Читать книгу Gehimmelt leben - Matthias Hoffmann - Страница 24
ОглавлениеKapitel 5: Das kleine blaue Wunder
Ruach: Der Atem Gottes
Als bei der Schöpfung zum ersten Mal der Himmel die Erde berührte, da brütete der Geist Gottes über dem Tohuwabohu, dem Durcheinander (vgl. 1 Mose 1,2). Das hebräische Wort für Geist heißt ruach. Es ist feminin und hat eine umfassendere Bedeutung: Atem, Wind, Lebensgeberin – und Geist. Abba blies dem Menschen SEINEN Lebens-Odem ein (vgl. 1 Mose 2,7) – so wurde der Adam eine lebendige näfäsch – Seele. Ein Lebewesen, das atmet, Nahrung zu sich nimmt und Emotionen kennt. Ein mit Gottes Geist Beschenkter, ein Begeisterter. Ein mit dem Lebens-Atem Gottes zum Leben Erweckter.
Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! (Ps 150,6).
Und noch eine kleine Geschichte frei nach Hoffmanns Erzählungen:
Das kleine blaue Wunder
„Hast du das gesehen? Was macht der Große König da nur wieder? Es sah fast so aus wie, wie … wie ein kleines blaues Wunder!“, flüsterte ganz aufgeregt der Engel Ariel und lehnte sich dabei weit nach vorne, um noch besser sehen zu können.
„Ich habe es auch mit meinen eigenen Augen beobachtet“, bestätigte erstaunt der andere Engel mit Namen Lucia. „Ich sah, wie der Große König den Erdling geküsst hat – oder zumindest so etwas Ähnliches. ER hat sich ganz tief herabgebeugt und sich dann neben das braune, irdische Ding gekniet. ER, der Erhabene! Das muss man sich mal vorstellen! ER ist dem Ding so nahegekommen, dass es tatsächlich wie eine Berührung mit seinen Lippen aussah. Oder zumindest, wie ein Hauch seines Ruach-Atems!“
„Das sag ich doch – wie ein kleines blaues Wunder!“, ereiferte sich Ariel. „Der Atem des Allmächtigen hauchte über das braune Ding … ich habe es genau gesehen: Sein göttlicher Atemzug sah blau, bläulich, fast durchsichtig aus und dann doch irgendwie schimmernd, in vielen Farben, so wie der Farbbogen um den Thron des Höchsten … und, und auf einmal kam das Ding ins Leben. Der Ruach-Atem des großen Königs hat das braune Etwas lebendig gemacht. Genauso, wie der Allmächtige zuvor schon all das andere Herrliche ins Leben rief – und das allein durch Seine Machtworte! Doch dieses Mal ist es durch das kleine blaue Wunder geschehen!“
„Ja, ER ist wirklich aller Verehrung würdig!“, staunte Lucia „ER ist der Mächtigste und Schönste, und jetzt vervielfältigt ER sogar noch seinen Glanz in unvorstellbarer Weise. Oder hättest du, Ariel, dir jemals ausmalen können, was der Große König in den letzten Äonentagen hier so alles geschaffen hat?!“
„Nein, das übersteigt rein alles, was wir bisher im Lichtglanz seiner Majestät haben miterleben dürfen!“, stimmte Ariel der Lucia bei. „Und nun das! – Dieser Irdische sieht äußerlich ähnlich und von innen doch völlig anders aus, als all das bisher Geschaffene!“
„Ja, er unterscheidet sich eindeutig von dem Rest des schöpferischen Meisterwerkes unseres Großen Königs!“, sagte Lucia, nachdem sie lange prüfend hingesehen hatte. „Das muss an dem Atem des Allmächtigen liegen. Oder, wie du es nennst, an dem kleinen blauen Wunder! – Der Ruach-Atem des Höchsten wirkt sich himmlisch auf diese neue Lebensform aus, findest du nicht auch, Ariel?“
„Ja, Lucia, genau, davon rede ich doch die ganze Zeit!“ entfuhr es ungeduldig Ariel, etwas lauter als beabsichtigt, sodass einige höhergestellte Engel, die ungebührliche Störung missbilligend, zu unseren beiden Engeln herüberschauten.
Demütig senkten Ariel und Lucia ihren Blick und bedeckten das Angesicht mit ihren Flügeln, tuschelten aber darunter emsig weiter.
„Es ist ein Wunder! Ein blaues Wunder seiner Liebe und Größe!“, schwärmte Ariel immer weiter. „Und wir durften mit dabei sein!“
Lucia wagte wieder zwischen dem Federkleid ihrer Schwingen hindurchzugucken und erschrak ein wenig bei dem Anblick, der sich ihr bot.
„Ariel, schau mal bitte selber!“, rief sie aufgeregt ihrem Freund zu. Und auch Ariel senkte wieder seine Flügel und schaute gebannt auf eine erstaunliche Szene.
Der Irdische saß, wie ein Kind auf dem Schoß des Großen Königs und genoss augenscheinlich diese innige Gemeinschaft. Dabei ging das kleine blaue Wunder hin und her zwischen den beiden. Mal sprach, hauchte und küsste der Große König den Erdling. Und dann wiederum sprach, hauchte und küsste der Irdische den Mächtigen. Jedes Mal stiegen kleine blaue Wölkchen voller Herrlichkeit, Liebesatem und Lebensenergie zwischen den beiden auf. Den ganzen Raum durchströmte ein Wohlgeruch des Himmels.
„In der Gegenwart des Höchsten sieht der Irdische jetzt ganz himmlisch aus!“, staunte Ariel.
„Ja!“, bekräftigte Lucia, und es war ihr, als würde sie selber träumen. „Der Irdische sieht aus, wie, wie, wie … „
„Wie der Sohn des Höchsten!“, beendete Ariel die Gedanken seiner Freundin. „Ja, er sieht gar nicht nur wie ein geformtes Kunstwerk aus des Meisters Hand aus. Er ist mehr! Dieser Irdische ist tatsächlich ein Sohn des Höchsten. Atem von Seinem Atem. Lebenskraft aus seiner Lebensquelle. Dieser Irdische ist höher, schöner und steht dem König näher als wir, näher als alle Engel. Wir sind nur Diener und himmlische Boten. Aber diesen Erdling hat der Allmächtige mit seinem Ruach-Atem beschenkt. Mit keinem anderen Geschöpf im ganzen Universum hat der Höchste jemals seinen Lebensatem geteilt! Was soll das noch werden?!“
Ein paar Ewigkeitsminuten lang standen Ariel und Lucia schweigend daneben und bestaunten das große Wunder der Liebe, das sich da vor ihren Augen abspielte.
Bis das kleine blaue Wunder die ganze Atmosphäre des Himmels und der Erde erfüllte.
Umgangssprachlich reden wir davon, dass jemand sein blaues Wunder erlebt, wenn etwas völlig Unerwartetes eintrifft. Vermutlich geht diese Redewendung darauf zurück, dass man vor langer Zeit in der Stadt Dresden eine Elbbrücke aus Metall mit grüner Farbe anstrich, die Farbe aber dann an der Luft oxidierte und sich schließlich bläulich verfärbte. Das sei damals so spektakulär gewesen, dass die Leute es „das Blaue Wunder von Dresden“ nannten. Nun darüber gibt es geteilte Meinungen, ob dem wirklich so war … Aber jedenfalls noch viel spektakulärer ist das kleine blaue Wunder, das der Vater in uns, in SEINEN geliebten Kindern, bewirkt, indem ER uns SEINEN Lebens-Atem-Geist geschenkt hat.
Israel ist so reich gesegnet, dass es mindestens zweimal im Jahr ein Erntefest feiern kann. Im Frühjahr das Pfingstfest und im Herbst das Laubhüttenfest. Pfingsten hat seinen Namen daher, dass es genau 50 Tage nach dem Passahfest stattfindet, dem Erinnerungsfest an den Auszug aus der Knechtschaft in Ägypten. Welch eine tiefe, geistliche Bedeutung liegt darin, dass genau an diesem Erntedanktag der Heilige Geist Gottes über alles Fleisch ausgegossen wurde (Apg 2 bzw. Joel 3). Hier beginnt die Geschichte der Gemeinde Jesu und damit auch die Missionsgeschichte Gottes unter den Nationen. Der Vater im Himmel holt SEINE Kinder aus allen Völkern heim durch die Ausgießung SEINES Ruach-Atems. Es gleicht einer Reanimation, einer Wiederbeatmung, Wiederbelebung. Das ist die Bedeutung des Wortes Inspiration. So wie bei der ersten Schöpfung Abba dem Adam SEINEN Ruach-Atem in die Nase blies, so küsst unser himmlischer Vater jetzt die Menschheit neu wach und erweckt so den Geist der Menschen durch das Feuer und den Wind SEINES Atems. Das ist ein wirkliches Neu-Schöpfungswunder! Es erinnert an die Vision aus Hesekiel 37, wo der Ruach-Wind das Unmögliche und Unfassbare vollbringt und die Totengebeine einer ganzen Armee wieder zum Leben erweckt. Seit Pfingsten ist wieder der Himmel auf Erden los. Jesus, der Täufer mit dem Geist Gottes, hat den Himmel neu zu uns gebracht und die Himmelstür für alle weit geöffnet.
Ein Stück Himmel auf Erden
Mit dem Heiligen Geist haben uns der Vater und der Sohn ein großes Geschenk des Himmels gemacht. In den sogenannten Parakletworten aus Johannes 14–17 erfahren wir, dass der Heilige Geist uns vom Vater und vom Sohn gleichermaßen geschenkt wird, damit Gott in uns wohnen kann (Johannes 14,12). Der Paraklet ist der andere Tröster, was so viel bedeutet, wie: Beistand, Fürsprecher, Ermutiger, bester Freund. Wenn ER zu jemandem kommt, wird die Person nie mehr allein sein. Der Tröster ist immer für ihn da; ER wird ihn lehren, an alles Wichtige erinnern und auf sicheren Wegen leiten. Der Heilige Geist zieht die Gläubigen hinein in die Liebesbeziehung, die Vater und Sohn miteinander haben, und lässt sie eins werden mit dieser Agape-Liebes-Verbindung (vgl. Joh 17,22). Näher kann uns Gott nicht mehr kommen. Der Himmel erfüllt unsere Herzen.
Neulich, beim Beten, sah ich ein inneres Bild in meinem Herzen. Ich sah, wie Abba-Vater mit Jesus-Jeschua und Ruach im Wohnzimmer des Vaterhauses zusammen waren. Sie tanzten kraftvoll, voller Freude, um einen großen Tisch herum und lachten herzhaft dabei. Schließlich luden sie uns, die Kinder, ein, mitzumachen. In einer fröhlichen Polonaise reichten wir einander die Hände und zogen lachend und singend durchs ganze Vaterhaus. Das hat himmlischen Spaß gemacht!
Paulus schreibt, dass der Heilige Geist ein Angeld (griechisch: arabon) ist. ER ist eine Anzahlung auf das Leben im Himmel, quasi unser Vorschuss auf unser Erbteil (vgl. Röm 8,16-17 u. Gal 4,7). Ein Stück Himmel auf Erden. Das Leben in der Kraft und Freiheit des Geistes Gottes ist geradezu ein Vorgeschmack auf das, was wir in Ewigkeit als Normalfall erleben werden. Hier erscheint es uns oftmals noch so spektakulär. Es kommt uns vor wie ein Glückszufall, wenn ein Stück des Himmels plötzlich über uns hereinbricht. Wir sprechen dann oft von Zeichen und Wundern. Aber zu Hause, bei Abba, ist das ganze Leben im Geist göttlich-herrlich und natürlich-übernatürlich. Da gibt es gar keinen Unterschied mehr.
Der geistliche Raum
In einigen meiner bisherigen Bücher habe ich davon berichtet, was das mit meinem Herzen gemacht hat, als Abba-Vater vor Jahren, mitten in einer tiefen Lebenskrise, anfing, mir SEINE Herrlichkeit zu offenbaren. ER zeigte mir den Raum in SEINEM Vaterherzen, der nur für mich da ist. Meinen Raum der Begegnung. Den Raum unserer Freundschaft, wo nur ER und ich uns treffen können. Mittlerweile, durch so viele Jahre hindurch, habe ich unzählige Male diesen Ort im Geist aufgesucht. Es hat sich immer weiterentwickelt, was ich dort sehen und erleben durfte. Es ist zu meinem „Narnia“ geworden – zu meinem Land der Verheißung. Ich kann diesen Ort immer und überall aufsuchen. Ich brauche nur still zu werden. Wie es so schön heißt, ich brauche nur, in mich zu gehen – und schon ist ER da und ich bin da. Denn Christus lebt durch SEINEN Geist in mir und ich in IHM. Ich tauche ein in SEINE spürbare Nähe, und da beginnt schon das nächste Abenteuer. Das kann ich überall und an jedem Ort der Welt erleben, da dieser Kontaktpunkt des Himmels in mir ist – in meinem Geist und in meinem Herzen. Ich bin ein Tempel, eine Wohnung des Heiligen Geistes. ER lebt in mir und ich in IHM. Was für ein Geheimnis des Glaubens?!
Das ist das kleine blaue Wunder in mir!
Fragen zum Weiterdenken
• Kennst du den Heiligen Geist als eine Person der Dreieinigkeit Gottes?
• Welche Bibelstellen über den Heiligen Geist sind dir besonders wichtig und hilfreich geworden?
• Wie erlebst du den Atem Gottes in deinem Leben? Überlege einmal, wie deine Reiseroute verlaufen ist, den Heiligen Geist besser kennenzulernen?
• Kannst du meine Erfahrung von dem Raum der Begegnung auf dein Leben übertragen? Wie sieht dein Ort aus, wo du im Geist der Realität des Himmels nahekommst? Welche Bilder und Worte passen zu dir und deinem Erleben?