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Ralf Illenberger „The Kiss” (2000)
ОглавлениеMit Martin Kolbe begab sich Ralf Illenberger schon in den 70ern auf die Suche nach einer gleichsam esoterischen Jazzdefinition, die im Wohlklang nach Erlösung suchte. Balsamisch blieb seine Musik bis heute – auch auf „The Kiss“, wo Büdi Siebert (sax, Bassklarinette), Zirque Bonner (b), Walter Keiser (dr) und Fitzhugh Jenkins (b) mit ihm auf Klangreisen gehen. Illenberger schafft mit perlenden Läufen schnell einen Schwebezustand und hält ihn 40 Minuten durch. Ein Stück fließt ins andere, es gibt weder Brüche noch schorfige Stellen. Er spielt Gitarre wie ein Harfenist, und sie hat jenen edlen Hall, der immer in Gefahr schwebt, sich zu verflüchtigen oder zur NDR-Pausenmusik zu verkommen. Diesem sanften Klammergriff zu entgehen, ist nicht leicht. Also reisten wir mit, und das tut sehr, sehr gut. Puristische Jazzer werden das Ganze allerdings naserümpfend als esoterisch abtun. Womit sie Illenberger nicht treffen werden.