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Fair streiten, aber wie?

Konflikte gehören zum Leben. Wir suchen sie uns nicht immer aus. Sie kommen auf uns zu. Spätestens nach der Verliebtheitsphase lernen sich Liebespartner auch als Konfliktpartner kennen. Zwangsläufig treten Meinungsverschiedenheiten und Interessenkonflikte auf. Es wäre fahrlässig zu glauben, in der Liebe liefe immer alles rund und harmonisch. Die Beziehungsrealität beinhaltet jede Menge Reibungspotenzial. Es beginnt damit, dass zwei sehr unterschiedliche und oft auch gegensätzliche Charaktere dauerhaft miteinander klarkommen müssen. Jeder bringt zudem seine eigene Geschichte mit, hat Erfahrungen, Ängste und persönliche Empfindlichkeiten im Gepäck. Männer ticken zudem ganz anders als Frauen, sodass es auch zu geschlechtsspezifischen Missverständnissen kommen wird. Sie reden, denken und fühlen manchmal völlig unterschiedlich und aneinander vorbei.

Es können sich aber auch äußere Faktoren belastend auf die Beziehung auswirken, wie beispielsweise eine angespannte finanzielle Situation oder das Verhältnis zu den Eltern des Partners. In der Liebe erwarten uns also vielfältige Konfliktherde, die es zu bewältigen gilt. Deshalb brauchen beide eine faire Streitkultur, die sie in die Lage versetzt, Brücken der echten Verständigung über alle Unterschiedlichkeiten hinweg zu bauen. Gute Kommunikation und reife Konfliktfähigkeit funktionieren wie ein Reißverschluss, der zwei Seiten immer wieder neu zusammenbringt.

Konflikt-Flieher und Konflikt-Sucher

Ich stelle immer wieder in Paargesprächen fest, wie unterschiedlich Menschen mit dem Thema „Konflikte“ umgehen.

Da sind zunächst einmal die Konfliktscheuen. Sie erleben jede Auseinandersetzung als bedrohlich. Sie haben in ihrem Denken und Fühlen eine große Angst abgespeichert, abgelehnt und nicht mehr geliebt zu sein, wenn es zu Streitigkeiten kommt. Um negative Gefühle zu vermeiden, gehen sie jedem Streit möglichst aus dem Weg. Entweder haben diejenigen in ihrer Familie keine offene Streitkultur erlebt oder es ging so heftig in Auseinandersetzungen zur Sache, dass sie sich geschworen haben, in der eigenen Partnerschaft ganz anders miteinander umzugehen. Sie fliehen die Auseinandersetzung, indem sie sich ins Schweigen zurückziehen oder aufgetretene Probleme verharmlosen. Die heimlich ersehnte Harmonie in der Beziehung erweist sich aber auf Dauer als brüchig. Was unter den Teppich gekehrt wird, wird früher oder später zur Stolperfalle. Unerledigte Streitthemen holen die Beziehung im Alltag wieder ein. Sie schmoren unter der Oberfläche gefährlich vor sich hin.

Im Gegensatz zum Konflikt-Flieher sucht der Konfliktfreudige die offene Auseinandersetzung. Er hat gelernt, dass kritische Punkte auf den Tisch der Beziehung gebracht werden müssen. Er will nichts „anbrennen“ lassen und sucht deshalb das offene Gespräch. Für ihn sind Auseinandersetzungen normal und erst einmal als nicht besonders bedrohlich anzusehen. Vielleicht wurden in der Herkunftsfamilie klare Worte gebraucht und es wurde ggf. auch leidenschaftlich miteinander gestritten. Dem Konflikt-Sucher sind verbale Auseinandersetzungen vertraut und er kann gelassener mit ihnen umgehen. Wer in der verbalen Auseinandersetzung sehr geübt ist, kann allerdings manchmal über das Ziel hinausschießen und den anderen verletzen. Für den Konfliktgeübten ist es nach einem heftigen Streit eher wieder gut und erledigt, während der Partner noch lange mit erlebten Verletzungen aus einem Streitgespräch zu kämpfen hat.

Ich ermutige Euch sehr dazu, offen anzusprechen, was an Konflikten im Raum steht. So groß auch die Versuchung sein mag, um des lieben Friedens willen einander zu schonen, es bringt die Beziehung nicht voran. Partnerschaften, in denen oft um den heißen Brei herummanövriert wird, drohen auf lange Sicht zu versteinern und zu erstarren. Ungeklärte Konflikte lähmen die Liebesbeziehung und verhindern, dass die Liebe sich weiterentwickeln wird. Konflikte gehören genauso zur Liebe wie Harmonie und Versöhnung.

Für immer? Ja!

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