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Erinnerungen

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Was sind denn eigentlich Erinnerungen? Für mich sind das aus der Zeit herausgehobene Momente, die wir in und mit uns tragen, die uns unser Leben lang begleiten, die den Alltag zu erhellen oder zu verdunkeln vermögen, je nach dem Empfinden und dem Zustand unseres Gemütes. Viele dieser Blitzlichter, die ich gespeichert habe, ich glaube sogar die Mehrzahl, sind irgendwie durch unsichtbare Fäden mit Fabian von Fernau verbunden, bilden den wichtigsten Wegweiser zur Rückschau auf meine Vergangenheit. Immer wieder belästigen mich meine Erinnerungen, obwohl ich sie nicht sehen will, jedenfalls nicht bestimmte Kapitel davon.

Wie jeden Tag laufe ich in der Früh mehrere Kilometer, stets die gleiche Strecke. Am Anfang fiel es mir schwer, heute ist es Routine. Es ist schon so wie lockeres Auslaufen nach dem Aufstehen. Danach unter die Dusche und dann spaziere ich zum Frühstück hinunter in den Ort.

Ich habe Zeit, vor allem viel Zeit zum Denken, sitze auf der Terrasse meines Hauses auf der Insel, im Schatten unter einer orangen Markise, sehe in die Weite der Ebene unter mir, ein pelagischer Blick. Eigentlich fühle ich mich wohl in meiner Haut, eigentlich. Da mir die Vergangenheit im Moment wenig behagt, bewege ich meine Gedanken in die Zukunft hinein. Mir wurde ein erstaunliches Angebot unterbreitet, das mir allerdings zunehmend heftiges Kopfzerbrechen macht. Die Versuchung, es vielleicht doch anzunehmen, weil es einer gewissen Genugtuung gleichkäme, hält mich fest. Um vielleicht Klarheit zu gewinnen, will ich eine Analyse meiner Erinnerungen wagen, mich auf den langen Weg durch meine Vergangenheit machen, über meinen Lebenslauf nachdenken. Noch einmal will ich zugeben, es fällt mir nicht leicht, in diesem so besonderen Fotoalbum zu blättern, sind doch nicht nur farbige Bilder, sondern auch schwarz-weiße, sogar ziemlich dunkle und auch völlig missratene Aufnahmen darunter. Beim Betrachten mancher Szenen wollen nicht wenige wieder Wirklichkeit werden, bedrohen ernsthaft mein Jetzt, versuchen, mich in Düsternis zu manövrieren. Nur der schnelle Blick in die Schönheit der Natur um mich herum vermag mich temporär vor depressiven Angriffen bewahren. Oder aber die andere Möglichkeit der Abwehr, nämlich die unbedingte Wahrheit zu suchen, der ich mich stellen sollte? Mein Bauchgefühl sagt mir, Letzteres sei meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit. Ich muss mir ja nur selbst in die Augen sehen.

Wie lange liegt denn die Szene zurück, die mir gerade in den Sinn kommt?

Mein Freund Sisyphos

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