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Monat August, am III. Tag vor den Nonen des August

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Der Tag des Getreideerntefestes begann mit einem gewaltigen Wolkenbruch. Trübsinnig blickten die Frauen nach draußen. Sturzbäche ergossen sich vom schilfgedeckten Dach des Langhauses auf den gekiesten Vorplatz. Selbst die Hühner setzten keinen Fuß vor die Tür. Die schauerartigen Regenfälle hielten an, so dass Caius schließlich nicht mehr länger warten konnte. Er zog den Mantel seiner Uniform so weit wie möglich zu, setzte den Helm auf, küsste Frau und Tochter und stapfte in den Regen hinaus. Er versprach dem Beneficiarius Pudens, sich bis zu seiner Rückkehr Gedanken zu machen und versammelte dann den Trupp der Gardereiter, um nach Cambodunum zurückzureiten.

Sie waren bis zum Nordende des Wirminasees gekommen, als sie auf einen bewusstlosen Mann stießen, der im Graben neben der Straße lag. Caius ließ anhalten und befahl zwei seiner Equites, auszuschwärmen, um nach Zeugen oder den vermutlichen Tätern zu suchen. Der Mann lag auf dem Bauch. Auf seinem kahlen Hinterkopf prangte eine blutunterlaufene Beule. Der Centurio sprang aus dem Sattel und drehte den Bewusstlosen um. Er erblickte einen alten Mann mit drahtiger Figur. Sein Kapuzenmantel war hochgerutscht, die braune Tunika darunter nass und verdreckt. Als Caius ihn aus dem Graben zog und mit ein paar vorsichtigen Klapsen zu Bewusstsein bringen wollte, kam einer der beiden Soldaten bereits von seiner Erkundung zurück.

„Centurio, sie können nicht weit sein! Ich habe einige Fußspuren im sumpfigen Gelände gefunden. Nur wenige Schritte von hier hat hinter den Bäumen offenbar ein Komplize gewartet, bereit die gestohlene Ware abzutransportieren. Wir könnten sie kriegen!“

Caius nickte und schickte zwei weitere Männer mit ihm, so dass er mit den vier Verbliebenen bei dem Verletzten warten konnte.

Der Frumentarius Fabatus reichte dem Centurio seine Feldflasche mit Wasser. Der leerte einen Teil davon über dem Gesicht des Alten aus. Das zeigte Wirkung. Er hustete, blinzelte und riss dann abwehrend die Hände vor das Gesicht.

„Nein, nein, tut mir nichts! Ich habe nichts! Ich bin ein armer Schuster, auf dem Weg zum Erntefest. Ich habe nicht viel! Nehmt, was ich habe, aber lasst mich leben!“

Caius beruhigte den Mann. Nach einigen Anläufen brachte der Alte seine Erlebnisse hervor. Er war auf dem Weg zum Erntefest in Bratananium gewesen. Dort wollte er auf dem gleichzeitig stattfindenden Markt Leder kaufen und seine Ware anbieten. Plötzlich war ein Mann mit gezücktem Dolch direkt vor ihm auf die Straße gesprungen, und im nächsten Moment war ihm schwarz vor Augen geworden. Ein Blick in seine Rucksacktrage verriet, dass die Räuber das Geld gefunden hatten. Auch sein kleines Messer hatten sie entwendet.

Caius schickte Fabatus nach Bratananium zurück, um den Beneficiarius zu holen. Er wies ihn zudem an, für den Alten ein Handpferd mitzubringen, damit er nach Hause reiten konnte. Dann versicherte er dem Überfallenen, dass man ihn sicher geleiten würde.

Nur kurz nachdem Fabatus nach Bratananium zurückgaloppiert war, kam einer der Equites von der Verfolgertruppe auf sie zugeritten. Atemlos hielt er sein Pferd an.

„Sie sind über den See entkommen, Centurio! Am Ufer haben sie den Wagen zurückgelassen und sind mit einem Boot davon gerudert. Wir konnten ihnen nicht folgen. Es waren vier Mann, Centurio!“

Caius bedankte sich und gab den Befehl, die Verfolgung abzubrechen. Der Regen hatte inzwischen ein wenig nachgelassen, und das Wasser bildete in den Spurrillen der gekiesten Straße kleine Pfützen.

Der Centurio gab den Abmarschbefehl, spornte sein Pferd an und führte seine Equites im Eiltempo nach Cambodunum. Eines stand fest: das Problem mit den Räubern war dringlicher als er gedacht hatte.

***

Da die Regenschauer erst nach Mittag aufhörten, und der Festplatz total durchnässt war, beschloss der Stammesrat von Bratananium, das Getreideerntefest auf den kommenden Tag zu verschieben. Nach dem Essen setzten sich die Frauen zusammen; sie bastelten Strohpuppen und Ährenkränze für das Erntefest. Pertha fragte ihre Enkelin, ob sie in ein paar Tagen mit ihr eine Schwangere besuchen wolle, die in Kürze gebären würde.

Alpina nickte eifrig. „Warum gehst du zu ihr? Wirst du denn nicht gewöhnlich von den Männern oder Verwandten geholt, wenn es losgeht?“

„Die Frau hat schon zwei gesunde Kinder, aber die letzten beiden Schwangerschaften endeten vorzeitig mit einer Fehlgeburt. Deshalb besuche ich sie seit einiger Zeit in regelmäßigen Abständen, um zu überprüfen, ob es dem Kind gut geht. Diesmal scheint es zu klappen. Der errechnete Termin steht unmittelbar bevor.“

Das Mädchen freute sich. „Könnte es sein, dass wir gleich da bleiben?“

Die Großmutter nickte. „Wir verbinden die Pflicht mit dem Angenehmen und besuchen Ritali und Knuse Vispekhanu, Freunde von Großvater und mir.“

Elvas horchte auf. „Ihr besucht Ritali und Knuse? Wie geht es ihnen denn? Hören sie ab und zu von ihrem Sohn Pithie?“

Pertha schmunzelte. „Den beiden geht es gut. Sie ziehen seit einigen Jahren ihren Enkel Remi auf. Pithie ist ja, wie du weißt, bei einer römischen Hilftruppe. Er ist jetzt die meiste Zeit in Nordafrika: Iudaea, Syria, Aegyptus. Sein Sohn ist bei den Großeltern besser aufgehoben. Er ist jetzt etwa siebzehn.“

Elvas blickte traurig in die Ferne. „Sieht er seinem Vater ähnlich?“

„Ja, er sieht Pithie sehr ähnlich. Wobei ich die Mutter nicht kennen gelernt habe. Ritali und Knuse erzählten, dass sie noch jung gestorben sei, weshalb Pithie wohl auch beschloss, das Kind bei seinen Eltern zu lassen. Inzwischen soll er noch eine Tochter haben. Aber die haben Ritali und Knuse noch ebenso wenig gesehen wie die Frau dazu. Sie leben bei ihm in Nordafrika.“

Pertha sah ihre Tochter lange an, dann wandte sie sich an Alpina: „Du wirst Remi und seine Großeltern morgen beim Fest kennen lernen. Sie sind sehr nett!“

Die Frauen vertieften sich erneut in ihre Arbeit. Bald hatten sie genug Strohpuppen und Ährenkränze gebastelt.

Raetia

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