Читать книгу Eolanee - Michael H. Schenk - Страница 10
Kapitel 8
ОглавлениеEs roch nach dem süßen Schweiß der Berengar.
Obwohl die Kälte der Nacht noch anhielt, war der Weg durch das Gebirge beschwerlich gewesen. Die Krieger schwitzten und nun, da sich die größte Gruppe von ihnen um Han-Keltor zusammenkauerte, schienen ihre Ausdünstungen wie eine Glocke über ihnen zu stehen. Sie hatten einen schwierigen und gut verborgenen Pfad genutzt, der eigentlich kaum zu begehen war. Sie bezahlten es mit den Leben zweier Kämpfer, die abgestürzt waren. Gute Kämpfer, denn sie gaben keinen Laut von sich, als sie in den Tod stürzten. Nur der Aufprall ihrer Leiber war in der Tiefe zu hören gewesen. Schweigend waren die anderen weitergegangen. Sie tasteten sich über den Pfad voran, der sie an dem kleinen Grenzposten Mentevas vorbei führte. Es war ein großer Kriegstrupp und es dauerte lange, ihn über den Pfad zu bringen, doch sie hatten es rechtzeitig geschafft.
„Noch eine gute Stunde bis zum Sonnenaufgang“, raunte Lutrus und blickte zu dem kleinen Dorf hinüber, das unter ihnen in einer Talsenke lag. „Wir sollten unsere Krieger schnell in Stellung bringen.“
„Du hast Recht.“ Han-Keltor schätzte die Größe des Dorfes und seine Wehrhaftigkeit ein. Er verwünschte die Tatsache, dass bei den schlechten Lichtverhältnissen nicht viel zu erkennen war. „Nur zwei Dutzend Gebäude“, murmelte er. „Nicht mehr als die gleiche Anzahl Familien. Dreißig oder vierzig Männer im waffenfähigen Alter.“
„Wenn überhaupt.“ Lutrus grinste. „Werden eine Menge Weiber dabei sein.“
„Ja. Schade, dass wir sie nicht mitnehmen können. Aber der Weg ist zu gefährlich und wir werden uns beeilen müssen. Sobald die Mentever den Brandrauch sehen, werden sie sich an unsere Fersen heften.“
„Eine verdammte Verschwendung.“ Lutrus seufzte nun und kratzte sich dann ausgiebig. „Hier muss Wasser in der Nähe sein. Es gibt hier jede Menge Stecher. Verdammte Brut. Ich mag das Menschenland nicht. Unsere schöne trockene Ebene ist mir lieber. Hier stinkt es nach Gras und Blumen.“
„Und nach Rindern.“ Einer der anderen Krieger leckte sich genießerisch über die Lippen. „Ah, verdammt, das wäre der richtige Bissen für mich. Besser noch, als die Menschen.“
„Heute sind wir auf andere Beute aus.“ Han-Keltor sah die Männer an. „Wir schneiden nur die Hälse und nehmen die Köpfe mit. Wir brauchen den Beweis, dass es uns gelungen ist, nach Menteva einzudringen.“
„Auch die der Kinder?“
Han-Keltor nickte. „Natürlich, ganz besonders die der Kinder. Sie sind der beste Beweis, dass wir eine Siedlung der Menschen überfallen haben. In den Militärposten gibt es zwar manchmal Frauen, aber niemals Kinder. Lasst lieber die Köpfe von Männern oder Frauen zurück, aber die der Kinder benötigen wir.“
„Kinder schlachten bringt keine Ehre“, murmelte einer der Kämpfer.
Han-Keltor lachte leise. „Nein, es bringt keine Ehre. Aber es bringt uns den Krieg, auf den wir alle hoffen.“
„Dann hätten wir auch einen der Grenzposten überfallen können.“ Der Unterführer, der das sagte, wies auf das Dorf hinunter. „Menschensoldaten zu schlachten, das bringt Ehre.“
„Narr“, zischte Lutrus. „Hat der Kriegsführer der Blauhand dir nicht gesagt, dass es um mehr als Ehre geht? Es geht darum, Angst in die Herzen der Menschen zu senken. Wenn wir einen Grenzposten niedermachen, ist das für das Reich Menteva nur ein Zwischenfall. Sie besetzen ihn wieder und werden ihn sogar verstärken. Doch die Menschen im Reich Menteva wird das kaum berühren. Aber wenn wir unerkannt an ihren Grenzposten vorbei schleichen und ein Dorf im scheinbar sicheren Hinterland schlachten, dann ist das etwas ganz anderes.“
Han-Keltor nickte und schlug seinem alten Kampfgefährten anerkennend auf die Schulter. „Genau so ist es, Lutrus. Wenn wir dieses Dorf niedermachen, dann erzeugt das Angst in anderen Siedlungen, ebenfalls überfallen zu werden. Sie werden nach Soldaten schreien. Soldaten, die man aus den Festungen abziehen muss. Das schwächt ihre Festungen. Wir werden sie leichter angreifen können. Aber das ist bei weitem nicht alles.“ Han grinste kalt. „Auch wenn sie Soldaten in die Dörfer schicken, so werden sie diese niemals so befestigen können, wie ihre Militärposten und Städte.“ Er sah die Kämpfer nacheinander an. „Was meint ihr, was geschieht, wenn wir ihre Dörfer dann weiterhin bedrohen? Wenn wir trotz der Soldaten angreifen? Ich will es euch sagen. Die Bauern dort unten, dass sind keine Kämpfer. Sie werden Angst haben und Schutz suchen. Schutz hinter den Mauern der Städte und Festungen. Und was bedeutet das? Auch das will ich euch sagen. Die Felder werden nicht mehr bestellt und es fehlt ihnen an Nahrung. Der Hunger wird sie noch mehr schwächen.“ Er nickte zufrieden. „Die Furcht, die wir in ihre Herzen senken, wird eine stärkere Waffe sein, als jede Farsawurzel und jedes Schwert. Deshalb, und nur deshalb, werden wir dieses Dorf und seine Kinder schlachten.“
Die Männer nickten. Auch jene, denen es anzusehen war, dass sie lieber gegen Soldaten gekämpft hätten, da es mehr Ehre brachte, als hilflose Bauern und ihre Familien zu erschlagen. Aber was ihr Anführer gesagt hatte, leuchtete ihnen ein.
„Bermas, du wirst mit zwanzig Männern zur Westseite des Dorfes gehen. Siehst du dort die kleine Mauer? Sie gehört wohl zu jenem Hof. Dort werdet ihr euch bis zu meinem Zeichen verbergen. Du, Lutrus, wartest hier, bis ich mit meiner Gruppe bereit bin. Ich selbst nehme die anderen vierzig Männer. Wir werden uns dort, in dem Bewässerungsgraben, an das Dorf heran schleichen. Wir werden nahe herankommen.“
„Sei vorsichtig. Dort links sind Schafe auf der Weide. Da werden sie Hunde haben oder Hirten, die auf Raubtiere achten.“
„Du hast Recht. Die müssen wir zuvor ausschalten. Wenn sie uns zu früh bemerken, könnte einer entkommen und die Soldaten rufen. Nichts gegen einen guten Kampf, doch heute wollen wir nur die Schädel nehmen. Gut, ich brauche Fünf unserer besten Farsawerfer aus deiner Gruppe. Dafür bekommst du fünf andere Krieger.“ Han-Keltor blickte zum Horizont. „Wir müssen uns beeilen. Es dauert nicht mehr lange bis zum Sonnenaufgang.“
Über den Feldern begann der Morgennebel aufzusteigen. Die drei Gruppen trennten sich und Han-Keltor schlich mit seinen vierzig Kämpfern vorsichtig den Hang hinab. Sie mussten sich behutsam bewegen, um auf dem Geröll nicht auszurutschen. Ein sich lösender Stein konnte eine kleine Lawine auslösen und das ganze Dorf der Menschen wecken. Han wollte das Überraschungsmoment jedoch auf keinen Fall verlieren. Keiner der Dorfbewohner sollte entkommen. So tastete sich seine Gruppe langsam nach unten und jeder der Männer war erleichtert, als sie den mit Gras bewachsenen Boden des Tals erreichten. Der Bewuchs dämpfte ihre Schritte und sie huschten wie Schemen durch die Nacht, hinüber zu dem Graben, der sich östlich am Dorf entlang zog. Er war nicht besonders tief und diente wohl der Bewässerung der Felder und Weiden. Wenn man sich in ihm gebückt bewegte, war man vor Sicht geschützt. Die Morgennebel stiegen nun noch dichter auf. Nicht mehr lange und die Sonne würde aufgehen.
Das Dorf der Menschen bestand aus kaum mehr als einer Straße und den knapp zwei Dutzend Häusern, die sich rechts und links von ihr verteilten. Zur Straße hin lagen die Eingänge, an den Rückseiten kleine Türen, die in die Gärten, zu den Feldern oder den kleinen Aborten führten, welche die Menschen bevorzugten. Han-Keltor kannte die Angewohnheit der Menschen, diese stillen Örtchen zu den seltsamsten Zeiten aufzusuchen und hatte seinen Kämpfern eingeschärft, sie im Auge zu behalten. Ein Mensch, der sich in einem der Häuschen unerkannt erleichterte, konnte vielleicht die heranschleichenden Berengar entdecken und Alarm schlagen. Han-Keltor fürchtete sich nicht vor der Gegenwehr der Menschen. Er wollte einfach nicht, dass auch nur ein einziger dem Gemetzel entging.
Es platschte leise, als einer der Farsawerfer in Hans Gruppe mit dem Fuß ins Wasser rutschte. Sofort erstarrten alle Männer und lauschten. Doch alles blieb ruhig. Aus der Nähe war das Blöken von Schafen zu hören, weiter entfernt ertönten die Rufe einiger Rinder. Nichts wies darauf hin, dass die Tiere eine Gefahr ahnten und Han-Keltor wusste, dass die Tiere der Menschen oft bessere Instinkte hatten, als ihre Besitzer.
Der Kriegsherr der Blauhand verharrte und hob eine Hand, zeigte zwei Finger. Er spürte, wie einer der Farsawerfer seine Schulter berührte und sie mit zwei Fingern drückte. Der Mann hatte verstanden, dass Han zwei Wächter entdeckt hatte. Han wies in die Richtungen und konnte sicher sein, dass seine Werfer kein Risiko eingehen würden. Mindestens zwei Wurzeln würden auf jeden der Menschen geschleudert werden. Erneut verspürte er einen leichten Druck. Die Männer hatten ihre Ziele aufgefasst. Han hob die Hand und gab das Zeichen.
Man hörte das leise das Surren der fliegenden Farsas. Irgendwo aus dem Halbdunkel erklang ein leises Ächzen, mehr war nicht zu vernehmen, als die beiden Hirten starben. Han-Keltor hatte keine weitere Wache entdeckt, aber er war vorsichtig. Vielleicht gab es eine Dritte, die sich auf die anderen verließ und zu einem Nickerchen hingelegt hatte. Jetzt, um die Zeit, wenn die Nacht dem Tag wich, waren Menschen besonders anfällig für Schlaf.
„Keine Hunde“, flüsterte einer der Krieger.
Han nickte beifällig. Der Wind hatte gedreht, er konnte ihn im Nacken spüren. Er trug den Geruch der Berengar zum Dorf hinüber und wenn es dort Hunde gab, so hätten diese angeschlagen. Er machte Zeichen mit der Hand und die gut geschulten Krieger verteilten sich entlang des Grabens. Sie achteten darauf, nicht zu sehr in die Nähe der Schafe zu gelangen. Scheinbar hielt sich das Dorf keine Gänse. Das war gut. Gänse waren noch wachsamer als Hunde.
Der Morgennebel hüllte die Männer bis zu den Knien ein, als sie den Graben verließen und lautlos auf die Ostseite des mentevischen Dorfes zu schlichen. Die Farsawerfer waren bereit ihre Wurzeln zu werfen. Alles blieb ruhig. Han wusste, dass sich auch die beiden anderen Gruppen auf die Siedlung zu bewegten. Der Tod näherte sich von drei Seiten und Han bedeutete einigen Männern, zum anderen Ortsende zu schleichen, damit jedes Entkommen unmöglich wurde.
Er zuckte zusammen, als ein Hahn krähte.
Der Morgen überzog die Dächer und Ostseiten der Gebäude jetzt mit rötlichem Schein. Als würden die Häuser in Blut getaucht und dies würde nun auch bald geschehen. Erneut schrie der Hahn, doch ansonsten blieb es noch still. Han erkannte die huschenden Gestalten der Krieger, die sich zu den Türen und Fenstern begaben.
Diesen Ort hatte Han-Keltor mit Sorgfalt ausgewählt. Der Schock für die Mentever würde gewaltig sein, wenn ein scheinbar sicheres Dorf überfallen und massakriert wurde. Nie zuvor waren die Berengar so tief in das Hinterland der Menschen vorgestoßen.
Er vergewisserte sich, dass die Gruppen in Position waren, dann stieß er einen lauten Pfiff aus.
Nahezu gleichzeitig warfen sich die Krieger gegen Türen oder sprangen einfach durch die Fensteröffnungen. Kaum einer der Bewohner hatte die schweren Sturmläden vor den Fenstern geschlossen und es fiel den Berengar leicht, in die Gebäude einzudringen.
Einige Bewohner waren bereits erwacht.
Überwiegend Frauen, die für ihre Männer das Frühstück vorbereiteten. Farsawurzeln stachen in die Leiber und es war nicht wichtig, ob die Getroffenen sofort starben. Es reichte, wenn sie wehrlos wurden. Wichtiger war es, sofort zu jenen Menschen vorzustoßen, die sich vielleicht bewaffnen und wehren konnten. Später, wenn alles menschliche Leben ausgelöscht war, konnte man die kostbaren Wurzeln aus den Leichen ziehen und wieder in die Nährköcher stecken. Bis dahin würden die Pflanzen ohnehin gesättigt sein.
Es geschah so schnell, dass die meisten der Menschen in ihren Betten starben. Die Krieger folgten Han-Keltors Befehl und töteten ohne Unterschied. Schreie gellten durch die Häuser, das verzweifelte Wimmern von Kindern, nur um nach und nach zu verstummen und tödlichem Schweigen zu weichen.
Han-Keltor hatte sich nicht an dem Gemetzel beteiligt. Er empfand es als unter seiner Würde, wehrlose Menschen zu töten. Es war nicht so, dass er Mitleid empfunden hätte. Aber es war, wie einige der Männer gesagt hatten – es brachte keine Ehre.
„Vergewissert euch, dass sie alle tot sind!“, brüllte er. „Schlachtet auch die Tiere. Nichts soll am Leben bleiben. Und holt euch die Köpfe der Menschen. Vor allem die der Kinder.“
Er schritt die Straße des kleinen Dorfes entlang.
Nur einer Handvoll Menschen war es gelungen, die Häuser zu verlassen und eine Flucht zu versuchen. Krieger beugten sich über ihre leblosen Körper und machten sich daran, die Köpfe abzutrennen. Einige Männer rannten mit Säcken umher, um sie einzusammeln. Aus einem Stall war das Brüllen von Kühen zu hören. Ein Jammer, dass man sie nicht mitnehmen konnte. Han wollte sich nicht damit aufhalten, ein paar von ihnen zu schlachten und das wertvolle Fleisch mitzunehmen. Er war sich sicher, dass etliche seiner Männer dennoch ein paar saftige Stücke herausschneiden und auch ein paar Hühner einfangen würden.
Er nahm den Beutel mit dem blauen Farbpigment heraus. Zerstoßene Mineralien, die er nun mit etwas Flüssigkeit aus der Wasserflasche mischte. Lächelnd presste er seine Hand mehrmals auf die Wand eines Gebäudes und betrachtete zufrieden den blauen Abdruck. „Sie sollen wissen, wer ihnen das angetan hat.“
Lutrus trat neben ihn und lachte spöttisch. „Es wird den Zorn ihrer Krieger steigern und ebenso die Furcht ihrer Bauern.“
Vom Ende der Straße rannte ein Unterführer heran. „Der Boden schwingt. Es müssen sich Reiter nähern. Viele Reiter, sonst würde der Boden nicht so beben. Nur wenige Minuten, und sie werden da sein.“
„Verdammte Finsternis. Die Soldaten sind wohl zufällig in der Nähe gewesen und haben die Schreie gehört. Achtung, Krieger der Blauhand, die Ritter Mentevas nähern sich!“, rief Han-Keltor. „Beeilt euch, wir müssen verschwinden!“
Er stieß den Unterführer an. „Rasch, achte darauf, dass sich die Männer sammeln. Wir ziehen ab.“
„Schade“, seufzte der Mann. „Es wäre sicher ein guter Kampf gegen die Ritter.“
„Ein anderes Mal“, knurrte Han. „Und steckt die Häuser an. Sie sollen nichts Nützliches finden, außer toten Kadavern und schwelenden Ruinen. Nehmt an Farsa an euch, was ihr in der Eile greifen könnt, aber haltet euch nicht damit auf.“
Die Krieger vom Clan der Blauhand waren diszipliniert. Auch wenn einige dem Kampf mit den Rittern der Menschen entgegen fieberten, befolgten sie die Befehle rasch und zuverlässig. Während die ersten Männer schon auf das schützende Gebirge zuliefen, warfen andere brennende Fackeln in die Häuser. Die mit Stroh gedeckten Bauten fingen rasch Feuer.
Han war einer der letzten, die das Dorf verließen.
Der Morgennebel begann sich zu verflüchtigen, lag nur noch in den Niederungen des Grabens und einiger Mulden im Gelände. Inzwischen konnte man den Hufschlag der Pferde hören. Es musste eine starke Patrouille sein, die sich rasch näherte. Sie würde es leicht haben, den Spuren der Blauhand zu folgen. Die Säcke mit den abgetrennten Köpfen hinterließen eine deutliche Blutspur. Aber das Gewebe war sicher bald ausgeblutet und konnte den Verfolgern dann keinen Hinweis mehr geben. Die Ritter würden sich ohnehin nicht ins Gebirge wagen, wo sie auf den engen Pfaden auf ihre Pferde verzichten mussten.
Die Berengar erreichten den Hang, von dem aus sie das Dorf zuvor beobachtet hatten.
Die meisten Häuser brannten nun lichterloh und der Rauch zog über den Ort des Todes hinweg. Dank der erhöhten Position konnten Han-Keltor und die Krieger der Blauhand den fernen Ortsrand sehen. Dort war das Blitzen von Metall zu erkennen, als die Ritter Mentevas erschienen. Han nickte unbewusst. Es war gut gewesen, sich zurückzuziehen. Das dort unten war nicht nur eine Patrouille. Das war wenigstens eine volle Schwadron gepanzerter Reiter. Für Hans kleinen Kriegstrupp, wenigstens im offenen Land, ein zu großer Bissen.
Sie sahen zu, wie die Reiter ausschwärmten und einige von ihnen durch das Dorf ritten. Lutrus beobachtete die Männer ebenso aufmerksam, wie Han. „Mindestens eine Schwadron. Ob sie etwas von uns ahnten und nach uns gesucht haben?“
Han-Keltor schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke, es ist Zufall, dass sich ein so großer Trupp in der Nähe befand. Sie waren wohl auf dem Weg um eine Garnison zu verstärken oder abzulösen. Pech, dass sie uns so rasch auf die Spur gekommen sind.“
Der Kriegsherr wandte sich seinen Männern zu. „Vorwärts, Krieger der Blauhand. Bringen wir unsere Beute heim. Tirana-Valkar wird sich freuen, wenn wir ihr so viele Köpfe bringen.“
Han konnte sehen, dass zwei der Reiter zum Hang herauf spähten. Vielleicht hatte ihnen die Blutspur die Richtung gezeigt. Er erhob sich und zeigte sich ihnen, wandte ihnen den Rücken zu und entblößte sein Gesäß. Die Menschen waren empfänglich für solche Gesten. Dann bedeckte er sich wieder und folgte Lutrus mit fröhlichem Lachen zwischen die Felsen.
Über den verborgenen Pfad würden sie wieder in die Heimat gelangen und sie kamen nicht mit leeren Händen.
Fast achtzig Schädel würden sie präsentieren können, viele davon hatten Kindern gehört. Für die Leichtgläubigen unter den Berengar der beste Beweis, wie mühelos sich die Menschen besiegen ließen. Man hatte in den vergangenen Jahren noch immer keine neue Oberherrin gewählt. Tirana-Valkar hatte es geschickt verstanden, Uneinigkeit zu erzeugen und keine der Kandidatinnen konnte bislang genug Stimmen auf sich vereinigen. Sie und Han-Keltor hatten die Zeit gut genutzt. Einige der Thaan neigten sich nun, aufgrund heimlicher Versprechungen oder Drohungen, Tirana zu und Han hatte immer mehr Anhänger in den anderen Clans. Die schöne Geliebte Han-Keltors würde sehr zufrieden sein, wenn der Kriegsherr der Blauhand ihr die blutigen Säcke zu Füßen legte. Sie drängte zum Krieg gegen die Menschen und wenn die abgeschlagenen Köpfe vor die Füße der anderen Ratsmitglieder rollten, würde das Tirana-Valkars Position stärken. Damit stiegen ihre Chancen, zur Hohen Thaanit gewählt zu werden.
Han-Keltor hatte keinen Zweifel, dass die Clans zum Krieg gegen die Menschen bereit waren und er war es, der sie als oberster Kriegsherr in den Kampf führen würde.