meckern. Ich gebe wirklich mein Bestes, aber das scheint sie nicht zu sehen. Manchmal würde ich am liebsten kündigen und eine neue Stelle suchen.“

Markus: „Ich habe dir schon ein paarmal vorgeschlagen, auf dieser einen Internetseite nach Stellenangeboten zu suchen.“

Katja: „Ich will von dir nicht gesagt bekommen, was ich tun soll. Höre dir doch einfach nur mal meinen Frust an. Kannst du mich wenigstens ein bisschen verstehen?“

Katja und Markus haben aneinander vorbeigeredet. Katja schildert ihren Frust, Markus schlägt ihr eine Problemlösung vor. Katja will mit ihm über die Chefin reden, Markus geht nicht wirklich auf ihre emotionale Stimmung ein. Katja fühlt sich unverstanden und nicht ernst genommen. Markus fühlt sich mit seinem Vorschlag, Katja zu helfen, nicht wertgeschätzt.

Eine Frau möchte zuallererst verstanden werden. Sie wünscht sich den einfühlsamen Zuhörer und nicht den Problemlöser. Dabei sind für sie auch Kleinigkeiten bedeutsam. Sie teilt ihre einzelnen Gedanken, Gefühle und Reaktionen mit. Gerade durch ihr Erzählen erhofft sie sich Nähe und Verbundenheit mit ihrem Mann. Sie will gesehen und verstanden werden. Im Kopf des Mannes läuft das Denkmuster „Wenn-es-ein-Problem-gibt-muss-eine-Lösungher“ ab. Sein Motiv ist ehrenwert, denn er möchte ihr bei der Lösung einer Schwierigkeit helfen. Er möchte, dass sie sich besser fühlt. Dabei erliegt er der Versuchung, eine vorschnelle Lösung zu präsentieren, statt sich über ihre Emotionen auszutauschen.

Der Weg zu einer Problemlösung verläuft auf männlicher Seite linear, geradewegs auf die seiner Meinung nach passende Lösung zu. Ihre Art, mit Schwierigkeiten umzugehen, liegt im offenen Gesprächsaustausch über ein Problem.

Katja kann in dem oben genannten Beispiel neuerlichen Frust über Markus vermeiden, der sie scheinbar überhaupt nicht verstanden hat, indem sie klar formuliert, was sie von ihm erwartet: „Markus, mein Tag war einfach fürchterlich. Ich muss mich mal ausheulen. Hör mir einfach nur mal zu!“ Katja wünscht sich einen Austausch auf der Beziehungsebene. Markus argumentiert auf der Sachebene. Beide reden aneinander vorbei. Erst wenn sich Katja auf der Beziehungsebene abgeholt fühlt, wird sie sich später auf ein Gespräch über sachliche Lösungen einlassen. Für Paargespräche gilt die Regel: Klärt erst die Beziehungsebene und wendet Euch danach einer sachlichen Lösung zu. Wenn in der Beziehung Unstimmigkeiten aufgetreten sind, könnt Ihr endlos über Lösungen in einer Sachfrage streiten, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Sprecht deshalb immer zuerst mögliche Misstöne an und räumt sie aus. Ist Eure Beziehung geklärt und bereinigt, werdet Ihr konstruktive Problemlösungen besprechen können.

Für immer? Ja!

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