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Glaubensfragen

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Das Christentum stellte einen wichtigen Faktor der Veränderung beim Übergang von Meroe zu Makuria dar. War die Glaubenswelt Meroes durch einen komplexen Kosmos aus altägyptischen und einheimischen Göttern gekennzeichnet, hielt zu Beginn des 6. Jahrhunderts, schon vor der vermeintlich offiziellen Konversion, wie sie Johannes von Ephesus überliefert hat, der Monotheismus in Nubien Einzug. Noch 453 u.Z. hatte die aus Nubiern und Beja bestehende Bevölkerung Nordnubiens mit dem christlichen Ägypten eine Vereinbarung erzwungen, durch die die Verehrung der Isis von Philae weiterhin erlaubt war. Als der Tempel um 540 geschlossen und in eine Kirche umgewandelt wurde, gab es offenbar keine nennenswerten Proteste mehr.8 Tempel meroitischer Gottheiten wurden zu diesem Zeitpunkt in christliche Kirchen umgewandelt. Auslöser dieses Wandels waren vermutlich koptische Mönche, die aus Ägypten nach Makuria kamen, um die einheimische Bevölkerung zu bekehren.9 Der ägyptisch-koptische Monophysitismus wurde dann zur Staatsreligion im nubischen Makuria; die Bischöfe wurden vom Patriarchen von Alexandria ernannt und waren ihm Rechenschaft schuldig. Über Jahrhunderte hinweg gab es neben einheimischen Geistlichen ägyptische Bischöfe und Mönche in Nubien. Trotz dieser Gegebenheiten war das Christentum in Nubien vorrangig durch die byzantinisch-griechische Kirche geprägt. Wenngleich das Koptische in Nubien Verwendung fand – später soll noch näher auf die sprachliche Situation eingegangen werden –, war vielmehr das Griechische die liturgische Sprache der Nubier. Auch die Kirchenbauten hatten wenig mit den ägyptischen Kirchen gemeinsam. Sie zeigten Merkmale von Bauten in Anatolien, Griechenland, Armenien sowie Syrien und wiesen darüber hinaus nubische Eigenarten auf.10 Der externe Einfluss bestand nicht nur aus Ideen und Techniken; syrische Steinmetze und byzantinische Techniker hinterließen ihre Spuren beim Kirchenbau, das heißt, sie hielten sich zumindest zeitweise in Nubien auf.11 Der griechisch-byzantinische Einfluss auf das nubische Christentum lässt darauf schließen, dass es enge Kontakte und regen Austausch – vermutlich von Ideen wie Personen – zwischen Byzanz und Makuria gab.

Transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Jahrtausend

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