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11. Stahlmöbel

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Juni 2017 ... Es ist Herbst und ich muss raus in die Natur. Mitten im Schlosspark in Bad Bentheim sitze ich auf äußerst bequemem Mobiliar im geformten Stahl direkt neben dem Ententeich. Im nicht unmodischen Dienstgrün lädt es Frieden suchende Touristen und harmoniebedürftige Einheimische ein. Ich habe mir nie Gedanken gemacht, wer diese Stahlmöbel herstellt und warum diese für Stunden wirklich bequem sind und gleichermaßen zu Entspannung und angeregter Unterhaltung einladen und verführen. „Unser Controller geht in Pension. Wäre es möglich, unsere Prozesse umfangreich zu optimieren? Der Junior ist noch auf Schulung.“ Der Hinweis auf ungehinderte Entfaltung ist ein Fest für jeden freigeistigen Berater. Eine erste Inspektion des Arbeitsplatzes nebst dicken Aktenordnern und umfangreichen EDV-Systemen offenbarte schnell die Frühverrentung. Ganze fünf elektronische Programme wurden hintereinander sowie auch parallelgeschaltet. Alles basierte streng auf einem intern sehr akzeptierten Warenwirtschaftssystem, das mit einer kleinen Buchhaltungssoftware mittels MS Excel gekoppelt, ein Konsolidierungsprogramm mit Zahlen beliefert. Das wunderschöne Berichtstool lieferte dafür wirklich eindrucksvolle und verständliche Präsentationsfolien. So wie die Zahlen im System verbucht, abgestimmt und konsolidiert waren, so erschienen sie intelligent aufbereitet auf dem Monitor der Geschäftsführung. Wer hat das schon? Trotzdem empfehle ich ein modernes Enterprise Ressource Planning System. Für die Auswahl würde ich sechs Monate empfehlen, damit alle Beteiligte eingebunden und zufrieden sind, sodass die Informationswege darauf angepasst werden können. So kompliziert die EDV, so komplex waren die kostenrechnerischen Anstrengungen und umso undurchsichtiger war die Kalkulation der Produkte. Ja hier hat jemand sein Studium der Betriebswirtschaft nicht wirklich angewandt. Wir reden von teuren Möbeln, die aus lackiertem oder aus verchromten Stahl bestehen. Eine Kalkulation aus Stahl + Arbeit => Gewinn war höchst verpönt und irritierte mit Einfachheit. Jahrzehntelange Fehler in den Arbeitsabläufen, der maschinenbaugetriebenen Personalpolitik und den Investitionsbemühungen wurden nur durch ein äußerst teures aber sehr bequemes Produkt aufgefangen. Schade, dass ich nur mit dem aufgeweckten Prokuristen sprechen konnte, ich hätte gern eine Aussage vom geschäftsführenden Gesellschafter, warum ein innovatives Produkt nur 1% Umsatzrendite erwirtschaftet. Der gute Berater bietet seine Meinung zur Optimierung eines Systems und seiner Einflüsse in zum Beispiel der Vertriebs-, Produktions- und Unternehmensplanung auch unter erschwerten Bedingungen an. Wer glaubt, die EDV mal kurz zu optimieren, wird sich schnell mit tieferliegenden Fragen der Firmenpolitik konfrontiert sehen. Eines ist mir noch aufgefallen, so vorzeigbar die Möbel auch waren, so unspektakulär zeigte sich das biedere Design. Es hatte natürlich seine eigene Schönheit, doch man musste schon zweimal hinsehen. Eigentlich recht traurig zu beobachten, warum dieses nie beachtet wurde, doch ich denke, dass der Fokus auf Haltbarkeit und Bequemlichkeit gesetzt wurde und Schönheit und Eleganz nur gestört hätte, oder es gab tatsächlich nur einen Designer, der richtig gute Arbeit abgeliefert hat, aber die Vorlesung über italienisches Design unbeachtet ließ. Bei dem recht hohen Preis kann auch mal ein durchtrainierter Student von der benachbarten Fachhochschule von der Kette gelassen werden. Die tiefgrünen Parkbänke im Schlosspark sind nicht wirklich schön. Sollte viel Geld in einer Firma für Unnützes und Überflüssiges anstatt für Elegantes und Beeindruckendes zweckentfremdet werden, könnte das langsame Wachstum hart am neutralen Ergebnis gut erklärt werden. Was machen eigentlich die Werbespots der Firma? Treffen definierte Muskeln auf komfortables Metall? Nein, warum nicht? Hier muss nachgebessert werden! Der Intellekt kommt auch durch den Einsatz von Haut und Stoff. Ehrlich gesagt, für einen 300 Euro Hocker will ich eine schöne in Versen Geschichte hören. Das Möbel muss aus Italien kommen oder wirklich gut beworben werden. Hat der Personalleiter zu der interessanten Thematik Vorschläge? Es ist schon traurig, wenn man (tatsächlich) Maschinenbauer ist und gutaussehende junge Knaben einstellt. Warum werden diese nicht werbewirksam dem Publikum vorgestellt? Warum findet das Gute immer nur intern Verwendung? Tut mir leid, aber das Thema ist auch ein Personalproblem, nur schwer erklärbar und tief in der Unternehmung verwurzelt.


95 ROZ E10

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