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Kapitel 4: Himmel nochmal …

Informationen aus erster Hand

Der Himmel scheint für die meisten modernen Zeitgenossen in unerreichbare Ferne gerückt. Unsere westliche Welt leidet an Himmelsvergessenheit. Falls der Gedanke doch einmal darauf kommen sollte, dann sind meistens verzerrte Horrorvorstellungen aus mittelalterlicher Zeit nicht fern. Sie wirken wie eine bunte Mischung aus einem Katastrophenfilm mit coolen Spezialeffekten made in Hollywood, und Tolkiens gigantischem Weltuntergangsszenario aus „Herr der Ringe“. Mit anderen Worten: irgendwie realitätsfremd und zu phantastisch.

Was wir brauchen, das sind Informationen aus erster Hand. Aber auch das ist gar nicht so einfach! Oder hast du schon einmal die Offenbarung des Johannes am Ende der Bibel selber gelesen? Wie ist es dir denn dabei ergangen? Konntest du augenblicklich verstehen, was mit dieser bildreichen Sprache gemeint ist? – Nein? Nicht wirklich?! – Na, siehst du, so geht es den meisten Lesern ebenfalls. Ein Buch mit sieben Siegeln! Deshalb lässt man lieber die Finger davon. Und überhaupt – hat nicht erst die Fehlinterpretation der apokalyptischen Bibeltexte in den vergangenen 2000 Jahren Kirchengeschichte zu Sektiererei und Schwärmertum verführt? Also, dann lassen wir das Ganze mit der Himmelswelt mal lieber sein und bleiben schön nüchtern erdverbunden!

Bei solcher Argumentation kann ich verzweifelt ausrufen: „Himmel nochmal! – Man schüttet das Kind doch nicht gleich mit dem Bade aus! Nur weil etwas nicht sofort offensichtlich zugänglich, sondern verborgen und geheimnisvoll ist, und ein bisschen mehr Interpretation bedarf, müssen wir doch nicht gleich aufgeben. Ich liebe meine Frau doch auch und verstehe sie deshalb noch lange nicht auf Anhieb. Aber ich gebe mir Mühe, dran zu bleiben. Und es wird immer besser im Laufe unserer Ehe. So ist es auch mit den Geheimnissen Gottes. Sie wollen entdeckt und erobert werden. Wir müssen nach den Schätzen suchen und graben. Gold liegt nicht einfach so auf der Straße herum, und Edelsteine finden wir nicht, wenn wir nur an der Oberfläche kratzen. Es braucht schon ein bisschen mehr Tiefgang, Leidenschaft und Einsatz, wenn wir göttliche Schätze heben wollen! Und so ist es auch mit der Offenbarung über den Himmel! Der Himmel bricht nicht zufällig über uns herein, sondern will gesucht und mit Hingabe begehrt werden!“

Das Bilderbuch Gottes

Die Bibel ist kein Sachbuch und will auch keinen Fahrplan der Menschheitsgeschichte vermitteln. Sie ist Abbas Liebesbrief an die Welt und hat nur ein großes Thema: SEINE ewige und grenzenlose Liebe zu uns Menschenkindern. Dabei benutzt unser Gott als Autor vornehmlich eine bildreiche Sprache. Die Bibel ist das Bilderbuch Gottes. Das meiste sind Erzählungen, Gleichnisse und Biographien von einzelnen Personen oder SEINEM Volk Israel. Anhand des persönlich Erlebten beschreibt Gott die Wahrheit, die IHM für uns wichtig ist. So wird alles zu SEINER Geschichte. Es gibt nur eine Hauptperson in der Bibel, über die mal indirekt gesprochen werden kann, die dann aber auch selber deutlich vernehmbar spricht und die sich geheimnisvoll in allem und durch alles zu Wort meldet: Das ist Jesus Christus. ER ist der wahre Meistererzähler. Das fleischgewordene Wort Gottes in Person. Der Himmlische auf Erden. Durch IHN, durch Jesus Christus, ist uns der Himmel nahegekommen.

Die Bibel beginnt auf den ersten Seiten mit Himmel auf Erden – bei dem ewigen Schöpfergott zu Hause. ER, der Ewig-Vater, kreiert ein himmlisches Zuhause für SEINE geliebten Kinder auf unserem blauen Planeten. Himmel und Erde kommen sich sehr nahe und sind durchlässig füreinander. Beide Realitäten gehören anfänglich zusammen und bilden eine harmonische Einheit: das Paradies, der himmlische Garten Eden, der Ort, an dem der Himmel die Erde berührt und erfüllt, Papas Zuhause bei den Kindern. In bunten Bildern wird uns davon berichtet. Und dann geschieht das Drama. Der bittere Fall, der Sündenfall. Die Menschen zerreißen das Band der Liebe. Jenseits von Eden wird künftig unser Weg weitergehen. Die schmutzige Erde der Kinder driftet weit weg von der Realität und Reinheit des Himmels. Es kommt zum Bruch. Fortan herrscht Krieg in der Himmelswelt, der Kampf zwischen Licht und Finsternis. Engel und Dämonen sind mit im Spiel. Es geht um Gottes Volk Israel und um die Nationen. Später dann um die Braut, die Gemeinde Jesu.

Die Bibel schließt mit dem Buch der Offenbarung des Apostel Johannes. Als alter Mann Gottes, in der Verbannung auf der Insel Patmos, erhält Johannes Einblicke in die letzten Geheimnisse, die der Vater im Himmel uns anvertrauen will. Abba zieht den Schleier vor unseren Augen weg. ER enthüllt, offenbart, erklärt uns die letzten Dinge. Und das Ganze, wieder einmal, in einer zeitlosen, bildreichen Symbolsprache, die noch Tausende Jahre später Kraft und Gültigkeit besitzen wird. Wie hätte man sonst das Zukünftige in Worte fassen sollen? Wir brauchen heute eine Übersetzung dieser Sprachlichkeit – ähnlich, wie eine Fremdsprache auch erst durch Übersetzung für uns zugänglich und verständlich wird. Das macht es nicht immer leicht, aber auch nicht unmöglich. Es ist eine Frage der Bereitschaft, sich darauf einzulassen.

Apocalypse now

Johannes sah, inspiriert durch den Geist Gottes, was auf der Erde (dem ersten Himmel), was in den Himmelswelten (dem zweiten Himmel) und was im Thronsaal des Ewig-Vaters (dem dritten Himmel) geschieht, beziehungsweise noch geschehen wird. Gott gab ihm Worte für das Unaussprechliche. Auf diesen drei Schauplätzen findet parallel die Geschichte Gottes statt. Und das kann uns beim Lesen manchmal ganz schön verwirren. Es ist wie in einem modernen Film mit drei Drehorten. Mal sind wir auf der Erde. Filmschnitt. Dann sehen wir Engel und Dämonen miteinander kämpfen. Wieder Filmschnitt. Schließlich bekommen wir einen Einblick in den Thronsaal von Abbas Herrlichkeit. Weiterer Filmschnitt.

Diese drei Ebenen laufen parallel nebeneinander, mal überschneiden sie sich und mal scheinen sie sich sogar zeitlich zu überholen. Deshalb müssen wir genau darauf achten, wo gerade die Handlung stattfindet. Wo befinden wir uns? Sind wir gerade Beobachter auf der Erde, wo die antichristlichen Mächte versuchen, alles zu zerstören? Oder erhaschen wir soeben einen flüchtigen Blick auf die Kämpfe im Zwischenland, im geistlichen Raum, der diese Welt umgibt? Oder befinden wir uns bereits am Ziel, zu Hause im Himmel, bei Abba?

Es handelt sich um ein „Teekesselchen“ mit einem Begriff, der drei unterschiedliche Bedeutungen besitzen kann! Himmel ist nicht gleich Himmel ist nicht gleich Himmel.

Unter dem ersten Himmel: Mit unseren Augen sehen wir das blaue Himmelszelt mit Wolken und Sternen daran. Dieser Himmel umgibt unseren Planeten. Auf der Erde, da reift beides aus. Das Reich der Finsternis und das Himmelreich unseres Königs Jesus Christus. Beides tritt sichtbar in Erscheinung. Die Gemeinde Jesu steht genau dazwischen. Sie erlebt die harte Realität von Verführung bis hin zu Verfolgung. Aber sie überwindet in allem durch die Kraft Gottes, die ihr gegeben ist. Es macht sie nur noch umso stärker und schöner.

Im Zweiten Himmel: In der geistlichen, unsichtbaren Welt, die uns umgibt, da wird noch gekämpft. Antigöttliche Mächte treten gegen himmlische Heerschaaren an. Und die Gemeinde betet. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, der Sieg Christi von Golgatha habe noch nicht stattgefunden. Aber das ist nur eine optische Täuschung und ein letztes verzweifeltes Aufbäumen unseres Feindes. ER weiß, dass seine Zeit begrenzt ist.

Im dritten Himmel: Im Himmel der Himmel, vor dem Gnadenthron des Zeitlosen, bei Ewig-Abba zu Hause, da sieht die Weltgeschichte ganz anders aus. Da sind bereits alle Schlachten geschlagen und die Erlösten haben begonnen den großartigen Sieg ihres Königs zu feiern. Hier herrschen nur noch Friede, Freude und absolutes Heil-Sein in der Liebe des Vaters.

Alle drei Ebenen verbindet eine gemeinsame Spannung und Erwartung. Etwas steht noch aus. In der Bildersprache des Himmels nennt der Vater das folgendermaßen: die Hochzeit des Lammes.

In der Apokalypse des Johannes werden verschiedene Bilder verwendet, um uns die Realität der Himmel nahe zu bringen. Himmel ist ein Begriff, der im Plural steht. So ist es schon im Hebräischen, wo über den Himmel in der Mehrzahl gesprochen wird. Auch Paulus bestätigt das in 2. Korinther 12,1-4, wo er von seinen besonderen Einblicken in die unsichtbaren Welten berichtet:

Gerühmt muss werden, zwar nützt es nichts, aber ich will auf Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn kommen. Ich weiß von einem Menschen in Christus, dass er vor vierzehn Jahren – ob im Leib, weiß ich nicht, oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht; Gott weiß es –, dass dieser bis in den dritten Himmel entrückt wurde. Und ich weiß von dem betreffenden Menschen – ob im Leib oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es –, dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die auszusprechen einem Menschen nicht zusteht.

Es lohnt sich einen intensiveren Blick auf die Themenkreise zu werfen, von denen hier die Sprache ist, wenn es um die Himmel geht:


In all diesen Bildern schwingt die Atmosphäre des Himmels mit und spiegelt sich ein stückweit wider. Das lässt sich schon einmal festhalten: Unser himmlisches Zuhause ist königlich, familiär, herrlich, feierlich, himmlisch und irdisch erlöst zugleich. Ein wahres Zuhause für Gott und SEINE Kinder. Dann ist Abbas Sehnsucht endlich in Erfüllung gegangen:

Siehe, das Zelt Gottes (die Wohnung) bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Nation sein und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott! (Offb 21,3).

Königreich Gottes: Wie im Himmel, so auf Erden

Im UNSER-VATER-Gebet, das Jesus Christus SEINE Jünger gelehrt hat, kommt es auch zum Ausdruck:

Unser Vater, der du bist in den Himmeln … dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden … in Ewigkeit! (Mt 6,9 ff).

Wir leben als Königskinder unseres Vaters in zwei Welten. Geerdet und gehimmelt zugleich. Wir sind in der Welt, aber nicht von der Welt. Bürger zweier Reiche. Zuhause in zwei verschiedenen Wirklichkeiten, die einander bedingen und durchdringen. Der Himmel, Abbas Zuhause, kommt uns ganz nahe und schimmert durch. Beth-El, die Wohnung Gottes, kann überall auftauchen und die Erde berühren (vgl. 1 Mose 28). Auf einmal erscheinen vielerorts Zugangsportale und Kontaktpunkte zu Gottes ewigem, herrlichem Haus.

Wir haben einen Vater im Himmel.

Der Himmel ist SEINE Domäne und SEIN Domizil.

SEIN Königreich ist ein Himmelreich.

Fragen zum Weiterdenken

• Wie nahe sind dir Bilder und Vorstellungen über den Himmel gebracht worden?

• Hat der Himmel in deinem Alltag eine tiefere Bedeutung, oder hast du auch eher eine Himmelsvergessenheit erlebt?

• Wie ergeht es dir beim Lesen der Offenbarung des Johannes?

• Kommst du mit der Bildsprache dieses Buches zurecht? Welche Symbolik spricht dich besonders an? Und warum ist das wohl so?

• Kannst du die Sichtweise teilen, dass zwischen mehreren Himmelswelten unterschieden wird?

• Wo hast du selber schon mal die Unterschiede wahrgenommen?

• Wo kommt das „… wie im Himmel, so auf Erden …“ für dich greifbar nahe?

Gehimmelt leben

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