Читать книгу Drug trail - Spur der Drogen - Matthias Kluger - Страница 33
Tall slender angel
ОглавлениеPunkt 19:00 Uhr trat Frau Grossmann aus der gläsernen Drehtür des Verwaltungsgebäudes ins Freie. Über ihr rotes Kostüm hatte sie einen hellen Frühlingsmantel gezogen, farblich passend zu den hochhackigen Louboutin.
„Ich liebe es, wenn Männer pünktlich sind. Es gibt uns Frauen das Gefühl der Wertschätzung.“
„Aber sicher. Dann los, Frau Grossmann. Ich parke gleich hier.“ Philipp deutete auf den Parkplatz, wo sein dunkler Porsche Cayenne geparkt stand. Ganz Kavalier öffnete er der Marketingleiterin die Beifahrertür und wartete ehrerbietig, bis sie eingestiegen war. Dann lief er um den Wagen herum und startete den Motor.
„So jung und schon ein so teures Spielzeug.“ Mit hochgezogenen Brauen fuhr Frau Grossmann bedächtig über das Armaturenbrett.
„Keine Angst, Frau Grossmann, das ist ein Firmenwagen. Wohin soll’s denn gehen?“
„Kennen Sie das Horváth in Kreuzberg?“
„Klar. Glauben Sie, dass wir dort um diese Zeit ohne Reservierung einen Tisch bekommen?“
„Das lassen Sie meine Sorge sein, Philipp. Ich darf doch Philipp sagen?“
„Kein Problem“, antwortete er kurz grübelnd, ob sich dieses Privattreffen negativ auf die weitere Zusammenarbeit auswirken könnte. Doch gleich darauf verwarf er den Gedanken wieder.
Das Glück war auf ihrer Seite, als sie direkt vor dem Lokal am Paul-Lincke-Ufer eine Parkbucht fanden. Gemäß der Etikette ließ es sich Philipp abermals nicht nehmen, seiner eleganten Begleitung die Fahrzeugtür zu öffnen. Die Aprilsonne senkte sich über die Dächer von Kreuzberg, als sie das Restaurant betraten.
„Guten Abend, die Herrschaften.“ Ein junger Kellner in schwarzem Hemd und schwarzer Hose begrüßte die Gäste überschwänglich.
„Ich habe reserviert, auf Grossmann.“
„Augenblick, die Dame, ich sehe kurz nach.“ Der Kellner fuhr betont konzentriert mit dem Zeigefinger über die Eintragungen in einem ledergebundenen Kalender. „Da haben wir es. Zwei Personen für 20:00 Uhr. Gut, dass Sie rechtzeitig reserviert haben. Hach, derzeit würden wir zwei Restaurants voll bekommen. Ich zeige Ihnen Ihr wunderschönes Plätzchen. Darf ich?“ Der junge Ober lief im Stechschritt und mit ausladendem Hüftschwung durch das holzvertäfelte Lokal, vorbei an einer langen Theke bis in den hinteren Bereich des Restaurants. „Bitte sehr. Ich bringe Ihnen umgehend die Karte. Darf es ein Aperitif sein?“
Das Menü war, wie nicht anders zu erwarten, ausgezeichnet. Zur Vorspeise wurde Leindotterölvinaigrette mit Maränenkaviar serviert, gefolgt vom Hauptgang, einer Eismeerforelle mit Paprikaaromen.
Die zu Beginn etwas zurückhaltende Konversation entspannte sich nach nur wenigen Minuten, was neben dem Aperitif auch einem hervorragenden Rotwein zuzuschreiben war.
Als kurz nach elf Uhr der Nachtisch abserviert wurde, faltete Philipp seine weiße Stoffserviette zusammen und lehnte sich entspannt im Stuhl zurück: „Noch einen Kaffee oder Espresso?“
„Gern. Aber wollen wir den vielleicht woanders trinken? Ich glaube, ich brauche ein wenig frische Luft. Der Rotwein.“ Frau Grossmann lächelte und fächelte sich mit der Nachspeisenkarte zu, um ihrem Wunsch Nachdruck zu verleihen.
Philipp beglich die Rechnung und wenig später saßen sie im Wagen, dessen glänzend schwarzlackierte Motorhaube die Lichter Berlins widerspiegelte.
„Kaffee. Das war das Stichwort. Haben Sie einen besonderen Wunsch, Frau Grossmann?“
„Nur einen. Es sollte angenehm ruhig sein. Der ganze Tag heute im Büro und jetzt das volle Restaurant. Den Abend in Ruhe ausklingen lassen – das wäre perfekt, oder?
„Hmmh.“ Philipp verzog nachdenklich das Gesicht. Noch bevor er einen Vorschlag anbringen konnte, kam ihm Frau Grossmann zuvor: „Wohnen Sie nicht in dieser Ecke von Berlin?“
„Ganz recht. Keine zehn Minuten von hier. Alt-Treptow, in der Krüllstraße.“
„Hätten Sie Lust, den Kaffee bei Ihnen zu trinken? Nur wenn es keine Umstände macht. Anschließend lasse ich mir ein Taxi kommen, damit Sie nicht mehr fahren müssen.“
„Gern. Ein Kaffee im Restaurant Baker. Klingt perfekt.“
Als Philipp fünfzehn Minuten später die Dreifachverriegelung zu seiner Wohnungstür aufschloss, stand Frau Grossmann so dicht hinter ihm, dass der Hauch ihres Parfums seine Nase umspielte.
„Das ist ja wie in Fort Knox bei Ihnen.“
„Sicherheit geht vor. Kurz vor Weihnachten wurde in meine Wohnung eingebrochen. Junkies! Aber jetzt“, Philipp klopfte auf das Holz der Eingangstür, „kommt hier keiner mehr rein.“
Die Wohnung aus den sechziger Jahren besaß keinen der üblichen Eingangsflure. Alle Innenwände waren entfernt und der Statik wurde durch massive, frei stehende Betonpfeiler Rechnung getragen.
„Machen Sie es sich bequem, fühlen Sie sich wie zu Hause.“
Frau Grossmann zog den Mantel aus, winkelte ihr linkes Bein an, streifte sich den Schuh ab und ließ ihn ebenso achtlos wie den Mantel auf das Parkett fallen. Gleich darauf folgte der zweite Louboutin. Dann lief sie durch den etwa achtzig Quadratmeter großen Wohnraum und besah sich das Interieur.
„Sie beweisen Geschmack, Philipp. Aber das dachte ich mir schon. Von wem ist das Bild?“, fragte sie und deutete auf ein mächtiges, modernes Ölgemälde über der weißen Ledercouch.
„Rayk Goetze, Neue Leipziger Schule“, antwortete Philipp, der hinter der Küchenzeile stand, die in den Wohnraum integriert war. „Ich hätte noch einen Valdo im Angebot, oder doch lieber Kaffee?“
„Beides, wenn machbar“, antwortete Frau Grossmann, ohne den Blick vom Gemälde abzuwenden. Dann, als habe sie eine Eingebung, lief sie zur Küchentheke und nahm auf einem der Barhocker Platz. „Wirklich schön haben Sie’s hier, Philipp. Wohnen Sie allein in Berlin?“
„Nein, meine Mutter wohnt ebenfalls in der Stadt. Mein Vater und mein Bruder leben in den Staaten.“
„Sie haben einen Bruder?“
„Robert, ja, mein Zwillingsbruder. Allerdings bin ich der Hübschere.“ Philipp feixte.
„Dessen bin ich mir sicher“, entgegnete Frau Grossmann augenzwinkernd.
Philipp ließ den Korken knallen und schenkte den Prosecco in zwei Glasschalen. „Cheers, Frau Grossmann. Auf Sie.“
„Auf uns, Philipp. Wir waren heute ein unschlagbares Team. Nennen Sie mich bitte bei meinem Vornamen, wenn wir uns privat treffen. Ich heiße Heidi.“
„Heidi, angenehm, Philipp.“ Er hob die Sektschale in die Höhe.
„Wollen wir nicht aufs Sofa? Ist gemütlicher.“ Heidi lächelte, rutschte elegant vom Hocker und schlenderte am Prosecco nippend zur Couch. Philipp folgte ihr und setzte sich mit etwas Abstand neben sie.
„Ein wirklich schöner Abend, Heidi. Aber verrat mir eines: Hast du tatsächlich den Tisch im Horváth schon vor Tagen reserviert?“
„Ist dir aufgefallen?“ Heidi schmunzelte verschwörerisch.
„Klar, ich meine …“
„Pass auf, Philipp. Den Tisch habe ich natürlich im Voraus reserviert. Ebenso war mir klar – zumindest hatte ich es gehofft –, dass du genauso vorbereitet im Meeting erscheinst, wie du es getan hast. Dein Ruf eilt dir voraus und ich wollte unbedingt die Feldstudie mit deiner Agentur – oder exakt: mit dir haben.“
Erstmals an diesem Tag setzte Philipp eine verblüffte Miene auf. „Tatsächlich? Dich sollte man nicht unterschätzen.“
„Ganz sicher nicht“, entgegnete Heidi, während sie ein Bein auf dem Sofa anwinkelte, um sich draufzusetzen. Divenhaft legte sie ihren Kopf auf die Rückenlehne des Ledersofas, rieb sich mit der linken Hand den rechten Fuß und seufzte leise: „Ah, diese Schuhe. Da habt ihr Männer leichteres Spiel. Ich könnte jetzt stundenlang so sitzen bleiben. Diese Ruhe.“
„Dann lehn dich zurück und genieße. Apropos Ruhe. Etwas Musik?“ Ohne die Antwort von Heidi abzuwarten, griff Philipp nach der Fernbedienung auf dem Glastisch und drückte die Play-Taste. Sofort erfüllte angenehme Lounge-Musik den hohen Raum. „Auch noch einen Schluck Valdo?“
„Gern“, lächelte Heidi und reichte ihm das Glas.
Philipp lief an die Küchenbar und schenkte in jede der Sektschalen nach. Als er zur Couch zurückkehrte, winkte Heidi ihm mit der rechten Hand. „Stört es dich, wenn ich rauche?“
Erst jetzt sah Philipp die gedrehte Zigarette, die Heidi zwischen Zeige- und Mittelfinger hielt. „Keineswegs, ich hol dir einen Aschenbecher.“
Abermals verschwand Philipp hinter der Küchenzeile, kramte in einem der Schränke, bis er mit einem Kaffeebecher in der Hand zurück ans Sofa kam. „Mit nem Aschenbecher kann ich leider nicht dienen.“ Philipp verzog seine Lippen zu einem Schmunzeln. „Der müsste aber auch gehen.“ Er stellte den Becher auf den Glastisch.
Sichtlich mit Genuss zündete sich Heidi die Selbstgedrehte an und inhalierte den Rauch des ersten Zuges tief in ihre Lungen. Süßlicher Geruch nebelte sie ein. „Willst du auch ziehen?“, fragte sie und reichte Philipp den Glimmstängel entgegen.
„Ist das …?“
„Völlig harmlos“, beschwichtigte Heidi. „Nur ein wenig Gras. Vertreibt jeden nervigen Gedanken. Du hast noch nie, oder?“
„Ehrlich? Nein. Noch nie. Ab und an eine Gauloises.“
„Das kannst du nicht vergleichen“, meinte Heidi verständnisvoll. „Hat mit Rauchen an sich nichts zu tun. Ist wie … wenn du einen Schluck zu viel hast – gerade so, dass es angenehm ist. Sehr beruhigend. Also, ein Zug?“
Philipp langte nach dem Joint, betrachtete kurz die schwelende Glut und legte das andere Ende an seine Lippen. Erst zog er zaghaft, dann etwas beherzter. Das Eingeatmete breitete sich über die Luftröhre in seinen Lungenflügeln aus und reizte seine Atemwege. Ein Hüsteln war das Resultat, gefolgt von einer Träne, die aus dem linken Auge rann.
„Wau, da merkst du, dass ich noch nie …“, bemerkte Philipp sich räuspernd und gab den Joint dankend zurück.
„Du bist ja süß“, antwortete Heidi und zog genussvoll am Joint. „Merkst du schon, wie es wirkt?“, fragte sie neugierig, die Augen des Qualms wegen zu zwei kleinen Schlitzen zusammengekniffen.
„Hmm“, war die lapidare Antwort. Tatsächlich spürte Philipp, wie sich die Droge in seinem Körper ausbreitete. War es das Gras oder die Tatsache, etwas Verbotenes zu tun – egal, er fühlte, ja, er fühlte eine Erregung in sich aufsteigen. Sein Glied verhärtete sich, was ihn zwang, die Sitzposition zu verändern, da sein Penis ungünstig in der Unterhose eingezwickt war. Unbewusst zupfte er am Schritt, bis alles korrekt und angenehm saß.
Heidi hatte das nervös wirkende Manöver beobachtet und lachte: „Na, das ist ja wohl die beste Wirkung, die man sich erhoffen kann.“
Leichte Röte färbte Philipps Wangen, als er halblaut murmelte: „Ist das so, ja?“ Dann musste auch er lachen.
„Noch ein Zug – jetzt, da es wirkt?“ Heidi neckte ihn, während sie verführerisch mit dem Joint wedelte.
„Gib schon her, Blondie“, scherzte Philipp verspielt.
„Augenblick!“ Heidi setzte sich auf, kniete sich auf dem Sofa vor ihn, drehte den Glimmstängel in ihrem Finger und führte ihn zu Philipps Lippen. Zart umschloss er ihre Hand, während er einen tiefen Zug des Marihuanas einatmete. Dieses Mal unterdrückte er ein Husten. Just in dem Moment, da er den restlichen Rauch wieder auspustete, presste Heidi ganz sanft ihre Lippen auf die seinen und sog die ausgeblasene Wolke ein. Bevor Philipp reagieren konnte, lehnte sie sich wieder zurück.
„Angenehm, oder?“, fragte sie, wobei Philipp einen Hauch von Unsicherheit an ihr bemerkte.
„Ich würde lügen, wenn nicht“, gab er zur Antwort und lächelte sie unverhohlen an.
„Bist du schüchtern oder irritiere ich dich?“, fragte Heidi nun wieder selbstbewusster.
„Keineswegs“, flüsterte Philipp.
„Du gefällst mir, weißt du das – und ich wäre jetzt in der Stimmung …“ Sie verstummte für einen Moment. Dann spitzte sie die Lippen: „Auf mich hat das Zeug – und du natürlich – auch eine stimulierende Wirkung. Sehr sogar.“
„Tu dir keinen Zwang an“, war das Einzige, was Philipp in diesem Augenblick hervorbrachte.
Knisternde Erotik spannte sich wie ein unsichtbares Band zwischen ihnen. Was dann geschah, übertraf seine kühnsten Träume. Heidi nahm einen tiefen Zug, dann noch einen und behielt den Rauch eine gefühlte Ewigkeit in ihren Lungen. Gleichzeitig schob sie behände den roten Rock bis zur Hüfte, sodass Philipp den schmalen Streifen Stoff ihres Slips unter der hellen Strumpfhose ausmachen konnte. Ungeniert fasste sich Heidi mit der linken an das Nylon über ihrer Scham, streichelte sich sanft, während sie ein letztes Mal an dem zu einem Stumpen heruntergerauchten Joint sog.
„Ich bin feucht, Philipp“, hauchte sie und streckte ihm mit laszivem Blick die Haschisch-Zigarette hin. Behutsam nahm er den Joint und bugsierte ihn in die Kaffeetasse. Er wollte sich zu ihr beugen, ihr einen Kuss geben, doch sie wehrte ab. „Nein, erst mal zusehen. Ich liebe es, wenn ein Mann mich beobachtet. Exhibitionistisch, oder?“
Philipp starrte, war nicht in der Lage, ein Wort zu sprechen. Ohne Unterlass massierte Heidi ihren Venushügel. Dabei beobachtete sie Philipp, als wolle sie jeden seiner Blicke, jeden tiefen Atemzug ihres Gegenübers in sich aufnehmen, gleich dem Inhalieren der Droge. Während ihre Linke noch immer die Scham liebkoste, knöpfte sie mit der Rechten ihre Kostümjacke auf. Zum Vorschein kam ein weißer Spitzen-BH. Sie zog am Büstenhalter und entblößte eine ihrer Brüste. Ein kleiner Busen, wie Philipp auffiel. Die dunkle Brustwarze, deren Nippel erigiert hervorstach, zeichnete sich von der honigmilchigen Haut ab. Sichtlich erregt befeuchtete Heidi ihre Finger mit etwas Speichel, bevor sie den Nippel zwischen ihren Fingern zu kneten begann. Der im Verhältnis zum Vorhof mächtige Nippel versteifte sich zusehends. Philipp stierte auf ihre beige lackierten Fingernägel und tat einen tiefen Atemzug, als er den Nippel zur Größe eines Schnullers zwischen ihren Fingern anschwellen sah. Heidi stöhnte leise, lustvoll. Dann tastete sie nach dem Saum der Strumpfhose, zog daran und ließ die linke Hand unter ihr Höschen gleiten. Das Nylon der Strumpfhose glänzte, während sie weiter sanft masturbierte. Philipp hörte das leise Schmatzen der Feuchtigkeit, als ihre Hand sich anwinkelte und sie das Innere ihrer Vagina massierte. Sie begann heftiger zu atmen, schloss für Sekunden die Augen, um sie sofort wieder aufzureißen und Philipp anzustarren. Ihre Zungenspitze fuhr gedankenverloren über die Oberlippe, sie atmete stoßweise durch den Mund. Dann, als hätte sich ein Schalter umgelegt, hielt sie plötzlich inne, zog die Hand aus der Strumpfhose, beugte sich zu Philipp und steckte ihm den feucht glänzenden Zeigefinger in den Mund.
„Gefällt dir, was du siehst?“, hauchte sie.
Zur Antwort nahm Philipp ihre Hand und liebkoste sanft jeden Einzelnen ihrer Finger mit der Zunge. Heidi lächelte leidenschaftlich. Dann stand sie auf, streifte sich in einem Zug das Nylon samt Slip von den schlanken Beinen und nahm die gleiche zurückgelehnte Sitzposition wie zuvor ein. Jetzt konnte Philipp unverhüllt ihre Schamlippen sehen. Gleich ihrer immensen Nippel, spitzte eine verhältnismäßig große Klitoris am oberen Rand ihrer Vagina glänzend hervor.
Nun war der Bann endgültig gebrochen. Wie in Trance öffnete Philipp erst den Gürtel, dann den Reißverschluss seiner Hose. Ebenso erregt wie erleichtert zog er seinen Penis aus den weißen Shorts hervor. Dabei verloren beide nicht für eine Sekunde den Blickkontakt zueinander. Wortlos gaben sich beide in gegenseitigem Vertrauen der empfundenen Erotik hin. Für Philipp eröffnete sich zu diesem Zeitpunkt eine neue Dimension der Lust. Noch nie zuvor hatte er eine Frau kennengelernt, die derart ungeniert ihre sexuellen Wünsche vor ihm ausbreitete. Als wäre es das Normalste der Welt, stillten beide ihr sexuelles Verlangen, indem sie ihrer Selbstbefriedigung freien Lauf ließen. Nicht die gegenseitige Berührung des anderen steigerte in diesen Minuten ihr Verlangen, es war die visuelle Offenheit, die einer völligen Hingabe von Körper, Geist und Seele gleichkam.
Ein raues Stöhnen drang aus Philipps Kehle, als er über seine Eichel rieb, kurz innehielt und sich das Ejakulat über Hand und Hosensaum verteilte. Noch während er die Augen lustvoll zusammenpresste, spürte er das Zittern von Heidis Fuß an seiner Wade. Er öffnete die Lider und ließ seinen Blick von Heidis weit aufgerissenen Augen und Mund zu ihrem Schoß wandern. Wenige Augenblicke später verebbte das Zittern ihres Körpers, wich dem Erschlaffen all ihrer Muskeln.
Minuten der Stille vergingen, in denen sie entspannt dalagen, sich ansahen und wussten, dass sich ihrer etwas schier Unglaubliches bemächtigt hatte.
„Wow, das war …“
„Psst, Philipp, nicht reden. Es ist zu schön, als dass wir es mit Worten beschreiben sollten.“
Heidi stand auf, zog an Philipps Hose, die um seine muskulösen Oberschenkel gespannt war, und streifte sie samt Shorts ab. Dann half sie ihm, sein Hemd über den Kopf zu ziehen. Anschließend stellte sie sich vor ihn, zog sich die rote Jacke über die Schultern, knöpfte den unter ihre Brüste gezogenen BH auf und legte sich splitternackt neben Philipp. Sanft berührte ihre Zunge seine Lippen. Er roch ihren Atem, die samtige Wolke ihres Parfums und fühlte den feinen Schweiß in ihrem Nacken. Hemmungslos erkundete Heidis Zunge die seine. Sie biss ihn sanft ins Ohrläppchen, während seine Hände ihren Nacken streichelten. Als seine Zunge zärtlich in ihrer Ohrmuschel spielte, erbebte ihr ganzer Körper. Erst zaghaft, dann heftig, pressten sich ihre Lenden ihm entgegen. Ihr entging nicht, dass sich sein Penis abermals versteifte. Sie setzte sich auf, umschloss mit ihrer Hand sein Glied und führte es zwischen ihre angeschwollenen, feuchten Schamlippen. Philipp betrachtete sie von der schlanken Taille aufwärts. Ihre kleinen Brüste wiegten sich im Takt, indes er neuerlich von ihren erregt aufgestellten Nippeln fasziniert war. Er winkelte seine Arme an, stützte sich auf und sog an der linken Brustwarze. Seine Stöße, die sie rhythmisch in der Feuchte ihres Schoßes entgegennahm, wurden heftiger. Mit einem Stöhnen ließ er sich wieder zurücksinken, ergriff mit beiden Händen ihre Lenden, während sie den Rücken leidenschaftlich nach hinten bog. Jeder ihrer Muskeln und Nerven war auf ein Maximum angespannt. Sie umschloss seinen Penis mit ihrer Vagina wie eine feuchte Schleuse, die unkontrolliert im Inneren zu zucken begann. Sie spürte ihre Kontraktionen, jene Energie, die sich mit einem Mal heftig entlud. Hemmungslos stöhnend erschauderte ihr gesamter Unterleib, während sie das Pulsieren seines Gliedes fühlte, als er sich in ihr ergoss. Schwer atmend ließ sich Heidi auf ihn sinken.
„Das war wirklich, wirklich gut“, flüsterte sie und bekam eine Gänsehaut, als die zärtlichen Finger Philipps ihre Wirbelsäule auf und ab strichen.
„Gut? Ehrlich, du bist der Wahnsinn. Ich …“
„Psst.“ Sie legte zwei Finger auf seine Lippen und betrachtete erschöpft sein gerötetes Gesicht. Einige Minuten verbrachten sie in dieser Stellung, ohne ein Wort zu sagen.
„Ich habe Durst. Wenn ich jetzt nicht gleich etwas zu trinken bekomme, kannst du auf meinem Grabstein die Inschrift lesen: Beim besten Sex seines Lebens leider verdurstet.“ Philipp stützte sich auf. „Auch einen Schluck?“
„Hast du Wasser da?“, fragte Heidi, stand auf und ging nackt zur Küche. Philipp betrachtete sie von hinten. Für seinen Geschmack hatte sie die wahrhaft perfekte Figur. Man sah ihr durchaus an, dass sie keine zwanzig mehr war, doch die kleinen, birnenförmigen Pobacken waren prall und gingen in einen langen, schlanken Rücken über.
Tall slender angel, hätte sein Bruder Robert gesagt.
„Tall slender angel“, flüsterte er daher in ihr Ohr, als er hinter ihr am Barhocker stand.
Sie fasste nach hinten und klatschte ihm auf den nackten Hintern. „Ich verdurste, hast du schon vergessen?“
„Kommt sofort.“
Philipp ging in die offene Küche zum Kühlschrank, füllte zwei Gläser mit eiskaltem Mineralwasser und reichte Heidi eines davon. Gierig leerte sie es in einem Zug.
„Kann ich mal ins Badezimmer?“, fragte sie und blickte sich um.
„Hinten rechts, die zweite Tür vor dem Schlafzimmer“, erklärte Philipp und bedeutete ihr mit dem Zeigefinger den Weg. Er ging gerade um die Theke, als er den gedämpften Klingelton seines iPhones hörte.
Heidi, die schon auf dem Weg ins Bad war, drehte sich fragend zu ihm um. „Jetzt noch?“
Philipp zuckte die Schultern, huschte zum Sofa, wo unter all den Kleidungsstücken auch sein Sakko lag. Er zog das Handy aus der Innentasche und meldete sich: „Baker.“
Philipp lauschte, dann unterbrach er den Anrufer: „Augenblick, Robert.“ Er nahm das iPhone vom Ohr, schirmte die Sprechmuschel mit einer Hand ab und flüsterte der noch immer fragend dreinblickenden Heidi zu: „Mein Bruder.“
Heidi nickte, verschwand im Bad und Philipp widmete sich wieder dem Anrufer.
„Hi, Robert, wie geht’s?“
Konzentriert hörte Philipp seinem Bruder zu, ohne selbst ein Wort zu verlieren. Fünf Minuten später verabschiedete er sich mit den Worten: „Geht klar. Ich melde mich.“
Das Display seines Handys zeigte kurz nach vier Uhr morgens. Er ahnte, dass dieser Anruf sein Leben verändern würde.