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Vorwort
ОглавлениеWas ich am Begriff Maladie am meisten schätze, ist, dass er einem das Gefühl gibt, als ob man daran nur ein bisschen leiden könnte und sterben schon gar nicht. Ich weiss, dass Maladie mit Krankheit ins Deutsche übersetzt wird, aber das scheint mir übertrieben. Maladie ist ein zärtliches Wort, eines, in dem kein Vergehen und kein unermesslicher Schmerz zu wuchern scheint. Aber ich könnte auch falsch liegen und es mir schönreden, weil ich verführt bin von seinem Klang, dessen Melodie ein leiser Weltschmerz und dessen Ton die Melancholie ist.
Gelegentlich fühlt sich Leben an wie etwas Festes, wie etwas Geformtes, aber das ist nie von Dauer. Jedenfalls bei mir nicht, und vielleicht liegt es daran, dass es ein Männerleben ist. Frauen schienen mir schon immer gefestigter, verwurzelter im Sein, und die Erde ist Mutter, nicht Vater.
So halte ich mich fest am Unhaltbaren und hoffe trotzdem auf grosse und kleine Wunder und auf ein wenig Erlösung oder zumindest Trost. Ich halte mich fest an Zweisamkeit, an Sex, an Freundschaft, an Träumen, am Lachen, an Alkohol, am Rauschen des Meeres, am Sternenhimmel, an der Seele einer Frau, immer in der Hoffnung, dass jene raren Momente von mir gehalten werden wollen, die uns von uns selbst und gleichzeitig zu uns hin entführen und sich anfühlen wie loslassen.
Manchmal habe ich Glück dabei, manchmal nicht. Von diesen Reisen eines Mannes in die Welten, in denen er tatsächlich lebt, und in jene, in denen er gerne sein würde, erzählen die Maladien.
Ich glaube, dass eine Existenz ein Leben lang nie endgültig ankommt, und dann stirbt sie. Das ist alles, aber man kann trotzdem eine Menge Spass haben.
Michael Bahnerth