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Kapitel 2: Zeit für eine Atempause

Atemlos durch die Nacht

Ich schreibe mein neues Buch mitten in der sogenannten „Corona-Krise“. Es bleibt abzuwarten, wie man diese besondere Auszeit in der Rückschau betrachten und bewerten wird. Für meine Frau Karin und mich sind diese Wochen und Monate, so wie für viele andere Menschen in unserem Land und weltweit ebenso, einerseits eine Zeit der Einschränkung: Kurzarbeit, Beschneidung von demokratischen Grundrechten, wie der Religions- und der Bewegungsfreiheit, sowie der Wegfall aller Termine. Andererseits entpuppt sich diese Phase für uns als unerwartete Sabbatzeit. Geschenkte Zeit zum Aufatmen und neue Freiräume für viele Projekte, für die es vorher nicht genügend Zeiträume gab.

Einige fragen, wie es sein kann, dass ein kleines Virus die ganze Welt lahmlegt? Schon wittern einige Personen unheilvolle Verschwörungen dahinter. Ich habe in den letzten Wochen hunderte von Mails mit den unterschiedlichsten Deutungen und Meinungen dazu erhalten. Das kann einen schon ganz schön konfus machen. Darum war mir von Anfang an wichtig zu fragen, wie Gottes Perspektive dazu ist. Was sagt Abba zu all dem? Ich musste IHN selber hören und nicht nur die Worte anderer. Man braucht nicht erst Politiker, Meinungsforscher oder Virologe zu sein, um die Komplexität der Herausforderung zu erahnen. Natürlich darf man auch unterschiedlicher Meinung sein, was die richtige Verhältnismäßigkeit mit dem Umgang einer weltweiten Pandemie ist. Im Rückblick wird sich vieles als gutgemacht und anderes als falsch erweisen. So ist das doch immer in Krisen.

Schauen wir uns mal das ganze Szenario unter Abbas Vergrößerungsglas an:

Fest steht doch über allem: Jesus regiert! Unser Gott führt immer die Regie. ER hat die Krone aller Kronen auf. Nichts geschieht ohne SEIN Einverständnis. ER ist voller Liebe und Geduld mit den Nationen. Von IHM kommt niemals eine Seuche. ER ist nicht der Initiator von Unheil. Wohl aber kann unser König noch selbst das Böse für SEINE guten Pläne brauchbar machen. Unser Gott stoppt alles und schickt uns nach Hause.

Zu mir hat Abba gesagt: „Das war die sanfteste Art, die ganze Welt, alle meine Kinder aufzuwecken – wach zu machen und ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen!“

Unser Abba gibt quasi allen Menschen Hausarrest und eine Zeit zur Besinnung.

Seid still und erkennt, dass ICH Gott bin! (Ps 46,11).

Was geschieht, vereinfacht gesagt, wenn jemand an Corona erkrankt?

Bei schwerem Krankheitsverlauf kommt es zu einem Versagen der Lunge. Die Menschen sterben an Atemnot. Deshalb war es so enorm wichtig, in kurzer Zeit genügend Beatmungsgeräte zu besorgen. – Was für ein Sinnbild! Unserer Welt geht die Puste aus. Atemlos durch die Nacht.

Die erhöhte Sensibilisierung für die Klimaschäden hatte es schon deutlich gezeigt, dass unserem Planeten die Luft wegbleibt. Armut, Hunger und Kriege haben Millionen von Menschen auf eine gigantische Völkerwanderung geschickt. Auch dabei geht sehr vielen die Luft aus. Es trifft vornehmlich die Schwachen, Kinder und Alten. Die Welt steht vor einem Burnout. Sie braucht eine neue Beatmung, neue Inspiration – das heißt doch die Übersetzung dieses Wortes.

Wenn ich mir dann noch den genauen Zeitraum anschaue, wann die Corona-Krise die Welt getroffen hat: Die Chinesen feiern ihr Neujahrsfest und sind zu Hause. Die Juden feiern ihr Passafest und sind zu Hause. Die Christen feiern ihr Osterfest und sind zu Hause. Die Moslems feiern den Ramadan und sind zu Hause. Es scheint wie bei einem Computer zu sein. Der RESET-Knopf ist gedrückt. Alle Systeme fahren herunter und werden anschließend neu gestartet.

Aber wird die Welt wirklich hinhören, was Abba ihr zu sagen hat? Werden SEINE Kinder auf IHN hören?

Fragen zum Weiterdenken

• Wie hast du diese Zeit der Krise erlebt und durchlebt?

• Was war und ist dir dabei wichtig geworden?

• Konntest du die geschenkte Zeit nutzen? Kannst du jetzt die Freiräume, die Abba dir ermöglicht, erkennen und ergreifen?

• Was versucht ER dir und deinem Herzen mitzuteilen? Hast du IHN gehört?

Was uns den Atem rauben will

Da, wo ich früher kirchlich zuhause war, wurde für alle Probleme der Welt ein Auslöser genannt. Die Ursache hieß abgekürzt: Sünde. Und Sünde, das war allen klar, ist moralisches Fehlverhalten. Der Mensch handelt gegen Gottes Gebote. Demnach ist Sünde der Bruch von Gesetzen. Das wiederum ruft nach Bestrafung. Also mehr oder weniger ein klar umrissenes Bild von Schwarz-Weiß-Denken. Jeder wusste in diesem System, was gut und was böse ist. Wer nicht danach handelt, ist selber schuld und hat die Strafe verdient. Auch wenn von Gnade und Vergebung gepredigt wurde, so konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Macht der Sünde irgendwie schwerer wog. Ich erinnere mich noch daran, wie dieser Druck der Verdamnis mir geistlich über viele Jahre die Luft zum Atmen nahm.

Was nimmt denn den Menschen die Puste? Ist es ein falsches Gottesbild? Zu streng – oder zu wischiwaschi? Sind es pharisäische Selbstgerechtigkeit und gesetzlicher Leistungskrampf oder zu liberale Beliebigkeit? Oder ist es gar die Geistvergessenheit und daraus resultierende Kraftlosigkeit. Ein allzu irdisch-verhafteter Kopfglaube, in dem es keinen Platz mehr für Zeichen und Wunder gibt?

Für sehr viele Zeitgenossen ist es schlicht weg der Alltagsstress, der einem die Luft in der Kehle abschnürt. Beruf, Ehe, Familie, Haus, Garten, Hobbys und dann noch Gemeinde – alles unter einen Hut bringen. Unmöglich! Da bleiben viele auf der Strecke. Müde und ausgebrannt. Zu viel Druck im Topf. Zuviel Druck im Kopf – und auch zu viel Druck im Herzen. Was nehmen wir uns nicht alles zu Herzen?! Wir können gegen die Flut an Informationen aus dem Internet fast gar nicht ankommen. Sie braust wie eine Tsunamiwelle ungefiltert, zerstörerisch über unsere Gefühle hinweg und reißt alles mit sich. Unser Leben ist viel zu viel, zu laut, zu schnell, zu unwuchtig!

Ich habe noch einen weiteren Räuber ausfindig gemacht, der uns in Schnapp-Atmung versetzen will: die Angst! Es gibt eine ganz einfache Art herauszubekommen, ob Gottes Handeln hinter etwas steckt oder nicht. Nämlich: „Furcht ist nicht in der Liebe (Agape = Gottes Liebe), sondern die vollkommene Liebe (Agape) treibt die Furcht aus!“ (1 Joh 4,18). Überall, wo Angst mit im Spiel ist, dominiert und uns die Luft zum Leben rauben will, gilt: Das kommt niemals von unserem Vater des Lichts. Wir Menschenkinder haben tausend Ängste und fürchten uns vor so vielem. Deshalb sagt uns unser Vater ständig: „Fürchte dich nicht! Habe keine Angst!“ ER kennt uns genau und weiß, wie schnell es uns den Atem verschlägt, wenn Angst sich unserer bemächtigt.

Wir haben Angst … uns am Coronavirus anzustecken, Krebs zu bekommen, unsere Arbeitsstelle zu verlieren, in der Prüfung zu versagen, dass unser Partner stirbt, dass unsere Kinder die falschen Wege im Leben einschlagen. Wir fürchten uns vor Klimawandel und Atomwaffen, Terrorismus und Naturkatastrophen, eigentlich vor allem, was wir selber nicht beeinflussen und kontrollieren können. Deshalb fürchten wir uns auch voreinander und am meisten vor unserem eigenen Herzen, das wir auch nicht selber steuern und verändern können. Jesus sagt:

In der Welt habt ihr Angst (Bedrängnis, Enge); aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden! (Joh 16,33).

Fragen zum Weiterdenken

• Was raubt dir momentan den Atem? Was lässt dich atemlos werden?

• Wo ist dir selbst dein Glaube zur schweren Last geworden?

• Welche Stressfaktoren lassen sich in deinem Alltag identifizieren?

• Wo sitzen deine Ängste?

• Kannst du Gottes „Fürchte dich nicht!“ hören?

Abba hält für dich die Welt an

Gerade weil es so vieles auf der Erde gibt, was uns den letzten Sauerstoff aus den Lungenflügeln pressen will, kommt unser Gott und Vater immer wieder neu und hält für uns die Welt an. ER kennt uns genau und weiß, dass wir, du und ich, eine himmlische Wiederbelebung (Reanimation) dringend benötigen.

Wie gesagt – es gibt viele unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen zu dem, was momentan hier auf dem Erdball abläuft. Eine vergleichbare, globale Ausnahmesituation hat es so schon lange nicht mehr gegeben. Ist das Ganze nur viel Fake und übertriebener Hype – oder eine ernsthafte existentielle Bedrohung der ganzen Menschheit? Wer, außer unserem Gott, hat da wirklich den Überblick? Die Geschichtsbücher werden es uns später einmal erzählen und vermutlich dann auch nicht zu einer einheitlichen Beurteilung finden. Kann es deshalb sein, dass wir diese extreme Weltlage durchleben müssen, weil dahinter noch ganz andere Gedanken und Pläne zum Zuge kommen wollen?

Ich denke jetzt nicht an konspirative Bedrohungen durch Geheimdienste oder profitgierige Weltkonzerne, sondern ich denke an ewige Pläne direkt aus Abbas Herzen. Gute Gedanken aus dem Herzen unseres Ewig-Vaters:

Denn ich kenne ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der HERR. Gedanken des Friedens und nicht zum Unheil, um euch Zukunft und Hoffnung zu gewähren. Ruft ihr mich an, geht ihr hin und betet zu mir, dann werde ich auf euch hören. Und sucht ihr mich, so werdet ihr mich finden, ja, fragt ihr mit eurem ganzen Herzen nach mir, so werde ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR (Jer 29,11-14a).

Glaube mir bitte, das ist und bleibt Gottes tiefstes Anliegen für SEINE Menschenkinder: ER will uns Zukunft und Hoffnung schenken! Gottes Motivation wird niemals bestimmt durch Rachegelüste, eitle Ehrsucht oder willkürliche Wutausbrüche. SEIN Herzschlag ist durch und durch getränkt mit abgrundtiefer Liebe und Barmherzigkeit. Wenn es um Gottes Agape-Liebe für diese Welt geht, dann ist es unmöglich, dabei zu übertreiben. Immer und ewig wird ER uns lieben. Das hat ER uns versprochen:

Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir meine Güte bewahrt! (Jer 31,3).

Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat! (Joh 3,16).

Könnte es sein, dass Abba sogar die ganze Welt anhält – nur um uns neu zu zeigen, dass wir IHN und SEINE Hilfe wirklich brauchen? Dass wir es alleine, ohne IHN, gar nicht schaffen können und auch nicht schaffen müssen? Dass ER uns SEINE bedingungslose Liebe schenken will? Können wir uns darauf einlassen, dass unser himmlischer Vater neu nach unserer ungeteilten Aufmerksamkeit verlangt? Dass es IHM wichtig ist, unsere Prioritäten neu auszurichten? Ist in letzter Zeit womöglich zu viel „Erde“, zu viel „Irdisches“, mit im Spiel gewesen und zu wenig „Himmelsperspektive“? Brauchen wir deshalb eine Sehkorrektur?

Ich glaube: Ja, wir benötigen dringend einen Perspektivwechsel!

Dazu soll diese Atempause dienen. Gott will uns durch SEINEN Heiligen Geist eine himmlische Wiederbeatmung schenken. Unsere Gesellschaft braucht mehr denn je eine geistliche Wiederbelebung. Auch die Kirchen. Und auch ich.

Fragen zum Weiterdenken

• Wie steht es mit dir?

• Gibt es auch in deinem kleinen Leben zu viel „irdische“ Gedanken und Sorgen, die dir den Blick für die Weite des Himmels versperren?

• Sehnst du dich auch nach einer Atempause?

• Wünschst du dir eine Neubelebung deines Glaubens?

Gehimmelt leben

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