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Im Fahrstuhl

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Als ein Sheriff des MPDC, gefolgt von zwei grimmig dreinblickenden Beamten in schwarzen Wintermänteln, ihn aus der Zelle holte, war Rodrigo Ramirez bereits hellwach. Man hatte ihm ein dunkelgraues Hemd aus kratziger Wolle sowie ein Paar alter Winterstiefel überlassen. Über die Nacht hinweg hatte das ihm verabreichte Beruhigungsmittel in seiner Wirkung allmählich nachgelassen. Übrig geblieben waren einzig stechende Kopfschmerzen.

Gerade mal eine Stunde, bevor die Beamten seine Zelle betraten, kam langsam, ganz zaghaft die Erinnerung an den Vorabend in sein Gedächtnis zurück. Wie eine Blume, die man im Zeitraffer wachsen sieht, erblühten in ihm die grauenhaften Erkenntnisse der Ereignisse des vorangegangenen Tages.

Abermals brannten Tränen, als Bilder von Catalinas reglosem Körper vor seinen rot geränderten Augen erschienen. Sie hatte vor ihm gelegen, hatte sich ein letztes Mal gekrümmt, als ihre Muskeln plötzlich erschlafften. War sie bewusstlos oder …?

Was dann geschah, hatte ohne greifbare Kontrolle stattgefunden. Eine Scheißangst hatte sich seiner bemächtigt, eine Angst, die ihm das Atmen beinahe unmöglich machte. Hektisch war er in seine Jeans geschlüpft und hatte mit zittrigen Händen damit gekämpft, die Knöpfe der Hose zu schließen. Sein Blick war auf das große Badetuch an der Wandhalterung gefallen, das er in Panik heruntergerissen und um den schlaffen, nassen Körper Catalinas gelegt hatte. Stöhnend hatte er sie hochgehoben, als ihm in diesem Moment, warum auch immer, ihre geschlossene Faust aufgefallen war. Hielt sie etwas in der Hand? Doch er hatte sich nicht weiter darum gekümmert. Catalina musste hier raus, in ein Krankenhaus. Und zwar schnell!

Seine blau angelaufenen Lippen bibberten, als er mit nacktem Oberkörper, Catalina auf den Armen, im eiskalten Aufzug lehnte. Ruckartig setzten sich die Seilwinden des Fahrstuhls in Bewegung und ratterten dem Erdgeschoss entgegen. War es das Rumpeln der Kabine, der Schock, der ihn bis ins Mark gefesselt hielt, oder die Eiseskälte, die ihn am ganzen Leib zittern ließ? Erneut war sein Blick auf die Faust ihrer linken Hand gewandert. Rodrigo winkelte sein rechtes Bein an, um Catalina damit zu stützen, stand anschließend auf seinem linken Fuß und bekam so eine Hand frei. Während das Neonlicht in unrhythmischem Takt flackerte, öffnete er vorsichtig ihre Finger. Zum Vorschein kam der kleine Beutel, das Plastiktütchen mit dem weißen Pulver, das ihm den Fick seines Lebens bescheren sollte.

„Oh shit, shit“, zischte Rodrigo. Er zog an der Tüte, als staubige Flocken zu Boden rieselten. Das Scheißding ist offen, durchfuhr es ihn. Sein Blick wanderte wie der eines Geisteskranken durch den Aufzug. Wohin mit dem Päckchen? Unmöglich, mit Drogen im Krankenhaus aufzutauchen. Die Kabine setzte ruckend auf – sie waren im Erdgeschoss angekommen. Jeden Augenblick würde sich die Fahrstuhltür öffnen. Dann wusste er, was zu tun war. Zwischen den Seitenwänden des Aufzugs und dessen Decke befand sich eine schmale Schattenfuge. Genau in dem Augenblick, da sich geräuschvoll die Tür zur Seite schob, hatte er das Plastiktütchen in die schmale Ritze gepresst.

„Rodrigo Ramirez, mitkommen“, forderte ihn der Sheriff in rohem, ungehaltenem Ton auf. Eine kräftige Hand zog ihn ruppig am Unterarm von der Zellenpritsche. Ihm wurden abermals Handschellen angelegt, bevor er stolpernd den drei Beamten folgte. Sein Kopf pochte, als ballerten gleich mehrere Presslufthämmer von innen gegen die Schädeldecke. Vor der Polizeiwache angekommen, blendete ihn das grelle Tageslicht – doch das war nur von kurzer Dauer, denn er wurde unsanft in einen schwarzen, direkt vor dem Eingang parkenden Van gestoßen.

Drug trail - Spur der Drogen

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