Читать книгу Lustvolle Qualen - Melanie Weber-Tilse - Страница 9
Sam
ОглавлениеDer Abend war lang und feuchtfröhlich verklungen. Peter hatte, nachdem er von Sam die ganze Geschichte gehört hatte, nur grinsend mit dem Kopf geschüttelt und gemeint, »sieh einer an, unser kleiner Marine hat sich doch ernsthaft in der virtuellen Welt verknallt. Ich danke dir, oh großer Geist der Maschinen, dass du ihn auf den richtigen Pfad geführt hast!«, was ihm ein grimmiges Knurren und einen heftigen Stoß in die Rippen einbrachte.
Und so wurde aus einem Bier zwei, drei ... gegen ein Uhr wurde dann ein Revanchematch im Bierpong ausgetragen, als wären sie wieder die jungen und unbekümmerten Collegestudenten wie damals am 21.11.1999.
Da das Semester offiziell für beendet erklärt und Sam definitiv nicht mehr fahrtüchtig war, nahm er Peters Angebot an, das Wochenende bei ihm zu verbringen, und fiel dann gegen fünf Uhr mit viel zu viel Bier intus ins Gästebett.
Am nächsten Mittag quälte er sich aus dem Bett und wankte schlaftrunken Richtung Bad.
»Aspirin sind in der linken Schublade«, kam es hinter ihm aus dem Arbeitszimmer.
Wie konnte man am frühen Morgen schon so gut gelaunt sein? Der Kerl hatte doch mindestens genauso viel getrunken wie er selbst, scheiße, er wurde echt alt.
So stellte sich Sam erst mal eine halbe Stunde unter die heiße Dusche, um den Schlaf und den Kater zu vertreiben. Gut, zwei Aspirin halfen dabei auch deutlich, und nachdem er einen großen Becher Kaffee und eine Portion Rührei im Magen hatte, sah die Welt gleich wieder etwas farbenfroher aus als vorher.
Als er dann endlich bei Peter im Allerheiligsten saß, begann auf einem der Monitore in großen roten Lettern Alarm aufzuleuchten, was Peter zu ignorieren schien.
»Ähm, Pete?«, setzte Sam gerade an, als Peter gelangweilt abwinkte. »Sind nur zwei Girls, die es vorziehen, an meinem privaten Strand zu liegen und nicht auf dem überfüllten Öffentlichen, Sardine in der Büchse zu spielen. Die eine hab ich schon öfter hier gesehen. Und ich war fast versucht, sie mal durch die Datenbanken zu jagen, um zu erfahren, wer sie ist.«
Verständnislos schaute Sam seinen besten Freund an, der sich gar nicht die Mühe machte von seinem Monitor aufzustehen, sondern nur den Arm ausstreckte und auf einen der vielen Monitore deutete.
Als Sam seinen Blick in die angegebene Richtung wand, erblickte er in der hintersten Ecke eine komplett eingerichtete Überwachungsanlage. »Scheiße Pete, deshalb weißt du immer, dass ich das bin.«
Als Antwort erntete er nur schallendes Gelächter. ›Definitiv NSA oder sowas‹, ging es ihm durch den Kopf, und nachdem er seinem Freund einmal kräftig gegen den Oberarm geboxt hatte, ging er hinüber und schaute neugierig auf die Monitore.
Fast hätte er seine Tasse fallen lassen, doch schaffte er es noch, sie rechtzeitig auf dem Tisch abzustellen, ehe er sich fast die Nase am Monitor platt drückte, um das Gesicht genauer zu erkennen. »Das kann nicht sein ...«
»Was kann nicht sein?«, ertönte Peters Stimme nun neugierig hinter ihm.
Ohne seinem Freund zu antworten, wanderte sein Blick hektisch suchend über die Konsole der Überwachungsanlage. »Kann man hier irgendwie zoomen? Verdammt Peter, nu hilf mir doch mal, ich muss ihr Gesicht sehen!«
Irgendetwas in Sams Stimme ließ Peter aufhorchen und schon war er neben ihm, schob ihn sanft zur Seite, und betätigte ein paar Tasten. Das Bild wurde größer, die Gesichter wurden detailreicher.
Ohne Zweifel, es war Joyce ... seine Joyce ... die Frau, wegen der er sich seit nun mehr als 36 Stunden Sorgen machte. Sicher, er kannte nur ein paar Fotos von ihrem Profil, trotzdem bestand kein Zweifel, sie war es, ganz sicher.
Schon wollte er sich abwenden, um zu ihr zu eilen, als der Alarm wieder losging. Irritiert schaute er von dem Alarm zu Peter, welcher schon dabei war eine zweite Kamera einzustellen und diese auf einen Kerl zu richten, der sich darin versuchte unbemerkt über den Strand zu schleichen und möglichst unauffällig zu wirken.
Als er dann hinter einem großen Felsen hielt, und immer wieder verstohlen drumherum lugte, hatte Sam genug.
Kurz entschlossen schlüpfte er in seine Boots und war auf dem Weg nach draußen, nur um ein amüsiertes Lachen hinter sich zu vernehmen. »Immer noch der Ritter in edler Rüstung, der die Jungfrau in Nöten rettet?"
»Das ist Joyce!« Mehr brachte er als Antwort nicht heraus, ehe er auch schon aus der Tür hinaus war und den Strand hinunter lief.
Als er endlich den Felsen erreichte, hinter dem dieses Arschloch von Spanner sich versteckt hatte, hörte er eine männliche Stimme: »Ach, da sind ja meine Lieblingskolleginnen« und das erstickte Kreischen zweier erschreckter Ladys.
Kurz hielt Sam inne, um sich nicht gleich wie ein Berserker auf diesen Kerl zu stürzen und ihn krankenhausreif zu prügeln. Er atmete mehrmals tief durch, ehe er so gelassen wie möglich hinter dem Felsen hervortrat und mit fester, beherrschter Stimme sagte: »Sie wissen schon, dass Sie sich auf Privatbesitz befinden, oder?«
Dabei ließ er Joyce keine Sekunde aus den Augen, ehe er sich dem Kerl demonstrativ in den Weg stellte und ihn finster aus nun grauen Augen entgegen blickte.