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2. Rede im Senat für die Rhodier (167 v. Chr.)

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(163) Scio solere plerisque hominibus rebus secundis atque prolixis atque prosperis animum excellere, atque superbiam atque ferociam augescere atque crescere. Quo mihi nunc magnae curae est, quod haec res tam secunde processit, ne quid in consulendo advorsi eveniat, quod nostras secundas res confutet, neve haec laetitia nimis luxuriose eveniat. Advorsae res edomant et docent, quid opus siet facto, secundae res laetitia transvorsum trudere solent a recte consulendo atque intellegendo. Quo maiore opere dico suadeoque, uti haec res aliquot dies proferatur, dum ex tanto gaudio in potestatem nostram redeamus.

(164) Atque ego quidem arbitror Rodienses noluisse nos ita depugnare, uti depugnatum est, neque regem Persen vinci. Sed non Rodienses modo id noluere, sed multos populos atque multas nationes idem noluisse arbitror. Atque haut scio an partim eorum fuerint qui non nostrae contumeliae causa id noluerint evenire: sed enim id metuere, si nemo esset homo quem vereremur, quidquid luberet faceremus, ne sub solo imperio nostro in servitute nostra essent. Libertatis suae causa in ea sententia fuisse arbitror. Atque Rodienses tamen Persen publice numquam adiuvere. Cogitate, quanto nos inter nos privatim cautius facimus, nam unusquisque nostrum, si quis advorsus rem suam quid fieri arbitrantur, summa vi contra nititur, ne advorsus eam fiat; quod illi tamen perpessi.

(165) Ea nunc derepente tanta beneficia ultro citroque, tantam amicitiam relinquemus? Quod illos dicimus voluisse facere, id nos priores facere occupabimus?

(166) Qui acerrime advorsus eos dicit, ita dicit: hostes voluisse fieri, ecquis est tandem, qui vestrorum, quod ad sese attineat, aequum censeat poenas dare ob eam rem, quod arguatur male facere voluisse? Nemo, opinor; nam ego, quod ad me attinet, nolim.

(167) Quid nunc? Ecqua tandem lex est tam acerba, quae dicat: si quis illud facere voluerit, mille minus dimidium familiae multa esto; si quis plus quingenta iugera habere voluerit, tanta poena esto; si quis maiorem pecuum numerum habere voluerit, tantum damnas esto? Atque nos omnia plura habere volumus, et id nobis impoene est.

(168) Sed si honorem non aequum est haberi ob eam rem, quod bene facere voluisse quis dicit, neque fecit tamen, Rodiensibus oberit, quod non male fecerunt, sed quia voluisse dicuntur facere?

(169) Rodiensis superbos esse aiunt id obiectantes quod mihi et liberis meis minime dici velim. Sint sane superbi: quid id ad nos attinet? Idne irascimini, si quis superbior est quam nos? 36

163. Ich weiß, dass die meisten Menschen in günstigen und behaglichen und glücklichen Verhältnissen sich überheben und dass Hochmut und Trotz wachsen und gedeihen.37 Darum liegt mir, da diese Unternehmung so glücklich vonstatten ging, jetzt sehr viel daran, dass in der Beratung nichts Schädliches herauskomme, was unser Glück zuschanden macht, und dass diese Freude nicht allzu üppig wuchere. Widrige Umstände machen zahm und lehren, was zu tun sei, günstige Umstände drängen durch die Freude den Menschen oft quer ab von der rechten Überlegung und Einsicht. Umso dringlicher beantrage38 und rate ich, diese Angelegenheit um einige Tage zu verschieben, bis wir nach solchem Freudentaumel uns selbst wieder in die Gewalt bekommen.

(Auf dieses erste Fragment folgte möglicherweise der Gedanke, dass die Erhaltung des Friedens mit Rhodos für Rom nützlich sei, zumal ein Krieg zu kostspielig und zeitraubend wäre.)

164. Wenigstens nach meiner Ansicht haben die Rhodier nicht gewollt, dass wir den Krieg so zu Ende führen, wie er zu Ende geführt worden ist, auch nicht, dass der König Perseus besiegt würde. Aber nicht nur die Rhodier haben das nicht gewollt, sondern viele Völker und viele Stämme haben das Gleiche nicht gewollt, glaube ich. Ja, vielleicht sind manche unter ihnen gewesen, die, nicht etwa um uns zu kränken, diesen Ausgang nicht gewollt haben. Vielmehr haben sie befürchtet (wenn keiner39 wäre, vor dem wir uns scheuen müssten, täten wir, was uns beliebt): wenn wir allein über sie herrschten, wären sie unsere Knechte. Um ihrer Freiheit willen haben sie diesen Standpunkt eingenommen, glaube ich. Und dennoch haben die Rhodier den Perseus niemals von Staats wegen unterstützt. Bedenkt: Wieviel vorsichtiger handeln wir untereinander im Privatleben! Stemmt sich doch jeder von uns, wenn er glaubt, es werde etwas gegen sein Interesse getan, mit aller Macht dagegen, dass etwas diesem zuwider geschehe. Das aber haben sie sich trotzdem gefallen lassen. (Obwohl es nicht in ihrem Interesse lag, haben die Rhodier aus Treue nichts gegen Rom unternommen. Vierzig Jahre ungetrübter Freundschaft sollen jetzt nicht durch einen leichtsinnigen Krieg ausgelöscht werden:)

165. Solch große gegenseitige Wohltaten, solch enge Freundschaft – werden wir sie jetzt plötzlich hinter uns lassen? Wovon wir sagen, dass die Rhodier es tun wollten – werden wir das als erste wirklich tun? (Den Grundgedanken der Stelle entwickelt D. Kienast im Sinne der balance of power: Karthago war wirklich ein gefährlicher Gegner Roms. Und doch hat sich Scipio für seine Erhaltung eingesetzt, um die Römer nicht allzu hochmütig werden zu lassen und für ihre Tüchtigkeit einen Wetzstein zu bewahren. Aus der Paraphrase bei Appian, Pun. 65 (Cato Fragment 170 Malcovati) geht hervor, dass Cato dieses Argument in der Rhodierrede benützt hat. Soll man sich im Falle von Rhodos, das jetzt nicht mehr gefährlich sein kann, etwa anders verhalten? Hier schließt sich das Fragment 166 an:)

166. Wer am schärfsten gegen sie spricht, spricht so: Feinde haben sie werden wollen. Gibt es denn irgendeinen unter euch,40 der, was ihn angeht, es für billig hielte, deswegen bestraft zu werden, weil er beschuldigt wird, er habe Unrecht tun wollen? Niemand, glaube ich. Denn, was mich angeht, ich möchte es nicht.

167. Nun weiter! Gibt es denn ein so hartes Gesetz, das vorschriebe: „Wenn einer das oder jenes hat tun wollen, sollen tausend As weniger als die Hälfte seines Vermögens die Strafe sein“? „Wenn einer mehr als 500 Morgen hat besitzen wollen, soll die Strafe so und so hoch sein“? „Wenn einer mehr Vieh hat haben wollen, soll die Buße so und so hoch sein“? Wir wollen ja von allem mehr haben, und das dürfen wir ungestraft.

168. Wenn es sich aber nicht gehört, einem dafür eine Ehrung zuteil werden zu lassen, dass er behauptet, er habe Gutes tun wollen, ohne es doch getan zu haben: Sollen dann die Rhodier den Schaden davon haben, dass sie nicht Unrecht getan haben, sondern dass es heißt, sie hätten es tun wollen?

169. Man sagt von den Rhodiern, sie seien hochmütig, und wirft ihnen damit etwas vor, was ich mir und meinen Kindern keineswegs gerne nachsagen lassen möchte. Sollen sie doch hochmütig sein. Was geht das uns an? Seid ihr etwa darüber zornig, wenn jemand hochmütiger ist als wir?

Meister römischer Prosa

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