Читать книгу Der geheime Pfad von Cholula - Michael Hamberger - Страница 16

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Da klingelte auf einmal ihr Handy. Sie nahm es aus der Tasche und erschrak, als sie sah, dass Peter sie anrief. Herrgott noch mal, den hatte sie ja total vergessen. Sie antwortete:

„Hallo Peter!“

„Mann Layla, ich versuche seit Stunden, Dich zu erreichen. Ich wollte schon einen Suchtrupp losschicken!“

„Sorry, Peter, es tut mir wirklich sehr leid!“

„Layla ich kenne Dich ja. Wenn Du an einer Story bist, dann kann Dich nichts, aber auch gar nichts bremsen!“

„Peter, es tut mir wirklich leid!“

„Schon gut! Ich habe einige Infos für Dich. Zuerst Mal diese Mercedes Ramírez. Also sie wurde tatsächlich entführt. Ihre Familie hat eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Ihre Familie wohnt in Puebla. Hast Du was zu schreiben, ich gebe Dir die Namen der vermissten Mädchen durch?“

„Moment bitte!“

Layla nahm ihre Tasche und begann drin zu wühlen. Sie nahm einen Notizblock und einen Bleistift hervor. Sie klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter ein und sagte:

„O.K. Peter, ich bin bereit!“

Peter nannte ihr die Adresse, die Layla in ihr Notizblock schrieb. Viele Namen musste Peter ihr buchstabieren, da er deren korrekte Spanische Aussprache nicht kannte. Layla dankte ihm und fragte:

„Hast Du auch was über Sergio Alcazar und Aguas Verdes herausfinden können?“

„Nein, habe ich nicht. Den Namen Sergio Alcazar gibt es gar nicht. In keinem Register. Es gibt keine Urkunde über ihn, keine Versicherungsnummer, nichts, nada, niente. Selbiges gilt für Aguas Verdes im Mexikanischen Hochland. Es gibt etwas über Aguas Verdes in Argentinien und Peru. Auch in Mexiko habe ich etwas gefunden, aber nur in Baja California. Das hilft Dir nicht viel, oder?

„Nein, nicht wirklich, Was hast Du über den geheimen Pfad von Cholula und die verschwundenen Frauen?“

„Ich konnte eine Liste finden mit insgesamt 47 Frauen aus Cholula, Tlaxcala und Puebla. Ich habe Dir die Liste per Mail geschickt. Ist sehr interessant, schau es Dir bei Gelegenheit mal an. Über den geheimen Pfad habe ich auch nicht viel herausgefunden. Es klingt alles sehr stark nach Gruselmärchen, so in der Art, ‚niemand de ihn je sah, überlebte’ Das einzige was irgendwie nach verwertbarer Information klingt, ist der Hinweis, dass er in einem Tempel oder einer Kirche beginnen soll. Ich habe auf jeden Fall alles zusammengestellt und Dir geschickt. Brauchst Du sonst noch etwas?“

„Ja, könntest Du versuchen dich an eine Person namens Antonio Gonzales López zu hängen. Ich weiß, dass es Tausende dieses Namen geben muss, aber dieser muss mit Aguas Verdes, oder dem verschwundenen Pfad oder Cholula zu tun haben!“

„Kein Problem, mache ich mich gleich daran“

„Des Weiteren brauche ich alle verfügbaren Informationen über einen Pater Mark Bishop und des Convento Santo José, hier in Mexiko!“

„Ist gebongt. Was hast Du herausgefunden?“

Layla wusste genau, dass sie im nächsten Flugzeug nach Europa saß, wenn sie Peter alles wahrheitsgemäß erzählte. Deshalb gab sie ihm eine abgeschwächte Version ohne die Gefahren und ohne die übernatürliche Note darin. Als sie erwähnte, dass sie wahrscheinlich den geheimen Pfad von Cholula gefunden hatte, pfiff Peter anerkennend. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn lächeln. Alleine dies konnte schon eine kolossale Story werden.

Peter legte auf. Daniel sah sie neugierig an, sodass sie Layla kurz auf den neusten Stand brachte. Dann begann sie sich nachdenklich am Kinn zu kratzen. In ihren Gedanken begann ein Plan für die nächsten Schritte zu reifen. Dafür musste sie erst einmal an ihre E-Mails kommen.

„Daniel, kennst Du hier irgendwo in der Nähe ein Internet Cafe, wo ich meinen Computer anschließen kann?“

„Sag mal, in welchem Jahrhundert lebst Du?“

fragte Daniel mit gespielter Entrüstung, fuhr in eine Nebenstrasse die über Umwege wieder ins Zentrum führte und steuerte mit einem undeutbaren Grinsen nach circa 5 min ein ganz normales typisches mexikanisches Restaurant an.

„Was hast Du vor? Hier finden sie uns doch in wenigen Minuten und hier komme ich auch nicht ins Internet!“

Daniel lächelte nur und fuhr in eine gut getarnte Einfahrt, die ihn hinter das Gebäude führte. Dort stellte er das Auto ab und führte die überraschte Layla ins Restaurant. Dort wurde er vom Besitzer ganz freudig begrüßt. Auch die Tochter des Besitzers war gar ganz außer sich vor Freude, als sie Daniel sah und sprang ihm mit einem Aufschrei in die Arme. Daniel lächelte und der Besitzer schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter, während es sagte:

„Daniel, was für eine Überraschung. Was gibt uns die Ehre nach dieser langen Zeit, dass Du uns einmal wieder besuchst? Und wer ist die hübsche junge Dame an Deiner Seite!“

„Das ist meine Prima Layla. Sie lebt in der Schweiz, ist aber Deutscher Staatsbürger!“

„Daniels Familie ist mir immer willkommen!“

Er küsste ihr galant die Hand. Daniel stellte ihn vor:

„Layla, darf ich Dir Don Romano vorstellen, den Besitzer dieses exklusiven Restaurants. Er ist ein guter Freund von mir.“

Don Romano blickte ihr tief in die Augen und lächelte. Layla war begeistert. Don Romano hatte ein fast unglaubliches Charisma und eine natürliche, ungezwungene Autorität, der ihn als den geborenen Führer qualifizierte. Dabei hatte er aber einen freundlichen und herzlichen Charme, der Layla sich gleich wohl- und geborgen fühlen ließ. Der Mann war einfach unglaublich. Seine Tochter umarmte immer noch Daniel und machte auch keine Anzeichen, ihn wieder loszulassen. Sie war etwa 15 – 16 Jahre alt und ausgesprochen hübsch. Auch sie strömte diese natürliche Freundlichkeit aus, die ihren Vater so auszeichneten. Don Romano hob die Hand und winkte er nach einem Kellner.

„Rolando, den besten Tisch für meine Freunde“

Daniel gab ihm mit der Hand ein Zeichen.

„Don Romano, wäre es möglich, dass ich erst in Dein Büro kann?“

Der Restaurantbesitzer sah Daniel verwirrt und fragend an und Daniel nickte ihm kaum merklich zu. Dann sagte er:

„Aber natürlich, fühle Dich ganz wie zu Hause, aber hinterher seid ihr meine Gäste!“

„Mit dem größten Vergnügen!“

Layla sah ihn ganz perplex an. Daniel setzte nur sein wissendes Gesicht auf, zwinkerte ihr zu und folgte Don Romano. Layla folgte den beiden schweigsam. Sie würde sich gedulden müssen. Im Büro von Don Romano angekommen fiel Layla dann erst mal das Kinn bis auf die Brust herunter. Es sah aus, wie in einem Hightech – Labor. Unzählige Computer standen hier Reihe an Reihe und die vielen blinkenden Lichter zeigten, dass die Computer auf Hochtouren arbeiteten. Daniel setzte sich auf den großen Computersessel und begann an dem mittleren, zentralen Computer zu tippen.

„Was ist das denn?“

fragte Layla und ihre Augen leuchteten.

„Hmm, Du kennst ja auch meine Vergangenheit? Bevor ich Sicherheitsexperte für Computersysteme wurde, war ich auch mal auf der anderen Seite!“

„Welche andere Seite?“

„Ein Hacker. Was Du aber sicher nicht weißt, ist, dass es ein richtiges Hackernetzwerk hier in Mexiko gibt, das heißt, es gibt einige Hotspots, einige Hackerzentralen, von wo aus die Angriffe geplant und ausgeführt werden. Dies ist einer dieser Hotspots. Ich hätte zwar auch über mein Handy, Deine E-Mails herunterladen könne, aber hier geht es wesentlich schneller und von hier aus kann ich auch noch versuchen, weitere Informationen einzuholen. Gib mir mal bitte Deinen Labtop!“

Layla holte den Labtop aus ihrer Umhängetasche und gab ihn Daniel, der ihn an einige Kabel anhängte. Layla gab ihr Passwort ein und öffnete ihre Mailbox. Mit unvorstellbarer Geschwindigkeit luden sich die Mails, die aufgrund der Attachements ganz schön umfangreich waren. Layla öffnete die Anhänge und fragte Daniel, ob sie diese ausdrucken konnte. Daniel übernahm die Tastatur. Mit der unglaublichen Routine eines Experten huschten seine Hände über die Tasten. Layla vermochte ihm nicht auch nur ansatzweise zu folgen, aber nicht einmal fünf Minuten später hatte sie gut 50 Seiten an Daten auf ihren Schoss und blätterte sich hindurch. In der Zwischenzeit schloss Daniel sein Handy über ein weiteres Kabel an und begann erst an der Handy Tastatur und dann an ihrem Labtop zu tippen, dann zurrte auch schon wieder der Drucker.

„Die Bilder von diesem verfluchtem Tempel. Ich habe sie Dir auch auf Deinen Labtop geladen und an Peter geschickt. Brauchst Du sonst noch etwas?“

„Ja, ich habe jetzt keine Zeit, mich um all diese Dinge zu kümmern. Ich muss den geheimen Pfad finden. Kannst Du diese Daten bitte auswerten und vielleicht noch weitere Daten suchen?“

„Natürlich, kann ich das! Es wird mir ein Vergnügen sein“

„Dann brauche ich ein anderes Auto. Das da draußen dürfte mittlerweile dank der Aktion beim Tempel bei Sergio und Antonio bekannt sein!“

„Du willst doch nicht schon heute nach Aguas Verdes? Es wird bald dunkel!“

„Wenn wir die Karte gleich entschlüsseln können, dann würde ich tatsächlich schon heute gehen!“

Daniel begann wieder in seiner fast widernatürlichen Geschwindigkeit auf die Tastatur zu Hämmern. Nach wenigen Momenten sagte er:

„Dein Auto, einen Jeep Cherokee hast du in zwanzig Minuten hier vor dem Haus.“

Dann begann Daniel wieder mit seiner Arbeit. Layla vertiefte sich wieder in die Informationen über die verschwundenen Frauen, die Peter geschickt hatte. Sie konnte aber überhaupt keine Zusammenhänge erkennen. Es schien fast so, als wären sie willkürlich ausgewählt worden. Da würde wirklich Daniel darangehen müssen. Daniel schien mit seiner Arbeit erfolgreicher gewesen zu sein, der er pfiff plötzlich zwischen seinen Zähnen und winkte Layla zu sich heran.

Er hatte die Bilder aus dem Handy über eine Landkarte von Google Earth gelegt. Deutlich sichtbar waren die Pyramide und der Plaza Mayor, die maßstabgetreu mit der Zeichnung übereinstimmten, Selbst das gelbe Gebäude des Tempels war deutlich zu erkennen. Was aber überhaupt nicht zu erkennen war, war der geheime Pfad und dessen Ende. Da war nichts, überhaupt nichts.

„Daniel, kannst Du es vergrößern?“

„Natürlich!“

Daniel zog an der Maus und das Bild, sowie die Karte vergrößerten sich. Layla zuckte zusammen.

„Daniel, mach mal den roten Strich einen Millimeter zur Seite!“

Daniel nickte, klickte zwei-, dreimal an der Maus und schon war der rote Pfad wenige Millimeter weiter rechts. Layla sprang vor Aufregung auf. Jetzt konnte sie entlang der roten Linie eine feine natürliche Linie erkennen, die auf den Millimeter genau übereinstimmte. Es war aber kein Weg, oder gar eine Straße, es war vielmehr ein ausgetrockneter Flusslauf! Dieser Fluss musste aber schon lange ausgetrocknet sein, denn er sah selbst in dieser großen Auflösung ziemlich verwittert aus, praktisch nicht mehr wahrnehmbar. Hätten sie die rote Linie nicht gehabt, hätten sie ihn niemals gesehen.

„Kannst Du mir dies ausdrucken?“

„Natürlich!“

„Gehe jetzt bitte zum Ende der Linie!“

Daniel machte, wie ihm geheißen wurde, aber auch hier war nichts zu sehen. Es war praktisch eine Steinwüste, ohne irgendwelche erkennbare Form. Sollte dort ein Dorf namens Aguas Verdes, also grünes Wasser sein? Unmöglich! Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich dort persönlich umzusehen. Auch wenn es spät wäre, sie würde sofort aufbrechen und sich zumindest dort umsehen. Es blieb noch mindestens zwei Stunden hell. Wenn sie sich beeilte, müsste sie noch vor Einbruch der Dunkelheit dort eintreffen. Vielleicht konnte sie sogar schon Sergio Alcazar interviewen. Wichtigstes Ziel aber war natürlich, Lupi zu finden. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie sie das bewerkstelligen sollte, noch hatte sie eine Ahnung, wie sie diese dann befreien sollte, wenn sie sie wirklich finden sollte, aber es nicht zu versuchen, war einfach keine Alternative. Was würden diese Monster heute Nacht Lupi antun? Sie würde sich dies niemals verzeihen können. Sie musste los. Und zwar so schnell als möglich.

Der geheime Pfad von Cholula

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