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Scharfrichter und Henker

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Baine schickte seine beiden Begleiter alleine zu den Stallungen. Er selbst entschied sich um und schlug den direkten Weg zum ›Schlund‹ ein. Dort saß bereits der junge Vorarbeiter verängstigt hinter Gittern.

»Holt ihn raus und bindet ihn fest«, befahl Baine. »Und bringt mir die Geißel.«

Die Geißel war eine der Peitschen, die als grausamstes Foltergerät verwendet wurde. Aus ihrem Stiel mündeten mehrere Lederriemen mit dicken Knoten an deren Ende. So war sichergestellt, dass jeder Hieb auf dem Rücken eines Menschen tiefe Wunden hinterließ.

Zwei Wachen zerrten den jungen Vorarbeiter aus dem ›Schlund‹, rissen ihm das Hemd vom Oberkörper und banden ihn mit Seilen an ein neben dem ›Schlund‹ aufgestelltes Holzkreuz. Der junge Neger wehrte sich mit aller Kraft, war aber chancenlos und in kürzester Zeit fest am Kreuz gefesselt. Im Boden verankerte Eisenschellen fixierten seine Fußknöchel, sodass der zu Geißelnde breitbeinig am Kreuz hing.

Clexton stellte sich hinter den Zitternden, der irgendetwas Unverständliches murmelte. Es war für Clexton das erste Mal, dass er die Bestrafung eigenhändig vornahm – er war nun Scharfrichter und Henker in einem. Schlingernd hielt er die Peitsche in seiner Hand; dann holte Clexton aus und schlug die Riemen knallend auf den Rücken des Gekreuzigten nieder. Sein erster Schlag traf unsauber und die Riemen schnalzten zuerst am Ohr des Gefolterten, um schließlich seitlich den Rücken zu streifen. Doch verfehlten die Riemen nicht ihr Ziel, Schmerz zuzufügen. Das rechte Ohr des Mannes wurde zur Hälfte abgerissen und sofort sprudelte Blut dessen Hals hinab. Laut schrie der Gepeinigte auf, sein ganzer Körper spannte sich schmerzverzerrt, bis er zitternd erschlaffte.

Wieder holte Clexton aus und dieses Mal traf er mit voller Wucht entlang der Wirbelsäule. Die hohe Geschwindigkeit der Riemen durchschnitt die Luft und verursachte einen lauten Knall des Peitschenhiebes. Jeder einzelne Knoten der Riemen riss sich in die dunkle Haut des Rückens. Aus roten Striemen, die das rohe Fleisch sichtbar machten, quoll Blut. Wieder und wieder zischte die Peitsche auf das Opfer nieder. Heftig zuckte der Geschlagene unter seinen Schmerzen, bis er letztendlich das Bewusstsein verlor. Wie im Blutrausch griff Clexton zu einem Eimer Wasser. Er schüttete das kalte Nass über das Haupt seines Vorarbeiters, sodass sich eine Lache aus Wasser und Blut auf dem ausgetrockneten harten Boden bildete. Clexton zerrte dessen Kopf nach hinten, bis seine Lippen direkt am linken, gesunden Ohr des Negers waren.

»Wo sind die beiden?«, flüsterte er eindringlich und seine Worte züngelten sich in die Ohrmuschel wie eine Giftschlange.

Der Sklave hing geschunden und bluttriefend am Kreuz. Er hörte Baine nicht mehr. Sein ganzer Körper war ausgefüllt von den donnernden Worten, die sich erst vor wenigen Stunden in seinen Verstand eingebrannt hatten: »Uqando gejuna daque. Uqando gejuna daque.« Die Sturmflut dieses Mantras erlöste ihn und sein Herz hörte auf zu schlagen.

Schwarzer Kokon

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