Читать книгу Drug trail - Spur der Drogen - Matthias Kluger - Страница 23
Die Hinrichtung
ОглавлениеDurch den von Ulrich am Lieferwagen angebrachten Peilsender erlangte das Syndikat die erforderliche Gewissheit.
Paolo Fucari hatte bereits den Verdacht gehegt, doch nun lagen handfeste Beweise vor. Er musste handeln. Durch Geschick, Härte sowie einen messerscharfen Verstand hatte er es innerhalb der Hierarchie der Organisation weit gebracht. Doch wer letztendlich die Fäden des Syndikats in Händen hielt, war auch ihm unbekannt.
Das Einzige, was ihn daher interessierte, war sein Anteil am Kuchen des Geschäfts, der direkt am Marktanteil und Umsatz des Syndikats gemessen wurde. Über siebzig Prozent der über die Grenze von Mexiko ins Land eingeschleusten Drogen gingen durch die Hände seines Syndikats und verhalfen der Mafia zu satten Gewinnen – jener Organisation, die zu Beginn der siebziger Jahre von Sizilien aus amerikanisches Gebiet erobert hatte: der Cosa Nostra. Er selbst schätzte das Volumen für dieses Jahr auf umgerechnet 120 Milliarden Dollar. Und das nur mit Drogen. Fast genauso viel Umsatz erzielte das Syndikat mit Spielcasinos, Prostitution, Menschenhandel – um nur einige der Geschäftsfelder zu benennen. Nicht zu vergessen der Waffenschmuggel. So belieferte seine Organisation ein halbes Dutzend der mexikanischen Drogenkartelle mit jeglicher Art von Handfeuerwaffen, Maschinenpistolen bis hin zu Panzerfäusten.
Die Kartelle Mexikos, die das Syndikat mit ausreichend Drogen versorgten, hatten alle Hände voll zu tun, den Binnenmarkt und die sich laufend ändernden Routen für Schmuggelware in die USA aufrechtzuerhalten und zu verteidigen.
Das Sinaloa-Kartell war zur mächtigsten Organisation in Mexico aufgestiegen. Weitere Kartelle wie das Golf-Kartell, das Juárez-Kartell, das Tijuana-Kartell sowie das Beltrán-Leyva-Kartell, La Familia Michoacana und Los Zetas kämpften bis aufs Blut um ihre Machterhaltung im Drogenhandel. Folglich bekriegten sich die Kartelle untereinander, während sie sich gleichzeitig Anfeindungen weiterer Konfliktparteien wie der mexikanischen Polizei, dem Militär und auch den Bürgermilizen des Landes ausgesetzt sahen. Ein blutiger Krieg, der Unmengen an Waffen und Munition verschlang und jährlich Tausende, vielfach auch Unbeteiligte, das Leben kostete.
Paolo Fucari hatte gehofft, dass sein rigoroses Vorgehen – die Exekution seiner eigenen Führungskraft Vicente – den Widersachern Zeichen genug gewesen sei. Doch der erneute Versuch, am Syndikat vorbei Vicentes Nachfolger Enrico zu beliefern, zeigte, wie effektlos seine Message gewesen war.
Der weißhaarige Mann atmete schwerfällig, während er auf dem schmuckvollen Orientteppich seines Arbeitszimmers kniete. Zwei dünne Schläuche klemmten in seinen Nasenlöchern und versorgten die mit COPD diagnostizierte, chronisch erkrankte Lunge mit Sauerstoff.
Zwölf Söldner des Syndikats hatten zuvor das Villenanwesen regelrecht überrannt und diejenigen Wachposten des Weißhaarigen eliminiert, die nicht freiwillig ihre Waffen niedergelegt hatten.
Mit der stoischen Ruhe, die Ulrich auszeichnete, klappte er ein Stativ gegenüber dem Weißhaarigen auf, fixierte das Objektiv der Kamera auf den Alten und drückte den Knopf mit dem roten Symbol für die Aufnahme.
Abermals wurde der Weißhaarige von einem Hustenanfall geschüttelt, wäre fast vornübergekippt, hätte Ulrich ihn nicht nach hinten gezerrt. Die Hände am Rücken gefesselt, den Kopf auf die Brust gesackt, harrte der Alte, ohne zu jammern, auf sein Ende.
Ulrich stellte sich hinter sein Opfer, ergriff einen Baseballschläger, holte aus und schlug mit aller Kraft auf den Kopf des Alten. Die Wucht des Aufpralls ließ die Schädeldecke wie die Schale einer Walnuss auseinanderplatzen. Erstaunlicherweise fiel der Alte nicht zur Seite. Nach wie vor kniete er, während sich sein weißes Haar durch eine dunkelrote Masse verklebte.
Der zweite kraftvolle Hieb besiegelte das Ende des Alten. Dagobert, wie er sich gern genannt hatte, war hingerichtet.