Читать книгу Drug trail - Spur der Drogen - Matthias Kluger - Страница 13
Banale Story
ОглавлениеQualle schien sichtlich enttäuscht.
„Was?“, fuhr Oliver ihn an, da er mit seinem schlechten Gewissen haderte. Wäre er vormittags ans Handy gegangen, hätten sie jetzt unter Umständen mehr Material für die morgige Ausgabe. Aber es war schließlich um Eve gegangen, seine Tochter – und Weihnachten. „Keines der anderen Blätter hat mehr als wir. Die Beamten vor Ort haben alles derart dicht gemacht, als wäre ein fucking Außerirdischer gelandet.“ Oliver schmiss verärgert den Kugelschreiber über seinen Tisch.
„Ich sag doch gar nichts, Boss“, nörgelte Qualle gespielt beleidigt, um sich dann an Jenny und Frank zu wenden, die ebenso offenkundig frustriert am Besprechungstisch gegenüber lehnten. „Immerhin konntest du die beiden ersten Fragen bei Hobbs landen. Das ist doch schon was.“ Qualle reckte lobend den Daumen in die Höhe.
„Ach, Qualle, du bist süß.“ Jenny stieß sich vom Besprechungstisch ab, ging einen Schritt auf den Assistenten Olivers zu und kniff ihn in die dicke Wange.
„Wie sind die Fotos geworden?“, fragte Oliver an Frank gewandt.
„Wenn wir einen Leichenwagen auf Seite eins drucken wollen, passt das Bildmaterial.“
„Okay. Ich schlage vor, wir ziehen ein Archivbild von Logan Winston, den Leichenwagen gibt’s als Miniaturbild. Ohne in Spekulationen zu verfallen, bekommen wir mit der Story nicht mehr als eine halbe Seite gefüllt. Seite drei dann noch den Lebenslauf. Geburt, wesentliche Eckpfeiler seiner Karriere, Abgang.“
„Keine Spekulationen?“, setzte Jenny nach.
„Du hast den Präsidenten gehört. Rücksichtsvolle Berichterstattung im Sinne seiner Familie. So hat er sich doch ausgedrückt, oder?“
„Schon, aber müssen wir uns daran halten? Ich hab das mehr als Bitte ver…“
„Welche Hypothesen willst du aufstellen?“, unterbrach Oliver sie. „Director Hobbs hat ausdrücklich betont, dass Winston eines natürlichen Todes gestorben ist. Wo nichts ist, werden wir auch nichts finden!“
„Aber du hast doch selbst gesagt, dass da irgendwas faul ist. Straßensperren, die ganze Abschottung, als sei unser Vizepräsident mit einem hochansteckenden Virus infiziert gewesen. Das Ganze stinkt doch zum Himmel!“, widersprach Jenny.
Frank nickte zustimmend, während Oliver an seine eigene Abfuhr im George Washington Hospital dachte. Tatsächlich hatte man den Leichnam zur Obduktion dorthin gebracht. Doch kein Kommentar der Ärzte, nicht mal auf die Station wurde er vorgelassen.
„Vergesst die Riesenstory. Das ist kein Material für den Pulitzer. Ein andermal vielleicht. Klimpert zwanzig Spalten runter, dann legt euch schlafen. Ich für meinen Teil mach Feierabend. Qualle, hast du ’ne Zigarette für mich?“
Zögernd zog Qualle ein faltiges Päckchen aus seiner Brusttasche und reichte es Oliver. Eigentlich hatte sein Boss damit aufgehört.