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„Einen günstigeren Boden [als die Poesie] gewährte ihm die Prosa und er hat denn auch die ganze ihm eigene Vielseitigkeit und Energie daran gesetzt, eine prosaische Litteratur in der Muttersprache zu erschaffen.“5 Wie Theodor Mommsen erkennt auch Eduard Norden,6 dass Cato nicht nur Gegner, sondern auch Schüler der Griechen ist; eine moralische Aussage Ciceros stilpsychologisch einengend, versteht er Catos Sprache als Ausdruck seiner Persönlichkeit.7 Bei der Gegenüberstellung mit dem „viel entwickelteren“ Stil des Geschichtswerks8 nennt Norden die Diktion der Lehrschrift über den Ackerbau noch „ganz roh“; darüber hinaus sollte man freilich innerhalb von De agricultura nochmals zwischen dem Stil des Prooemiums und dem der eigentlichen Belehrungen differenzieren.

Die sorgfältigere Stilisierung der Praefatio, ihre „beabsichtigte Wortfülle und in Wiederholungen und Gegensätzen etwas wie Redefigur“ hat Friedrich Leo9 erkannt. Dass überdies die ganze Vorrede sich nach Art der altitalischen Sakralsprache in korrespondierende Teile gliedert, bemerkte A. Kappelmacher10, während A. D. Leeman in unserem Text die Prinzipien griechischer Rhetorik suchte,11 vor allem ausgehend von den Begriffen des periculum und des honestum.12 Diese beiden Gesichtspunkte werden in Catos Vorrede in der Reihenfolge abba behandelt. Der hier auch schon von Karl Büchner13 beobachtete chiastische Aufbau lag nach Leeman antikem Empfinden näher als die uns natürlicher erscheinende Gliederung abab, in der der Gedankengang zweimal ansetzt. Die Ringform kann also, wie auch Leeman zugibt, nicht für den Einfluss griechischer Rhetorik geltend gemacht werden. Es wäre ergänzend zu präzisieren, dass diese Form, wenn sie vielleicht auch nicht unbedingt als normal-antik zu betrachten ist, eindeutig einen archaischen Bautypus darstellt.14 Für Leeman ist das Thema der Praefatio gemäß den des genus deliberativum entwickelt. Cato stellt die utilitas des Landbaus in den Vordergrund, seine Freiheit von periculum und seinen Wert als honestum. Das Vorwort der Lehrschrift wäre eine suasio en miniature, eine Ermahnung, sich mit dem Ackerbau, der traditionellen Tätigkeit des Römers, zu befassen.

Manfred Fuhrmann meldet Bedenken gegen Anwendung hellenistischer Kategorien auf Catos Vorwort an.15 T. Janson16 jedoch stimmt Leeman zu. Cato kann zwar hellenistische Rhetorik gekannt haben;17 die erwähnten Gesichtspunkte drängen sich aber von der Sache her geradezu auf; dieser zutiefst sachbedingte Charakter der catonischen Äußerungen macht es dem Philologen schwer, hier Natur und Kunst zu unterscheiden. Nach Friedrich Klingner weist schon Catos Ausgehen von verschiedenen Formen, den Lebensunterhalt zu verdienen (Ackerbau, Handel, Geldgeschäfte) auf griechischen Einfluss.18 Eines jedenfalls ist festzuhalten: Die Gestalt der Praefatio ist von hellenistischer Rhetorik nicht eigentlich bestimmt, sondern ihre Ringform ist archaisch. Das Archaische zeigt sich auch im Sprachlichen:19 Parataxe,20 Abundanz, Häufung von Synonymen,21 Wortwiederholungen,22 Alliterationen.23

Janson24 versucht, der Mehrsträngigkeit des Vorwortes gerecht zu werden, indem er zwischen dem ethischen und dem ökonomischen Argument unterscheidet. Zu dem ethischen Argument will es nach Janson nicht recht passen, dass Cato mit hellenistischer Plantagenwirtschaft25 rechnet, wobei der in der Stadt lebende Grundeigentümer den moralischen Einfluss der Landarbeit kaum mehr am eigenen Leibe erfährt.26 Während die sittlichen Argumente Bedingungen voraussetzten, die nicht mehr vorhanden waren, dürften die ökonomischen Argumente, die eine vorteilhafte Form der Investition empfahlen, Catos Standesgenossen ernsthaft interessiert haben. So gelangt Janson zu einem Ergebnis, das mehr das „hellenistische“ Cato-Bild Dietmar Kienasts27 bestätigt als dasjenige F. Klingners,28 wenn Janson auch versucht, beiden Betrachtungsweisen gerecht zu werden.29 Freilich berührt Jansons Argumentation mehr den Inhalt der Praefatio als ihre Form. Eine erneute Untersuchung der stilistischen Gestalt dieser bedeutsamen Vorrede erscheint daher gerechtfertigt.

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