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Hinweise für die Diagnostik des Strukturniveaus
ОглавлениеReaktive und posttraumatische Pathologie
• Bei den posttraumatischen und reaktiven Störungen ist der Anlass der Dekompensation in der Auslösesituation direkt erkennbar.
• Sie müssen nicht psychodynamisch aus den Daten erschlossen werden.
Neurotische Konfliktpathologie (Höheres Strukturniveau)
• Der Patient kann sich und die anderen als getrennte Wesen und ganzheitlich erleben.
• In seiner Lebensbewältigung scheitert er immer wieder an repetitiven Beziehungs- und Verarbeitungsmustern, in denen unbewusste Motive und Bedürfnisse unterdrückt werden.
• Diese beruhen auf infantilen konflikthaften Beziehungserfahrungen, die in seiner Biografie erkennbar sind.
• Dabei greift er vornehmlich auf infantile Überzeugungen sowie auf Mechanismen der Verdrängungsabwehr zurück.
• In der Gegenübertragung spürt man »falsche Verknüpfungen« zwischen dem Beziehungsangebot des Patienten (Übertragung) und sich als realer Person.
Präödipale Neurosenpathologie (Mittleres Strukturniveau)
• Der Patient kann sich und die anderen zwar getrennt und ganzheitlich erleben, verwendet den Anderen aber vornehmlich zur Stabilisierung seines Selbst und Selbstwerts.
• In seiner Lebensbewältigung scheitert er immer wieder, wenn die Selbstobjekt-Funktion des Anderen versagt.
• Das Defizit in der Selbststeuerung beruht auf infantilen Beziehungserfahrungen, die in seiner Biografie fassbar und als unzureichende Unterstützung, Spiegelung und Bestätigung erkennbar sind.
• Dabei greift er vornehmlich auf die Mechanismen der Idealisierung und Entwertung zurück, die auch in der Gegenübertragung spürbar werden (der Therapeut als »letzte Hoffnung« …).
Entwicklungspathologie (Niederes Strukturniveau)
• In der Auslösesituation erkennt man strukturelle Einschränkungen, welche auf Defizite basaler Fähigkeiten und Ichfunktionen hinweisen.
• Sie verweisen auf eine unzureichende Selbst-Objekt-Differenzierung und die defizitäre Integration von Selbst- und Objektrepräsentanzen (Spaltungsabwehr).
• Sie bewirken, dass die Selbst- und Beziehungsregulation in der Auslösesituation nicht aufrechterhalten werden kann.
• In der Gegenübertragung fühlt der Therapeut sich als »Container« für unverarbeitete Affekte des Patienten (Angst, Aggression).