Читать книгу Eolanee - Michael H. Schenk - Страница 5
Kapitel 3
ОглавлениеDer Mann erreichte den Kamm des Hügels und zügelte erleichtert seine Reitechse. Die scharfkantige Gebissklinge schob sich gegen die Maulwinkel des Reptils, welches leise fauchte und folgsam anhielt. Reiter und Echse waren gleichermaßen mit Staub bedeckt, der die Farben verwischte und die kupferfarbene Haut von Stort-Valkar mit einem stumpfen Graubraun bedeckte. Etwas Schweiß sickerte über seine Stirn und Wangen und zog Furchen in den Schmutz. Er beugte sich im Sattel vor und schlug beruhigend gegen die Flanke des Reittiers. Die große Echse war unruhig, denn sie spürte die Nähe des heimischen Pferches und der Weibchen. Die Flanken zitterten unmerklich und der lange muskulöse Schwanz peitschte die Luft, während die Echse auf ihren kräftigen Hinterbeinen weit vorgeneigt stand.
Stort-Valkar ritt einen besonders großen und kräftigen Bullen. Er hatte die doppelte Größe eines Pferdes und sein gedrungener Körper war sicherlich weitaus schwerer. Die geschuppte Haut zeigte braune und grüne Streifen. Nur der Kehlsack schimmerte, wie bei allen Männchen, in einem kräftigen Rot. Die Farben ließen ein Rep nahezu mit der Landschaft verschmelzen, dennoch dienten sie nicht der Tarnung. Die Reptilien hatten keine natürlichen Feinde und waren auch keine Beutejäger. Ihre scharfen Gebisse und Klauen dienten dazu, fette Maden aus dem Wüstensand zu graben oder untereinander erbitterte Konkurrenzkämpfe auszutragen. Storts Bulle hechelte und die dicke Zunge glitt hektisch vor und zurück, um den Wärmehaushalt der Echse auszugleichen. Die geschuppte Haut erlaubte es den mächtigen Wesen nicht, zu schwitzen.
Reps, wie jenes, auf dem Stort ritt, waren schwer zu fangen und noch schwerer zu zähmen. Man musste sie als Jungtier einfangen und ihnen sofort die stählerne Kandare ins Gebiss legen. Waren sie schon größer, dann musste ein Mann schon vollkommen verrückt sein, sich einem wilden Rep ohne Not zu nähern. Sie lebten in kleinen Rudeln, waren sehr schnell, tückisch und äußerst wehrhaft. Ein Schlag ihres Schwanzes konnte einem Mann die Knochen brechen. Die Hinterbeine wiesen gefährliche Krallen auf und die schlanken, fast zierlich und nutzlos wirkenden Vorderläufe waren mit tödlichen Klauen versehen. Lange Reißzähne wurden im breiten Maul sichtbar, als das Rep seinen Kopf herumwarf und den Reiter aus gelben Schlitzpupillen ansah.
Erneut schlug Stort-Valkar gegen die Flanke. „Ruhig, Kralle. Ich weiß, du willst ebenso nach Hause, wie ich. Du witterst das Wasser, nicht wahr? Und deine Weibchen. Aber gedulde dich noch ein wenig.“
Stort-Valkar war ein großer und kraftvoller Mann. Seine Zöpfe waren vom Alter ergrünt, aber er hielt sich noch gerade im Sattel. Während er sich bedächtig umsah, strich er über seinen rechten Schenkel. Die alte Narbe schmerzte wieder. Eine Folge des langen Ritts und ein Zeichen dafür, dass das Wetter bald umschlagen würde.
Stort war der Führer der südlichen Berengar vom Clan der Blauhand. Er hatte sich diese Position hart erkämpft und war stolz, dass die Männer sein Wappen trugen. Vor dem Kampf tauchten sie ihre Handflächen in blaue Farbe und drückten sie auf ihre Gesichter und die Flanken ihrer Echsen. Die blaue Hand war bekannt im Land der Berengar und weit über seine Grenzen hinaus, denn Storts Krieger drangen gelegentlich in das benachbarte Reich Menteva vor.
Der Clanführer musterte die Berge im Süden und Westen, welche die Grenze nach Menteva bildeten. Er hatte die dortigen Grenzposten kontrolliert und dabei auf die übliche Ehreneskorte verzichtet. Er wollte allein sein, um in Ruhe nachdenken zu können. Ungestört von der Hektik des Lagers und ungestört von dem ständigen Drängen seines Weibes Tirana-Valkar.
Stort-Valkar konnte sich an die Schlachten seiner Jugend erinnern. Damals hatten die Clans noch untereinander gestritten. Um Territorien und die damit verbundenen wichtigen Ressourcen, um Weiber und um Ruhm. Diese Kämpfe hatten viel Ehre gebracht und noch mehr Blut gekostet und sie hatten die Clans geschwächt. Das wurde Stort immer wieder bewusst, wenn er an dieser Stelle des Hügels verharrte und auf das Lager der Blauhand hinab sah.
Er war noch ein junger Krieger gewesen, als die Stämme vereinigt wurden.
Ausgerechnet von einem Weib. Kein mächtiger Kämpfer, der die die Einheit der Berengar mit der Kraft seiner Arme vollbracht hatte, sondern eine Frau, welche die Macht ihrer Worte und ihren Verstand einsetzte. Sie war eine gute Anführerin, das musste Stort anerkennen, auch wenn er sich an die Änderungen im Leben der Berengar noch immer nicht ganz gewöhnt hatte. Aber die Vereinigung tat den Clans gut, denn diese wuchsen und gediehen. Sareda-Manor, die Oberherrin aller Berengar, regierte mit Bedacht und Klugheit.
Noch immer wurden die einzelnen Clans von Männern beherrscht, die ihre Krieger in den Kampf führten. Aber sie taten dies im Namen und Auftrag der Oberherrin. Streitigkeiten zwischen den Clans wurden von einem gemeinsamen Rat geschlichtet, dem Thaan. Er entschied auch darüber, wann und gegen wen die Berengar kämpften. Dies war eine Tatsache, die Stort Kummer bereitete. Diese höchste Instanz des Volkes, dem die Oberherrin vorstand, setzte sich ausschließlich aus Weibern zusammen. Weiber, die gar nicht begriffen, was es bedeutete, die Farsa zu werfen und in den Leib eines Feindes zu versenken. Zudem hatte die Oberherrin durchgesetzt, dass der Thaan aus den Frauen der Clanherren bestand. Stort empfand dies als Bruch mit den alten Traditionen, die sich über so viele Generationen bewährt hatten. Ein Weib hatte seinem Herrn zu gehorchen und ihm Vergnügen zu bereiten. Aber nun waren die Krieger der Berengar von den Launen eines Rates abhängig, der sich ausgerechnet aus den Frauen der Kriegsherren zusammensetzte. So war auch seine eigene Frau ein Mitglied des Rates, und das behagte Stort am allerwenigsten.
Seine Frau, Tirana-Valkar, war jung und äußerst ansehnlich, sonst hätte Stort sie nicht erwählt. Aber sie war auch sehr ehrgeizig und versuchte ihre Position im Thaan zu verbessern. Wahrscheinlich spekulierte Tirana darauf, eines Tages sogar selbst zur Oberherrin gewählt zu werden. Stort hoffte, dass dies nicht geschah. Er liebte heißes Blut im Bett, aber die großen Entscheidungen des Volkes mussten mit kühlem Bedacht getroffen werden.
Stort hatte keine Zweifel, dass bald große Entscheidungen anstanden.
Das Volk der Berengar stand an einem Wendepunkt.
Das Land der Clans war gewaltig. Es erstreckte sich vom eisigen Norden bis in den heißen Süden. Im Westen verlief das gewaltige Gebirge, welches sich als natürliche Grenze über die gesamte Länge des Landes erstreckte. Es schien unpassierbar und während der Clankriege hatte sich niemand dafür interessiert, was sich wohl jenseits der Berge befinden mochte. Das Ende der Kriege hatte dies verändert. Tapfere Männer hatten sich in das Gebirge begeben und Pfade entdeckt, welche zwischen den Bergen hindurchführten. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis man auf die ersten Menschen gestoßen war.
Menschen.
Stort-Valkar war immer wieder überrascht, wie ähnlich diese Wesen den Berengar waren und wie sehr sie sich zugleich von ihnen unterschieden. Äußerlich waren sich die beiden Völker sehr ähnlich, wenn man davon absah, dass die Haut der Menschen eine ungesunde bräunliche Einfärbung hatte. Menschen rochen säuerlich und hatten nicht den süßlichen Duft der Berengar. Ihr Blut war von hellem Rot und dünner. Ihr Haar war anders und glatt.
Doch ihr Fleisch war köstlich.
Von je her hatte das Fleisch der besiegten Krieger dem Sieger gehört. In einem Land, in dem die Nahrung knapp war und es viele Berengar zu ernähren galt, wurde nichts verschwendet. Man ließ den Körper eines Getöteten nicht nutzlos verrotten. Es wäre nicht ehrenvoll gewesen, sein Fleisch zu verschmähen. Mit dem Ende der Clankriege war das Volk der Berengar jedoch gewachsen und es gab weit mehr Bäuche zu füllen. Ein wahrer Krieger brauchte Fleisch, um seine Kraft zu erhalten, aber es gab nicht genug Tiere im Clanland, um die Angehörigen des Volkes satt zu machen.
Die Menschen mochten einen Ausweg bieten.
Ihr Fleisch war gut und zudem gab es in ihrem Land Rinder. Mehr Fleisch, als die Clans jemals benötigen würden. Es war unvermeidlich gewesen, dass irgendwann die ersten Beutetrupps über das Gebirge gezogen waren, um ihre Clans zu ernähren und Ruhm zu ernten. Ja, Ruhm, denn die Menschen waren kein wehrloses Schlachtvieh und ihre Krieger verstanden es, zu kämpfen. Diese Tatsache bereitete Stort nun zunehmend Sorge, denn die Stimmen mehrten sich, die nach einem Krieg gegen die Menschen verlangten.
Aber so zahlreich die Kämpfer der Berengar auch sein mochten, ein Krieg würde schwierig zu führen sein und große Verluste mit sich bringen. Stort fürchtete nicht die Kampfkraft der Menschen, jedoch die Probleme, die ein Kriegszug durch das Gebirge mit sich bringen musste. Die Berge waren nur an einem großen Pass und einer Handvoll kleiner Pfade passierbar. Diese Pässe wurden von den Menschen gut bewacht, denn ihre Ländereien waren reich und boten im Überfluss, was die Berengar zunehmend entbehrten. Es gab einige verborgene Pfade, die den Menschen bislang unbekannt geblieben waren. Über sie konnte man gelegentlich kleinere Überfälle durchführen. Aber es wurde schwieriger, denn die Mentever reagierten auf die Überfälle und errichteten befestigte Posten an der Grenze. Wollte man die Ressourcen der Menschen weiter nutzen, und es gab kaum eine Alternative, dann mussten sich die Berengar bei Nacht an den Posten vorbei schleichen oder stark genug sein, die Wachen zu überwältigen.
Es war die Vorstufe eines Krieges gegen die Mentever, dessen war sich Stort-Valkar schmerzlich bewusst.
Nein, er scheute keinen guten Kampf und hatte keine Furcht vor den Menschen. Aber ein Krieg musste sorgfältig geplant sein. Die Berengar waren sehr viel zahlreicher als die Menschen, doch jene verfügten über starke Waffen und Festungen. Sie zu überwinden war nur mit guter Vorbereitung möglich. Man musste über die Grenze gehen, im Hinterland der Menschen Beute machen und diese auch wieder in das Clanland bringen. Die Menschen würden das nicht einfach hinnehmen. Sie waren durchaus fähig, um ihren Besitz und um ihr Leben zu kämpfen. Ein solcher Kriegszug musste also sorgfältig geplant und durchgeführt werden. Das brauchte seine Zeit und Stort sorgte sich darüber, dass immer mehr Stimmen bei den Clans zu Eile drängten. Aber Hast war ein schlechter Ratgeber.
Storts Rep fauchte und der Führer der Blauhand seufzte leise. „Du hast Recht, Kralle, es wird Zeit, dass wir zu Wasser und Weib kommen. Und sicher werden wir beide auch einen kräftigen Bissen nicht verschmähen.“
Er drückte die Stiefeldorne in die Flanken der Reitechse, doch diese hätten des Ansporns kaum bedurft. Willig trabte sie an. Hinter ihnen stieg eine leichte Staubfahne empor, während sie sich dem großen Lager näherten.
Das Land war karg.
Im Süden befanden sich ausgedehnte Wüstengebiete aus Sand oder Geröll, in denen es nur wenige Oasen gab, die Raum zum Überleben boten. Nur in den mittleren Clangebieten lag die fruchtbare Ebene und oben, im Norden, die endlose Eiswüste. Im Westen erhob sich das Eisengebirge mit seinen geschützten Tälern und Schürfstellen. Dort lebte die Zeichendeuterin, dort befand sich der Ort der Zusammenkunft. Und dort, unter der Obhut der Zeichendeuterin, wuchsen die Farsabäume, die den Clans ihre Wehrhaftigkeit ermöglichten.
Die Schürfstellen im Eisengebirge waren fast erschöpft. Ausgerechnet jetzt, da ein Krieg gegen die Menschen in nicht mehr weiter Ferne lag. Eisen wurde für viele Dinge benötigt. Für die zeremoniellen Messer, die jeder Krieger führte, um sich die Zöpfe der Besiegten als Siegestrophäen zu nehmen und ihr Fleisch zu schneiden. Vor allem aber für das Zaumzeug der Reps. Die Stiefeldorne der Reiter und die Gebissstangen mussten aus gutem Stahl sein, damit die Echsen den Willen ihres Reiters respektierten. Sollte es zum Krieg kommen, würde man viele Repreiter benötigen. Mentevas Ritter waren auf ihren Pferden sehr viel schneller, als die Berengar laufen konnten. Die Clans mussten über die gleiche Beweglichkeit verfügen, daher galt ihre Sorge verstärkt dem Einfangen und der Aufzucht ihrer Reitechsen.
Storts größte Sorge galt der Nahrung. Sie war ein immerwährendes Problem. Krieger mussten gesättigt werden und das galt ebenso für ihre Reitechsen. Auch das musste bei einem Krieg sorgfältig bedacht werden. Einst hatte es große Herden der genügsamen Sandrinder in den Ebenen gegeben, aber man hatte zu spät erkannt, wie verhängnisvoll es war, sie in großem Stil zu jagen. Die wenigen kleinen Herden, die nun geblieben waren, wurden sorgsam gehegt und gepflegt und reichten zur Fleischversorgung nicht aus.
Von sorgenvollen Gedanken erfüllt, näherte sich Stort-Valkar dem Lager, das in mehreren Ringen erreichtet worden war. Die Zelte bestanden aus Leder oder dickem Stoff, der Schutz vor Wind und Wetter bot. Die Seitenwände waren mit Holz und aufgeschichteten Steinen verstärkt. Alle Farben waren vertreten, da die Frauen versuchten, den Zelten eine individuelle Note zu verleihen, aber alle zeigten zugleich das Zeichen der blauen Hand. Um das Lager erhoben sich die hohen Aussichtsplattformen auf ihren dünnen Holzstützen.
Zweifellos hatte man Stort dort längst erkannt.
Seine Reitechse zog unwillkürlich nach rechts, drängte dem Pferch und den lockenden Weibchen entgegen. Der Kehlsack des Rep-Männchens hatte sich tiefrot gefärbt und war deutlich aufgebläht. Stort seufzte und ließ dem Männchen seinen Willen. Sollte die Echse ruhig ihrer Brunst nachgehen, die paar Schritte zu seinem Zelt konnte er auch ebenso zu Fuß gehen.
Noch während das Reptil trabte, schwang Stort-Valkar sich aus dem Sattel und die Art, wie er ohne Sturz auf dem Boden aufsetzte, verriet lange Übung und große Körperbeherrschung. Er nutzte den Schwung, um die kurze Strecke zum Lagereingang im schnellen Lauf der Berengar zurückzulegen.
Zwei Krieger grüßten ihn ehrerbietig und der Wachführer wies mit dem Daumen hinter sich. „Wir haben eine Lieferung Fleisch erhalten, Herr der Blauhand. Einige Krieger hatten einen erfolgreichen Beutezug nach Menteva. Tirana hat schon ein hübsches Weib für dich reservieren lassen.“
Stort nickte. „Reicht es für alle?“
Der Wachführer spuckte in den Staub. „Ist ja nicht viel dran, an diesen Menschenweibern. Wenn sie erst über das Gebirge bei uns ankommen, bestehen sie ja nur noch aus Haut und Knochen. Man muss sie erst richtig mästen, damit sie wieder Fleisch auf die Rippen bekommen.“ Er spuckte erneut aus. „Und dann ist es mehr Fett, als richtiges Fleisch.“
Die andere Wache zuckte die Schultern. „Mir sind Rinder auch lieber. Aber besser ein Menschenweib, als gar kein Fleisch.“
„Nimm es mir nicht übel, Clanführer, aber wir sollten wirklich versuchen, ein paar Rinder der Mentever zu stehlen und zu züchten. Das bringt mehr Fleisch und es wäre von besserer Qualität.“
Stort-Valkar schüttelte den Kopf. „Du weißt selbst, dass wir das schon einige Male versucht haben. Die Rinder der Menschen gedeihen bei uns nicht. Keiner weiß, woran es liegt.“
„Dann sollten wir wenigstens auch ein paar Männer der Mentever rauben. Dann können wir die Menschen züchten und brauchen nicht so oft über die Grenze.“
„Auch das wurde versucht.“ Stort stieß ein verächtliches Geräusch aus. „Das gelang ebenso wenig.“
„Han-Keltor hat sie gebracht.“ Der Wachführer lächelte kühl. „Er hat den Beutezug geführt. Sind eine Menge Weiber und einige Kinder.“
Storts Gesicht wurde ausdruckslos. „Sie werden gerecht verteilt werden. Jeder wird seinen Bissen erhalten.“
Der Clanführer der Blauhand schritt weiter, aber seine gute Laune war verflogen.
Han-Keltor hatte wieder einmal auf eigene Faust gehandelt.
Der junge Truppführer wusste genau, dass sein Kriegsherr Stort dies nicht schätzte, aber er wollte Ruhm sammeln, um im Clan aufzusteigen. Han widersetzte sich dem Führer nicht offen, aber Stort-Valkar spürte, dass der Jüngere von Ehrgeiz zerfressen wurde. Stort würde den jungen Truppführer sorgsam im Auge behalten müssen. Er war gehörte zu jener Sorte von Kriegern, die einen Grenzzwischenfall provozieren würden, um in einem möglichen Krieg zu Ehren zu gelangen. Es war schwer, diese Krieger im Zaum zu halten. Sie wollten nicht erkennen, dass es für einen Krieg noch viel zu früh war.
Stort nickte den erfahrenen Kriegern zu, die ihm auf seinem Weg begegneten, ignorierte die Jüngeren und die Weiber. Weiber! Sie sollten einem Mann Vergnügen bereiten und ihn nicht mit Sorgen erfüllen. Und jetzt herrschte ein Thaan aus Weibern über das Volk. Ah, manchmal wünschte er sich die alten Zeiten zurück, in denen nicht die Worte, sondern das Schwirren fliegender Farsas und der Gesang der Klingen die Bestimmung eines wahren Kriegers gewesen waren. Ja, manchmal vermisste er die Kämpfe vergangener Zeit und doch war es gut, dass sie beendet waren. Die Zukunft der Berengar durfte nicht darin liegen, sich gegenseitig zu zerfleischen, sondern darin, zu wachsen und sich auszubreiten.
Stort-Valkar erreichte den Eingang seines Zeltes. Es gab keine Wachen, die es behütet hätten, denn der Führer des Clans herrschte unangefochten und war respektiert. Als er das Tuch zur Seite schlug und sich seine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte er seine Frau Tirana-Valkar und neben ihr den Truppführer Han-Keltor.
Han entblößte im Ehrensalut seine Kehle, Tirana hingegen verneigte sich, bis ihre Stirn den Boden berührte. „Willkommen in deinem Heim, Stort-Valkar, Herr der Blauhand und meines Herzens.“
Storts Stimmung war nicht die Beste. Ausgerechnet jenem Mann, dem seine Sorge galt, begegnete er nun in seinem Zelt. An sich war dies nicht ungewöhnlich, denn in Storts Abwesenheit entschied Tirana in seinem Namen. Vielleicht hatten sie wichtige Dinge beurteilen müssen. Dennoch erfüllte Hans Anwesenheit Stort mit Unbehagen, ja, mit Widerwillen.
„Ich bin sicher, du hast ein paar wichtige Dinge zu erledigen“, brummte Stort.
Der Hinauswurf war deutlich. Han-Keltors Lächeln gefror ein wenig, dann neigte er kurz den Kopf und schritt mit unbewegtem Gesicht an seinem Clanführer vorbei.
Tirana spürte Storts Verstimmung. „Han-Keltor brachte gute Neuigkeiten“, sagte sie lächelnd. „Frisches Fleisch für jeden.“
Storts Gesicht verfinsterte sich. „Ich hörte schon davon. Han-Keltor weiß genau, dass ich es nicht schätze, wenn er einen Trupp über die Grenze führt. Nicht, bevor ich es nicht ausdrücklich gestattet habe. Er reizt die Mentever zu einem Gegenschlag.“
Seine Frau Tirana hatte nur Verachtung für die Menschen übrig, die sich hinter Mauern versteckten. Sie verzog verächtlich das Gesicht. „Sie werden sich nicht über die Grenze wagen. Sie sind schwach und feige.“
„Sie sind weder schwach, noch feige. Du unterschätzt sie, ebenso wie Han-Keltor dies tut. Nur weil die Mentever starke Mauern und starke Waffen benutzen, sind sie noch lange nicht schwach oder feige. Sie haben mehr Möglichkeiten als wir und wissen sie zu nutzen. Die Clans unseres Volkes müssen gut vorbereitet sein, wenn wir uns den Menschen stellen und sie bezwingen wollen.“
Tirana errötete ein wenig. Sie hatten schon oft über diese Dinge gesprochen und die junge Frau teilte die Auffassung ihres Mannes keineswegs. „Wie dem auch sei. Die Mentever werden sich nicht daran stören. Denn wenn es dich beruhigt, mein Herr, so kann ich dir eine gute Nachricht verkünden. Han hat ein anderes Volk gefunden, das im Süden der Mentever lebt.“
„Ein anderes Volk?“
„Ein Menschenvolk und ohne Waffen. Es gehört nicht zum Bund der Mentever.“ Sie sah ihn sanft lächelnd an und näherte sich ihm. „Gutes Fleisch und ganz ohne Risiko.“
„Gutes Fleisch und ganz ohne Risiko?“ Er schob ihre Hand von sich. „Du verfluchte Närrin. Wie willst du das wissen? Man späht den Feind aus, bevor man ihn heimsucht. Vielleicht waren die Krieger fort, als Han ihr Dorf überfiel. Vielleicht rüsten sie sich nun zum Kampf. Vielleicht ist es ein starkes Volk.“ Er packte ihre Hände mit grobem Griff und schüttelte ihre schlanke Gestalt. „Vielleicht verschafft Han-Keltors Gier uns nun die Feindschaft eines zweiten Reiches. Verflucht, glaubst du, die Berengar könnten gegen zwei Feinde gleichzeitig bestehen?“
„Sie können es.“
„Närrin.“ Er stieß sie von sich und Tirana taumelte und stürzte in die weichen Polster, die auf dem Boden lagen. „Wenn die Oberherrin davon erfährt, und das wird sie, dann werde ich für Han-Keltors Dummheit gerade stehen müssen.“
Tirana leckte sich über die geschwungenen Lippen und schlug die Augen nieder. „Es tut mit Leid, mein Gebieter. Es wurde nicht bedacht.“
Stort-Valkar stieß ein missmutiges Knurren aus. Sein aufwallender Zorn begann zu verfliegen, als sich Tirana leicht zurücklehnte. Er wusste, dass sie es tat, um ihn mit ihren Reizen zu besänftigen, aber er war nur zu bereit, diesen Verlockungen nachzugeben.
Es gab viele ansehnliche Frauen im Volk der Berengar und Tirana-Valkar gehörte sicherlich zu den Schönsten. Ein schlanker und doch weiblicher Körper, mit glatter Haut in einem ebenmäßigen Kupferton. Wie bei den Frauen üblich trug sie ihr seidiges schwarzes Haar in einem langen Nackenzopf, der bis zu ihren Fußknöcheln reichte. Ihre vollendeten Formen waren von einem reich bestickten Gewand verhüllt, das bis zu den Knien reichte. Ein kostbarer Gürtel aus Reptilienhaut hielt es zusammen, an dem Tiranas Ehrendolch hing. Das Zeichen ihrer Unberührbarkeit für andere Männer und Symbol ihres Standes als Frau des Clanführers. An den Füßen trug sie die kniehohen Stiefel der Berengar. Sie waren ebenfalls aus der Haut einer Echse und für die verblasste rote Farbe hatte der Kehlsack eines Männchens herhalten müssen.
Stort sah auf die lockenden grünen Lippen, die sich nun leicht öffneten, als Tirana ihre Sinnlichkeit ausspielte. Sie hatte die tiefgrünen Augen halb geschlossen und musterte ihren Mann unter schwarzen Wimpern.
„Lass jetzt keinen Unmut zwischen uns sein“, sagte sie leise und streckte eine Hand aus. „Du warst lange fort und ich habe dich vermisst. Sehr vermisst.“
So leicht wollte Stort es ihr nicht machen, obwohl sich seine Männlichkeit zu regen begann. „Es war tatsächlich ein langer und staubiger Ritt.“
„Verzeih, ich bin dir eine schlechte Frau“, sagte Tirana zerknirscht. „Du brauchst ein erfrischendes Bad und einen kühlen Wein. Und danach“, ihr Lächeln vertiefte sich, „werde ich dir die Entspannung geben, die du nach einem langen Ritt benötigst.“
Stort nickte. „Lass mir etwas Wasser ein, während ich mich entkleide.“
Tirana-Valkar trat vor das Zelt und befahl einige Frauen zu sich, denen sie ihre Anweisungen gab.
Stort blickte sich rasch in seinem Heim um.
Es gefiel dem Clanführer nicht, dass er Han-Keltor im Zelt angetroffen hatte. Es entsprach nicht der Tradition, denn eine Frau der Berengar ließ keinen anderen Mann in ihr Heim, wenn der eigene nicht zugegen war. Zumindest hätte Tirana, ihrem Stande gemäß, eine Ehrenfrau an ihrer Seite haben müssen. Nein, es gefiel Stort nicht. Er kannte den heißblütigen Han gut genug, um sich misstrauisch im Zelt umzusehen. Gab es Anzeichen, dass Storts Ehre verletzt worden war?
Das große Zelt war ihn mehrere Kammern unterteilt. Den eigentlichen Wohnraum, der den gesamten Vorderbereich beanspruchte und in den Schlafteil, an den sich eine Kammer anschloss, die der Hygiene diente. Alles war in guter Ordnung und die Schlafstelle geglättet. Niemand hatte auf ihr geruht.
Stort biss sich unruhig auf die Lippe und trat hinter den Stoffvorhang, der die Kammer mit der Sitzwanne vom Rest des Zeltes trennte. Reinlichkeit war wichtig, wenn viele Berengar auf engem Raum lebten. Oft begnügte man sich mit einem leichten Sandbad, bei dem die feinen Körner Schmutz und Schweiß von der Haut rieben, aber dieses feste Lager verfügte über zwei Brunnen und reichlich Wasser. Der Boden war trocken, ebenso die Wanne. Stort kannte Tiranas Angewohnheit, sich nach der Paarung zu säubern und es beruhigte ihn, alles ungenutzt zu sehen.
Tirana und mehrere Frauen traten ein und brachten Wasser. Während Stort sich entkleidete, füllte sich die hölzerne Sitzwanne. Sie war ein Zeichen für Storts Reichtum, denn auch Holz war ein eher seltenes Gut im Land der Berengar und wurde nicht verschwendet. Tirana entließ die anderen Frauen und sah zu, wie ihr Mann sich ins Wasser gleiten ließ. Er seufzte behaglich, als er sich an das Rückenteil lehnte.
Tirana nahm ein weiches Tuch und begann seine Schultern und Oberarme abzureiben. Stort grunzte erfreut. Er wusste, dass sich dieser Schwamm bald einer Stelle nähern würde, die ihm äußerstes Wohlbehagen bereiten musste.
„Warte, ich will erst deine Beine massieren“, sagte Tirana leise. Sie spürte die Enttäuschung ihres Mannes und lächelte ihn an, während sie den Gürtel löste und das Gewand von ihren Schultern gleiten ließ. Sein Blick nahm jenen Ausdruck an, bei dem der Verstand eines Mannes der hemmungslosen Begierde wich.
Sie umrundete die Sitzwanne, beugte sich vor und der Schwamm glitt an den Außenseiten seiner Beine entlang. „Lege sie über den Außenrand“, forderte sie ihn heiser auf. „Dann komme ich leichter an die Innenseiten.“
„Und an andere Stellen, die der Reinlichkeit bedürfen“, ächzte er lüstern.
Stort-Valkar legte seine Füße über die breiten Wannenränder und der Schwamm glitt auf verlockende Weise über die Innenseiten seiner Schenkel. Auf und ab, mit quälender Langsamkeit, welche die Begehrlichkeit des Clanführers ins Unermessliche steigerte. Jedes Mal ein wenig tiefer. Nur ein wenig. Viel zu wenig. Stort drückte sich tiefer in die Wanne, um seine Männlichkeit näher an Tiranas Bewegungen zu führen.
Tirana-Valkar lächelte ihren Gemahl tiefgründig an. Sein Gesicht war von Erregung verzerrt und sein Verstand war längst gewichen. Ihr Lächeln vertiefte sich, das Tuch fiel achtlos ins Wasser. Tiranas Hände glitten nun an seinen weit gespreizten Beinen auf und ab und Stort atmete schwer.
Dann packte sie seine Fußgelenke und zog.
Stort kam nicht einmal zu einem Schrei.
Der Schwung von Tiranas Bewegung riss seine Beine in die Höhe und sein Oberkörper und Kopf verschwanden schlagartig unter Wasser.
Tirana wusste, das er ein kraftvoller Mann war und dass es nicht leicht sein würde.
Mit aller Kraft hielt sie seine Beine empor und das Wasser spritzte umher, während Stort verzweifelt versuchte, den Kopf an die Luft zu bekommen. Er strampelte und seine Hände tasteten über den Wannenrand. Einmal gelang es ihm sich halb aufzurichten, er schnappte gierig nach Luft, hatte jedoch nicht die Kraft, einen Schrei auszustoßen. Tirana stemmte sich gegen die Sitzwanne, nahm einen schmerzhaften Stoß hin und zog ihn erneut unter Wasser.
Stort kämpfte um sein Leben und er tat dies mit aller Kraft. Mehr als einmal glaubte Tirana, er werde sich befreien können, aber immer wieder konnte sie seine Anstrengungen zunichte machen. Schließlich, nach einer endlos erscheinenden Zeit, wurden seine Bewegungen schwächer und erstarben. Dennoch hielt sie ihn weiter fest, wollte sich sicher sein, dass er sich nie wieder aus eigener Kraft bewegen würde. Zufrieden sah sie, wie sich Blase und Darm leerten, ließ zögernd seine Fußgelenke los und trat schwer atmend zurück.
Tirana-Valkar taumelte vor Schwäche und sank auf den Boden. Dennoch fühlte sie ihren Triumph, als sie seine Hand sah, die schlaff über den Wannenrand hing. „Ich denke, mein Gebieter“, keuchte sie mit verzerrtem Lächeln, „du bist nun entspannt genug.“
Sie hörte Schritte und ein Hüsteln und fuhr erschrocken herum. Furcht sprang sie an, denn wenn man den Mord entdeckte, würde sie Stort nur um kurze Zeit überleben. Aber es war Han-Keltor, der im Wohnraum stand und bei ihrem Anblick forschend die Augen verengte.
„Keine Sorge, er ist tot“, murmelte sie erschöpft. „Und es war nicht leicht, das zu bewirken. Er ist stark, wie ein Repbulle.“
„Er war es“, korrigierte Han-Keltor und ein kaltes Lächeln überzog sein Gesicht, als er zu ihr eilte.
Bereitwillig sank sie in seine Arme. Er spürte die Blöße ihres Leibes durch seine Kleidung und Tirana merkte, dass es ihn erregte. Vielleicht war es auch die Anwesenheit des Todes. Man sagte, dass ein Krieger in seiner Nähe von besonderer Lust erfüllt werde. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter, ließ eine Hand forschend durch seinen Schritt gleiten.
„Wir müssen den schrecklichen Unfall verkünden“, murmelte er. „Und du solltest jetzt von Trauer erfüllt sein.“
„Es hat noch Zeit.“ Ihr Mund suchte seine Lippen. „Er liegt in warmem Wasser und es wird dauern, bis sein Kadaver kalt wird. Zeit genug für uns.“
Ihre tastende Hand ließ ihm ohnehin keine Wahl. Er küsste sie fordernd, ergriff ihre Hand und zerrte sie mit sich zur Schlafstelle. „Wir müssen vorsichtig sein. Wir müssen die angemessene Trauerzeit einhalten, bevor ich dich ohne Murren des Clans besteigen kann.“
„Du hast mich schon oft bestiegen.“ Sie sank auf das Bett und blickte über seine Schulter hinweg auf die Wanne und ihren toten Gemahl. „Und nie zuvor habe ich es so genossen.“
Sie paarten sich mit der wilden Gier, die sie immer empfanden und es erfüllte Tirana-Valkar mit einer perversen Befriedigung, dabei immer wieder zu der Sitzwanne sehen zu können. Das letzte Hindernis auf ihrem Weg nach oben war nun beseitigt und sie hatte es selbst getan. Sie hatte befürchtet, Han-Keltor werde ihr beistehen müssen, aber sie hatte es alleine vollbracht. Tirana biss vor Erregung in ein Kissen, um ihre lustvollen Schreie zu dämpfen. Aber vielleicht war es nicht schlecht, wenn man ihre Schreie vernahm. Man würde annehmen, Stort nehme sich, was ihm zustand. Je wilder die Besteigung, desto verständlicher würde Storts Erschöpfung erscheinen. Desto begreiflicher der schreckliche Umstand, dass er entkräftet in der Wanne eingeschlafen und ertrunken war. Während sie, Tirana, ahnungslos im Schlaf tiefer Befriedigung lag, glücklich über die Besteigung durch ihren Gemahl.
Sie schlang Arme und Schenkel um Han-Keltor. „Stoß mich härter. Du weißt, wie ich es mag.“
Han waren ihre lustvollen Schreie gleichgültig. Ihr Schoß versprach Befriedigung und so nahm er sie auf jene Art, die sie so sehr schätzte.
Schließlich sanken sie ermattet auf das Bett zurück.
„Ich werde gleich hinaus gehen und berichten, was ich Schreckliches vorfand“, sagte er leise. Schweiß sickerte über seinen muskulösen Körper. „Dich in tiefem Schlaf und den Clanführer ertrunken in seiner Wanne. Ein furchtbares Unglück.“
Sie lächelte und strich über seine sonnengelben Haare. „Welches uns beide unserem Ziel näher bringt.“
„Dein Sitz im Thaan ist unbestritten“, brummte er. „Du bist ohnehin die Frau des Clanführers und Mitglied des Rates.“
„Aber deine Position wird nun gestärkt.“ Sie richtete sich halb auf und stützte sich auf die Ellbogen auf. „Du bist der berühmteste Krieger des Clans, jetzt, nachdem Stort tot ist. Er kann sich dir nun nicht mehr entgegen stellen und die anderen werden es nicht wagen.“
Tirana drehte sich halb und ließ ihre Hand über seine Brust gleiten. „Ich will mehr, als nur einen Sitz im Thaan. Und dazu brauche ich Erfolge. Deine Erfolge, Han-Keltor.“
„Einen netten kleinen Krieg oder wenigstens einen größeren Überfall.“
„Das wird die Bedeutung der Blauhand hervorheben und meinen Sitz im Thaan stärken.“
„Die Oberherrin wäre dagegen.“ Han lächelte kühl. „Da ist sie ebenso feige, wie Stort es war. Sie will noch keinen Krieg provozieren. Wir sollen erst stärker werden, sagt sie. Nein, sie würde ihre Zustimmung verweigern.“
„Selbstverständlich würde sie das.“ Tirana ließ ihre Hand ein wenig tiefer gleiten. „Man könnte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.“
„Wie meinst du das?“
„Die Oberherrin wird in den nächsten Jahren immer wieder die Grenze bereisen und sehen, wie weit die Vorbereitungen gediehen sind. Bei einer dieser Reisen könnte ihr etwas zustoßen.“
Han-Keltor lachte leise auf. Er wusste sofort, was seine Geliebte damit zum Ausdruck bringen wollte. „Ah, ich verstehe. Nun, ich könnte da etwas vorbereiten. Einen netten kleinen Hinterhalt.“
„Dem die Oberherrin zum Opfer fällt.“
„Natürlich.“
Ihre Hand fand eine Stelle, die ihm mehr als nur Behagen bereitete. „Es darf natürlich kein Verdacht auf uns fallen. Wenn Stort und die Oberherrin in kurzem Abstand sterben, dann wird das Misstrauen erwachen. Zumal, wenn wir beide dadurch im Rang aufsteigen. Wir müssen uns in Geduld üben und viel Zeit verstreichen lassen, bis wir den nächsten Schritt wagen. Aber wenn die Oberherrin stirbt, dann werde ich schon dafür sorgen, dass ich in ihre Position aufsteige.“
„Lass mich das arrangieren. Ich stelle es als einen Überfall der Mentever hin. Dann ist dein Weg im Thaan frei und wir haben einen guten Grund für einen Rachefeldzug ins Menschenland.“
„Und du wirst ihn führen“, sagte sie lockend. „Als oberster Kriegsherr der Berengar.“
Ihre Worte schmeichelten ihm ebenso, wie ihre Berührungen.
Ja, Han-Keltor war sehr hilfreich in seiner Stärke und seinem Ehrgeiz. Tirana musste nur darauf achten, dass er eines Tages nicht zu stark und zu ehrgeizig wurde. Sie musste ihn im Auge behalten, aber bis dahin konnte sie seine Kraft zwischen ihren Schenkeln genießen.
„Komm, mein Kriegsherr“, flüsterte sie. „Das Wasser in der Wanne ist noch warm genug und uns bleibt noch Zeit für einen kühnen Ritt.“
„Du bist ausgesprochen gierig“, murmelte er und zwängte sich zwischen ihre willig geöffneten Schenkel.
Tirana lachte leise. „Nicht nur darin sind wir uns ähnlich.“
Sie mussten vorsichtig sein, denn sie waren noch nicht am Ziel. Aber der entscheidende Schritt war nun getan und es gab kein Zurück. Jetzt kam es darauf an, dass Han-Keltor einen Weg fand, die derzeitige Oberherrin der Clans zu töten, ohne dass ein Verdacht auf sie beide fiel. Danach würde es an Tirana liegen, den Rat der Thaan in ihrem Sinne zu beeinflussen. Es würde Jahre dauern und sie mussten sich in Geduld üben. Das würde ihnen nicht leicht fallen, doch das Ziel lohnte den Einsatz. Mit ihr als Oberherrin und Han als oberstem Kriegsherrn würden die Clans in den Krieg gegen die Menschen ziehen.
Doch zuvor musste noch etwas Blut fließen.
Ein geringer Preis für ihren Erfolg.