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Fußball

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Unser Spielfeld war damals die Hälfte eines normalen Fußballplatzes. Mit unseren acht oder neun Jahren war auch dieses Kleinfeld ein ziemlich weites Feld, auf dem wir herumrannten wie die Wilden. Von einer Raumaufteilung und anderen Fußballweisheiten hatte unser Trainer Sepp Bruch bereits erzählt, viel anfangen konnten wir mit solchen Feinheiten kaum etwas, es interessierte uns auch nicht wirklich. Wir wollten dem Ball hinterher, und da die gegnerische Mannschaft das ebenso machte, ballten sich die Spieler in unmittelbarer Nähe der Lederkugel und Sepp Bruch tanzte gemeinsam mit dem anderen Trainer am Spielfeldrand wie Rumpelstilzchen.

War das Spiel beendet, ob Sieg oder Niederlage, sammelten wir uns im Garten hinter dem Haus des Trainers, stürzten uns auf den Kuchen, den seine Frau, Tante Frieda, für uns gebacken hatte, und schlugen uns den Bauch voll.

In den ersten zwei oder drei Jahren war das Spiel für uns wirklich noch ein Spiel, von der Ernsthaftigkeit des Sports hatten wir noch keine Ahnung, zum Glück. In dieser Zeit gehörte Fabian ebenfalls zur Mannschaft, was mir Fotos beweisen. Allerdings ist er mir nicht mehr als einige andere in Erinnerung geblieben. Ich beachtete ihn nicht, er mich ebenso wenig.

Es kam dann dieses Spiel, in dem ein Ball Fabian so unglücklich am Kopf traf, dass er einfach umkippte und reglos liegen blieb. Da nur wenige Schritte entfernt, war ich gleich bei ihm, beugte mich über ihn, und sah, dass er bereits wieder blinzelte. Ich legte meine Hände an seine Oberarme, schüttelte ihn sanft. Er schlug die Augen auf, unsere Blicke trafen sich, er lächelte, ich lächelte zurück.

Diese kleine Szene markierte im wahrsten Sinne des Wortes den bestimmten Augenblick, in dem Fabian durch eine imaginäre Tür den Raum meiner Erinnerung betrat. Er bedeutet den Anfang, denn noch im gleichen Jahr wurden wir im Ignaz-Taschner-Gymnasium Klassenkameraden.

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