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Monat August, an den Kalenden des August

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Caius hatte das Kommando über die Gardereiter seinem Optio, Cornutus Marcellinus übergeben, damit er mit einem kleinen Trupp Reitersoldaten seine Familie nach Bratananium begleiten konnte. In den vergangenen Monaten hatte es häufiger Überfälle auf Händler und Reisende auf der Straße zwischen Augusta Vindelicum und Bratananium gegeben. Die Beneficiarii der Stadtverwaltung hatten genug mit der Ruhe und Ordnung in der Hauptstadt zu tun, und die Stationes der Beneficiarii entlang der Straße waren meist nur mit einem Mann besetzt, so dass sie die Verfolgung der Räuber kaum aufnehmen konnten. Das galt auch für die Statio an der Wirmina, deren Streckenabschnitte so lang waren, dass es dem wachhabenden Beneficiarius kaum möglich war, alles zu überwachen. Caius hatte sich vorgenommen, das Problem anzugehen, wenn er von der Inspektionsreise mit dem Statthalter zurück war. Rufus hatte bereits sein Einverständnis signalisiert. Der Statthalter befand sich momentan in Cambodunum bei einer Versammlung raetischer und vindelischer Stämme. Die unterworfenen Völker hatten Anspruch auf diese Zusammenkunft mit dem Vertreter Roms, die auf dem dafür eigens angelegten Platz im Stadtzentrum von Cambodunum abgehalten wurde. Caius Velius Rufus, der Vertreter Roms, musste sich die Sorgen und Nöte der Peregrinen anhören, Streit schlichten und Recht sprechen.

Die Reise mit Elvas und Alpina war für den Centurio eine willkommene Abwechslung. Nur mit Mühe hatte Caius seine Frau dazu überreden können, erneut in den Reisewagen zu steigen. Ein Jahr zuvor hatte sie einen schweren Unfall mit dem Wagen gehabt. Am Nachmittag erreichten sie die Mutatio, die ihnen von den Ereignissen damals noch in schlimmer Erinnerung war. Aus der Werkstatt kam der Wagenbauer Marcus Essibnus. Er strahlte.

„Ave, Centurio Achilleus! Schön Euch und Eure Familie wieder zu sehen!“

„Salve, Essibnus! Ich hoffe, es geht dir gut. Wärst du so freundlich, die Aufhängungen an unserer Raeda zu überprüfen? Meine Frau ist beunruhigt, und ich möchte sicher sein, dass meine Familie gesund ankommt.“

Essibnus lächelte verschmitzt. „Na klar, Centurio! Ich mache mich gleich an die Arbeit!“

Ein Pferdeknecht kam aus dem Stall und half die Zugtiere auszuschirren. Schließlich erschien auch der neue Pächter des Rasthauses. Er war ein älterer Mann mit stark verkrümmter Wirbelsäule und einem wilden roten Bart. Freundlich grüßte er den Centurio und seine Familie. „Mein Name ist Titus Pontius Honoratus. Ich habe in der Legio XII Fulminata gedient. Zunächst in Britannia und dann in der Provincia Lugdunensis. Nun bin ich Veteran.“

Caius nickte freundlich. „Ich habe dafür gesorgt, dass diese Mutatio neu besetzt wird. Die Zustände waren untragbar!“

Der neue Stationarius lächelte verständnisvoll. „Darf sich meine Frau um Eure Familie kümmern?“

Auch Caius folgte den Frauen. Als er an der Kammer vorbeikam, in der seine Frau so schwer verletzt gelegen hatte, zogen die Bilder der verhängnisvollen Fahrt erneut vor seinem inneren Auge vorbei. Was mussten erst Elvas und Alpina empfinden?

Nachdem alle untergebracht waren, setzte sich Caius mit dem Stationarius und Essibnus auf eine Cervisia und eine Mahlzeit zusammen. Er befragte beide nach ihren Kenntnissen bezüglich der Überfälle auf der Straße. Die Männer wirkten ernstlich besorgt. In den vergangenen sechs Monaten waren drei Reisende erschlagen und mehr als zehn beraubt worden. Sicher gab es eine hohe Dunkelziffer, denn nicht jeder meldete Überfälle oder Diebstähle bei den zuständigen Beneficiarii. Oft hatten es die Räuber nur auf Geld, Schmuck und Waffen abgesehen, aber nicht selten stahlen sie auch Pferde oder ganze Wagenladungen. Essibnus vermutete, dass es eine organisierte Bande war, die geplante Raubzüge veranstaltete. Der Beneficiarius, der die Statio in Bratananium seit Januar geleitet hatte, war heillos überfordert gewesen. Ein paar Mal hatte er bei Caius einige Soldaten angefordert, um einem der Raubüberfälle nachzugehen. Diese Aktionen waren allerdings ohne Erfolg geblieben.

Als Caius versprach, sich bald möglichst um die Angelegenheit zu kümmern, konnte er das zuversichtliche Gesicht des Wagenbauers erkennen. Er fragte also nach bevorzugten Stellen für die Überfälle und nach der Anzahl der Männer, die an den Überfällen beteiligt gewesen waren. Sie mussten ein Quartier in der Umgebung haben, wo sie ihre Beute unterbrachten und sich für die Aktionen besprachen. Doch die Wälder Raetias waren dicht und dehnten sich über weite Strecken. Es war unmöglich, alle gezielt zu durchsuchen. Sie waren auf zufällige Berichte von Anwohnern oder Reisenden angewiesen. Der Centurio nahm sich vor, den neuen Beneficiarius in Bratananium nach den Protokollen der Überfälle zu fragen, die sein Vorgänger und eventuell auch er selbst schon untersucht hatten.

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