Читать книгу Lustvolle Qualen - Melanie Weber-Tilse - Страница 10

Joyce

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Nicht nur sie, sondern auch Sarah stieß einen erstickten Schrei aus. Das konnte doch nicht wahr sein, dass Patrick, dieser ekelhafte Typ, auch an diesem Strandabschnitt war.

Joyce raffte sich die Bluse vor der Brust zusammen und Sarah tat es ihr gleich. Sich diesem Kerl nackt zu zeigen widerstrebte beiden.

Doch bevor Patrick etwas sagen, geschweige denn näherkommen konnte, sprach ihn ein Mann an, der hinter den Felsen hervortrat. »Sie wissen schon, dass Sie sich auf Privatbesitz befinden, oder?«, dabei sah er aber nicht Patrick an, sondern ließ sie nicht aus den Augen. Der Mann kam ihr so bekannt und vertraut vor und sie überlegte, woher sie ihn kannte.

Als er den Blickkontakt unterbrach, um sich vor ihren Kollegen zu stellen, durchfuhr es sie wie ein Stromschlag. Dieser Mann war Sam. Der Sam, den sie von der Internetseite her kannte, mit dem sie heiße Nachrichten schrieb und dem sie so dringend hatte antworten wollen.

»Sam«, keuchte sie auf. Gleichzeitig mit ihr sprang Sarah auf und diese packte geistesgegenwärtig das Laken, um sie beide darin einzuhüllen.

Sam warf ihnen nur einen kurzen Blick über die Schulter zu, um sich dann wieder Patrick zu widmen. »Hören Sie schlecht? Sie befinden sich auf Privatgelände!«

Sogar Joyce konnte die Anspannung fast mit den Händen greifen. Sam stand unter Strom, und sie hoffte das erste Mal für den ätzenden Kollegen, dass er das auch merkte. Sie schaute an der Seite von Sam vorbei und konnte Patrick grinsen sehen.

Dieser schien sich der Gefahr nicht bewusst. »Ist das Ihr Besitz?«

Man sah bei Sam die Muskeln zucken, sah, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten. Es fehlte nicht viel und Patrick würde eine Abreibung erhalten.

»Nein«, vernahm sie das tiefe Knurren von Sam und Patrick lachte.

»Ach, du wolltest auch eine? Kein Thema sind ja zwei ...«

Die Faust traf Patrick direkt ins Gesicht und ließ ihn einige Schritte zurücktaumeln. Blut schoss aus seiner Nase und er fing an zu schreien. »Du verfickter Bastard …«

Ein zweites Mal ließ Sam seine Faust in dessen Gesicht krachen, was Patrick auf die Knie zwang.

»Halt deine Klappe, und verschwinde«, brachte Sam mit unterdrückter Wut hervor.

Patrick, der endlich erkannte, dass es besser war zu verschwinden, rappelte sich hoch, spuckte das Blut aus und wankte, als er davon schlich.

Joyce konnte den Blick nicht von Sams Rücken abwenden. Langsam drehte er sich zu ihnen herum und sie ließ ihren Blick in sein Gesicht gleiten. Stumm musterte er sie und genauso stumm schaute sie zurück. Ihm so unverhofft gegenüberzustehen, überforderte sie. Und doch löste sein intensiver Blick ein Kribbeln im Bauch aus. Das Bild, welches sie von ihm im Kopf hatte, fügte sich zu einem großen Ganzen zusammen.

Wie lange sie sich angestarrt hatten, wusste Joyce nicht, doch es konnten nur ein paar Sekunden gewesen sein.

»Das ist also Sam«, erklang Sarahs Stimme dicht neben ihr. Erst jetzt konnte sie sich mühsam von seinem Anblick losreißen, um festzustellen, dass Sarah Haut an Haut mit ihr stand und das Laken für sie beide festhielt.

Höchstwahrscheinlich hätte sie vor Sam nackt stehen können und es wäre ihr in dem Moment nicht aufgefallen. Wie gut, dass bei ihrer Freundin wenigstens noch die Gehirnzellen funktionierten.

»Ja, der bin ich«, erklang nun Sams Stimme um einiges näher, als eben noch.

Wie in Zeitlupe schaute sie nun in seine Richtung, nur um festzustellen, dass er direkt vor ihnen stand. Sein Blick ruhte auf ihr und sie versank in seinen dunklen Augen.

Das Kribbeln im Bauch wurde immer stärker und es kam ihr alles wie im Traum vor. Das Meeresrauschen war so dumpf und alles war wie in Watte gepackt. Auch der Ausruf, »Joyce«, war nur von weit her zu hören, dann wurde alles dunkel im sie herum.

Sie lag, es war dunkel und etwas Nasses befand sich auf ihrer Stirn. Aber am meisten fiel ihr die Stille auf. Keine Möwenschreie, kein Meeresrauschen, keine entfernten Stimmen, die der Wind zu ihr trug. Es war aber auch kein Wind zu spüren.

Vorsichtig öffnete sie die Augen, nur um direkt wieder in Sams dunkle zu blicken. Diesmal schauten diese sie sorgenvoll an.

»Alles in Ordnung, Joyce?«

Sie nickte leicht und ihr fiel auf, dass sie bis auf seinen Namen noch kein Wort gesprochen hatte.

Nachdem sie sich geräuspert hatte, schien ihre Stimme wieder sicherer zu sein. »Die Hitze und der Schlafmangel scheinen mich in die Knie gezwungen zu haben.« Wobei sie bei den Worten einen vorsichtigen Blick nach unten warf, um sich zu vergewissern, dass sie nicht nackt war. Das Laken, das vorhin noch Sarahs und ihren Körper geschützt hatte, war nun allein um ihren geschlungen.

»Das ist also Joyce«, erklang da eine belustigte Stimme von der Seite. Wenn das heute so weiterging, würde sie Nackenprobleme bekommen. Sie drehte ihren Kopf zu der Stimme und sah einen hochgewachsenen, schlaksigen Mann im Türrahmen stehen. Hinter ihm konnte sie Sarah erkennen. »Die Joyce, die den kleinen Marine hier um den Finger gewickelt hat.«

»Halt die Klappe, Pete.« Sam schickte ihm einen bösen Blick, aber man konnte genau erkennen, dass die beiden gute Freunde waren. Sarah schob sich an besagtem Pete vorbei ins Zimmer und kam mit einem Glas zu ihr.

Mittlerweile war es ihr peinlich, dass sie immer noch lag, während alle anderen um sie herum standen. Gut, bis auf Sam, der saß an ihrer Seite. Das machte die Situation auch nicht besser. Auch wenn sie sich erhofft hatte, nein sogar gewünscht hatte, irgendwann einmal mit diesem Mann in dieser Position zu landen, hatte sie sich ihr erstes Treffen nicht unbedingt so vorgestellt.

Schon gar nicht halb nackt mit einem Waschlappen auf der Stirn, und noch andere Personen mit im Zimmer.

Sarah wollte sich gerade herabbeugen, als Joyce hochfuhr. »Es geht mir gut, ich kann mich hinsetzen«, fauchte sie los. Das Zucken von Sams Augenbraue registrierte sie zwar, konnte es aber nicht einordnen. Er rutschte zur Seite, und gab ihr den Platz, um sich aufzusetzen.

Auch Sarah hielt die Klappe und reichte ihr nur das Wasser weiter. Joyce wusste, dass sie überreagierte, und doch konnte sie einfach nicht anders. Hinter ihrem PC hatte sie sich verstecken können und nur das geschriebene Wort hatte ihre Emotionen weitergegeben. Aber nun ihm im Angesicht gegenüberzusitzen überforderte sie komplett.

»Sam hat erzählt, dass du dich nicht mehr bei ihm gemeldet hast«, begann nun dieser Pete das Gespräch.

Sie hatte einen kleinen Schluck getrunken und hielt nun das Glas vorsichtig in den Händen. Es zitterte leicht, weil sie noch nicht ganz auf der Höhe war. Ihr Kreislauf spielte noch nicht ganz mit.

»Mein Handy ist im Putzeimer ertrunken und mein Laptop an Altersschwäche gestorben.«

Wieder sah sie das kleine feine Zucken von Sams Augenbraue. War er sauer? Machte er sich lustig? Sie konnte ihn noch überhaupt nicht einschätzen. Seine ausdruckslose Miene verriet auf jeden Fall nicht, was er dachte.

»Heutzutage kann man Laptop und Handy neu kaufen. Dafür gibt es Läden.« Pete grinste über seinen eigenen Scherz.

Sarah dagegen schnaubte und schlug sich sofort auf die Seite ihrer Freundin. »Ich weiß ja nicht was du verdienst, aber unser Gehalt ist mickrig, sodass man sich nicht mal eben beides sofort neu kaufen kann.« Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und Pete ging tatsächlich einen Schritt zurück.

»Woho, ganz ruhig. Ich wollte hier keinen angreifen.« Beschwichtigend hob er die Hände.

Sarah ließ sich nicht beirren. Jetzt war sie richtig in Fahrt und Joyce konnte dem Spektakel nur noch mit offenem Mund folgen. Diesmal allerdings konnte sie aus dem Augenwinkel erkennen, dass auch Sam Spaß an dem Schauspiel hatte und ein Lächeln seine Lippen zierte.

»Natürlich waren wir in einem Laden und haben ein neues Handy gekauft. Wobei der Verkäufer ein totales Arschloch war. Egal, Joyce hat schon längst ein Neues. Und bevor du gleich dämlich nachfragst, ihre SIM-Karte passt nicht, sie hat keine Micro-Karte.«

Pete hielt die Klappe, drehte sich herum und ging hinaus.

Sarah dagegen drehte sich wutentbrannt zu ihr und Sam um. »Rennt der immer mitten im Gespräch weg?«

»Nein, tue ich normalerweise nicht. Aber ich wollte etwas holen«, erklang da schon wieder Peters Stimme. Er hielt etwas in der Hand. »Eine Stanze. Damit kann man die SIM-Karte in die Micro-Form bekommen. Das hat eigentlich hier jeder Laden.«

«Arschloch«, entfuhr es Joyce. Sie war sowieso noch sauer auf den Verkäufer. »Und Montag knöpft der mir 20 Dollar für die neue Karte ab.«

»Wird er nicht. Ich komme mit«, schaltete sich jetzt Sam ein. »Pete, du hast doch sicher noch einen Laptop für Joyce übrig, oder?«

Als Peter nickte, schaute Sam ihr wieder in die Augen. »Und wir beide unterhalten uns jetzt.«


Lustvolle Qualen

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