Читать книгу Lustvolle Qualen - Melanie Weber-Tilse - Страница 8
Joyce
ОглавлениеWenn das so weiter ging, würde es keine Nacht mehr geben, in der sie Schlaf bekam. Nicht nur die Hitze machte sie mürbe, sondern immer mehr wurde sie ruhelos, weil sie sich nicht bei Sam melden konnte.
Während das kalte Wasser der Dusche über ihren Körper lief, dachte sie an die erste Begegnung. Aus Neugier hatte sie sich auf der Seite angemeldet. Eine Seite auf der sich Menschen, die nur auf Blümchensex standen, ganz gewiss nicht anmelden würden. Allerdings hatte sie selbst schnell gemerkt, dass ihr beim Sex etwas fehlte und war auf die Suche gegangen.
Sie war nicht unerfahren, aber keiner ihrer Bettpartner war in den Dingen erfahren, nach denen sie sich schon lange verzehrte. In ihrem kleinen Kaff hatte es sich nicht gelohnt, sich auf so einer Internetseite anzumelden, denn Joyce hatte natürlich vor, sich irgendwann auch mit dem Chatpartner zu treffen.
Erst hier in Sanderson hatte sich diese Möglichkeit aufgetan. Und dann war sie über Sam gestolpert. Er hatte ein Bild kommentiert, sie hatte darauf reagiert. Am Anfang war eine hitzige Diskussion entbrannt, und sie hatte ihn für total arrogant gehalten. Zuerst waren ganz andere Funken geflogen, aber dann war die Stimmung umgeschlagen. Seither schrieben sie sich Nachrichten, teilweise, wenn es ihre Zeit zuließ, gab es auch kurz Chats. Die überwiegende Kommunikation lief aber per E-Mail und er gab ihr immer mehr kleine Aufgaben, die sie zu erfüllen hatte.
Am Anfang hatte sie ihm auf die erste Aufgabe – auch wenn er es nicht sehen konnte – einen Vogel gezeigt. Und doch war sie ganz schnell darauf eingestiegen und es hatte ihr gefallen. Mehr als das, sie brauchte es, sie verzehrte sich danach. Und jetzt seit zwei Tagen keinen Kontakt zu haben machte sie wahnsinnig.
Jetzt ärgerte sie sich, dass sie ihm in letzter Zeit ausgewichen war, wenn es um ihre Telefonnummer ging.
Sie trat aus der Dusche und machte sich für die Arbeit fertig. Ihr neues Handy – was im Moment nicht zu gebrauchen war – steckte sie mit ein. Sie würde direkt nach der Arbeit in dem Laden vorbeischauen, um sich eine passende SIM-Karte zu besorgen.
Wie jeden Morgen fuhr auch heute wieder Jeremy den Bus und die Begrüßung fiel kurz, aber herzlich aus. Allerdings entging ihr sein besorgter Blick nicht. Heute Morgen hatte sie das erste Mal vor dem Spiegel gestanden und überlegt, ob sie die dunklen Augenringe wegschminken sollte.
Es war Freitag, und als diesmal die schnellen Schritte von Sarah zu hören waren, schaute Joyce ihr entgegen, und dann ungläubig zur Uhr. So früh war Sarah noch nie aufgetaucht. Als ihr Blick auf die große Tasche fiel, die Sarah mitschleppte, zog sie fragend die Augenbraue hoch.
Schwer atmend ließ sich ihre Freundin auf den Stuhl fallen und die Tasche plumpste zu Boden.
»Hui, wenn man früher aufsteht und zu Hause schon seinen Kaffee bekommt, dann startet es sich ja ganz anders in den Tag«, keuchte sie noch ganz außer Atem.
Joyce beugte sich ein Stück nach vorn und schaute sie misstrauisch an. »Wer bist du und was hast du mit meiner Freundin gemacht? Teufel, weiche von ihr!«
Sarah gluckste und schlug ihr gespielt auf die Finger. »Hör auf. So schlimm bin ich morgens doch nicht wirklich.«
Ein Blick von ihr reichte aus und Sarah brummte nur unwirsch, stand auf und holte sich ihren zweiten Kaffee aus der Küche. Als sie wieder bei ihr war, hatte sie ihre gute Laune zurück und redete munter weiter. »Heute werden wir nach der Arbeit ans Meer fahren. Wir sind jetzt schon so lange hier und zusammen waren wir noch nie dort. Ich habe alles eingepackt und du kannst dann auf dem Strandlaken liegen und deinem Sam schreiben.« Sie grinste breit, merkte aber ganz schnell, dass etwas nicht stimmte. Diesmal reichte es aus, dass Sarah sie nur fragend anschaute.
»Die SIM-Karte passt nicht«, seufzte Joyce.
»Oh, dann hast du ihm noch gar nicht schreiben können. Das ist blöd. Dann werden wir, bevor es an den Strand geht, dir im Laden eine Passende besorgen. Und nun arbeiten wir, vielleicht lässt uns Mr. Quinn früher weg.«
»Wenn du ihm schöne Augen machst, dann bestimmt«, nuschelte Joyce, was Sarah zum Glück nicht mehr mitbekam.
Mr. Quinn hatte sie tatsächlich früher gehen lassen und so konnten sie nicht nur in die Mittagspause gehen, sondern direkt Feierabend machen. Das Lächeln von Sarah hatte Quinns Gegenwehr sofort schmelzen lassen.
Mit einem kleinen Salat in der Hand, mehr bekam man bei der Hitze nicht runter, schlenderten sie die Innenstadt entlang, um den Abstecher zum Elektronikladen zu machen.
Der Verkäufer erkannte sie sofort wieder und sein Gesicht verzog sich entsprechend abwertend. Dennoch grüßte er sie professionell. »Guten Tag, was kann ich für Sie tun?«
»Ich habe gestern ein neues Handy bei Ihnen gekauft«, begann Joyce.
»Ja, ich erinnere mich«, gab er spitz zurück.
»Die SIM-Karte passt nicht. Ich brauche eine Micro-Karte.«
»Das hätten Sie aber gestern direkt sagen müssen. Dann hätten wir die für heute bestellen können. So müssen Sie bis Montag warten. Am Wochenende bekommen wir diese leider nicht geliefert.«
Auch wenn er versuchte, weiter sein professionelles Verkäufergesicht zu behalten, merkte Joyce, dass er total entnervt von ihr war. Sie hatte ihn gestern um eine schöne Provision gebracht.
Aber auch sie wurde jetzt langsam sauer. »Man wird doch wohl mit Express ordern können, sodass die Karte morgen schon da ist«, erwiderte sie daher ungehalten.
»Nein Miss, tut mir leid. Über das Wochenende ist da nichts zu machen. Montagvormittag ist der früheste Termin. Soll ich sie nun bestellen?«
»Natürlich, sonst wäre ich wohl nicht hier«, fauchte sie nun und Sarah legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm.
Montag würde sie nun ihre Karte erhalten. Noch einmal drei Tage mehr, die sie nicht schreiben konnte.
Im Bus, der sie zum Strand brachte, klatschte sich Sarah an die Stirn. »Ach Mensch, da hätte ich doch gleich drauf kommen können. Du kannst nachher mein Handy benutzen. Allerdings geht es nur mit meiner Karte, denn auch ich habe einen Micro-Slot.«
»Danke Sarah! So kann ich ihm wenigstens mitteilen, dass ich mich erst Montag wieder richtig bei ihm melden kann.«
Am Strand zerrte Sarah sie immer weiter hinter sich her.
»Wo willst du denn hin?«, fragte Joyce neugierig nach.
»Ganz da hinten gibt es ein Stück Privatstrand. Dort sind wir ungestört.«
»Wir dürfen doch gar nicht da drauf. Deswegen heißt es doch privat, Sarah!«
»Der Typ, der da wohnt, ist dafür bekannt, dass er nie aus dem Haus geht. Irgend so ein Computerfuzzi. Tolles Haus, tolle Lage, aber nutzt es nicht aus, der Depp.« Sie lachte ausgelassen und Joyce musste wieder einmal über ihre Freundin den Kopf schütteln. Kein Risiko wurde gescheut.
Das Strandhaus lag wirklich sehr einsam und Joyce musste zugeben, dass sie den Typen beneidete, der hier wohnte.
»Los komm, da vorne bei den Felsen sieht uns keiner.« Trotz Tasche war Sarah nicht auszubremsen und Joyce kam im engen Rock kaum hinterher. Definitiv eignete sich das Arbeitsoutfit nicht für den Strand. Die Schuhe hatte sie schon lange ausgezogen und ihre Füße versanken im weichen Sand.
Endlich hatte Sarah die geeignete Stelle für sie beide gefunden und kramte das Strandtuch aus der Tasche. Außer Atem ließen sich beide darauf fallen.
»Ich muss aus den Sachen raus, das ist alles zu eng. Gibst du mir mal die Badesachen rüber?« Joyce fing an, sich die Bluse aufzuknöpfen.
»Welche Badesachen?«
Sie hielt inne und sah Sarah geschockt an. »Du hast keine mit??«
»Nope, hier sieht uns doch keiner«, grinste diese. »Ach komm, jetzt stell dich nicht so an. Wir kennen uns nackt und sonst ist hier doch niemand!«
»Du hast echt einen Knall.« Joyce schüttelte den Kopf, schälte sich dann aber doch aus ihren Klamotten. Auch BH und Slip folgten, dann lagen beide Frauen nackt auf dem Bauch und Sarah holte das Handy heraus.
Sie rief den Browser auf und tippte die Adresse sein, als ein Schatten über sie fiel. »Ach, da sind ja meine Lieblingskolleginnen.«